Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
Vom Netzwerk:
Willie das Kästchen und wartete, wobei er neugierig das blasse Mondgesicht beobachtete.
    Es sah fast so aus, als sei die Aufregung über das Geschenk für Willie zuviel. Er wurde krebsrot im Gesicht. Sein Atem ging schwer. Seine Finger zitterten, als sie das Papier zerrissen. Endlich hatte er es geschafft - und starrte mit grenzenloser Enttäuschung darauf. «Wofür ist das?» fragte er.
    Gaylords Herz sank. «Das ist ein Briefbeschwerer», sagte er. «Wie der, den du verloren hast.»
    Willies Augen wurden eng. «Den du mir geklaut hast, meinst du.»
    «Das hab ich doch nicht getan, Willie. Aber ich hab dir einen anderen mitgebracht, um... na ja, damit alles wieder gut ist.»
    Willie betrachtete das Glas widerwillig. «Mit dem ist gar nichts los. Den Fluß kann ich immer sehen. In dem andern war eine Stadt und Straßen und so.»
    Das kommt davon, wenn man auf sein Gewissen hört. Gaylord fühlte sich überhaupt nicht wie der liebe Gott. Und Willie hatte es auch nichts geholfen. Gaylord sagte: «Also gut, dann gib’s wieder her, wenn du’s nicht magst.»
    Willie machte ein verschlagenes Gesicht. Schützend schloß er seine Hände um die Kugel. Gaylord wollte sie ihm entreißen; dann sah er etwas, das seine Knie weich werden ließ. Schweigend kamen Willies Brüder hintereinander in den Steinbruch. Und sie sahen ganz so aus, als ob sie ernst machen wollte.
     
    Die Familie hatte sich versammelt. Das Haus war voller Menschen. Im Tod hatte Großtante Marigold eine Bedeutung erlangt, die ihr in ihrem anspruchslosen Leben nie beschieden gewesen war. Ben und Bea waren gekommen und waren seltsam gedämpft. Becky, hübscher denn je, und Peter. Dazu Verwandte, die selbst schon seit Jahren darauf warteten, die gleiche Reise anzutreten wie Marigold.
    Es klopfte an die Tür. Rose öffnete. Stan stand vor ihr.
    Er lächelte nicht, schaute sie bekümmert an. «Komm herein», sagte sie. «Ich dachte, du wärst noch in Wales.»
    «Es hatte ja keinen Sinn, noch länger dort zu bleiben. Jetzt bin ich auf dem Weg nach Hause.»
    «Wie nett von dir, hier hereinzuschauen», sagte sie, keineswegs steif, sondern als fände sie es wunderbar von ihm. Er stand immer noch auf der Schwelle, einen weißen Sturzheim auf dem Kopf. In einer Hand hielt er ein Paar Motorradhandschuhe und schlug mit ihnen verlegen in die andere Hand. «Ich wollte dir nur sagen, wie leid mir das mit deiner Tante tut.»
    «Komm doch herein», sagte sie und zitterte bei dem Gedanken, er könne sich gleich wieder auf seinen Motorroller schwingen und ab nach Durham brausen.
    Er schüttelte den Kopf. «Ihr habt doch sicherlich das Haus voller Menschen», sagte er. «Bestimmt habt ihr das.»
    Er hatte recht. Sie würden keine ruhige Minute zu einem Gespräch für sich haben - vorausgesetzt, daß er sich das überhaupt wünschte. Da hatte sie einen Einfall: «Weißt du», sagte sie, «ich wollte gerade ins Dorf gehen. Willst du mich nicht begleiten?»
    Er schien unschlüssig. «Ich darf mich nicht lange aufhalten. Ich kenne nämlich den Weg von hier aus nicht.»
    «Komm doch mit», sagte sie und lächelte ihn an, um damit die unsagbare Angst in ihrem Innern zu verbergen.
     
    Die Stille in dem alten Steinbruch war lähmend. Willies Brüder umzingelten schweigend Gaylord.
    Der stand da, in der stechenden Sonne, und wartete auf das, was kommen sollte. Sein Blick verfolgte jede Bewegung von ihnen. Und ihre Augen starrten ihn unverwandt an.
    Klein, hilflos, aber trotzig stand er da, mit gespreizten Beinen, verzweifelt aufrecht, mit vorgestrecktem Kinn.
    Sie waren ihm ganz dicht auf den Leib gerückt. Der trockene, muffige Geruch alter Kleider, der scharfe Geruch dieser schwitzenden Körper schien den ganzen Steinbruch anzufüllen. Flucht war unmöglich. Er konnte sich keinen Fußbreit rühren.
    Berts Gesicht hing über Gaylord. Seine Lippen verzerrten sich, ehe er sprach. «Dein Vater ist ein Schwein», sagte er dann.
    Gaylord stand unbeweglich wie ein Denkmal. Der Schweiß lief ihm in die Augen, aber er traute sich nicht zu zwinkern, weil sie dann gedacht hätten, er heule.
    Bert sagte: «Sprich mir nach: Los, sag’s. » Gaylord schwieg.
    Langsam hob Bert den Fuß. Dann trat er Gaylord mit aller Wucht vors Schienbein. «», wiederholte er.
    Gaylord wurde schwarz vor Augen. Der Steinbruch begann sich ganz langsam wie ein Karussell zu drehen. Der Schmerz durchzuckte seinen ganzen Körper. Aber er

Weitere Kostenlose Bücher