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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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so anders. Ich sehe zu Nevis und er starrt mich unverhohlen an. Die Eiskristallaugen bohren sich direkt in meine und lassen nichts darüber erkennen, was ihr Besitzer gerade denkt. Verlegen sehe ich weg und nehme einen großen Schluck Wein, was Jesien mit einem anerkennenden Brummen quittiert.
    »Durstig?«, fragt Sol amüsiert und ich verschlucke mich fast, während ich ihm mit hitzigem Kopf zunicke. Mit Sicherheit bin ich hochrot angelaufen.
    Wir essen alle still weiter – bis auf Nevis, der wieder dazu übergegangen ist, ein Loch in die Luft zu starren. Ich bin dankbar für die Ruhe und mustere die Jahreszeiten verstohlen. Mir fällt auf, dass sie alle ihrer normalen Umgebung entsprechend gekleidet sind. Aviv trägt ein grünes T-Shirt und Sol ein gelbes Achselshirt, welches seine braun gebrannten und trainierten Oberarme ins rechte Licht rückt. Jesien hat ein rotbraunes Langarmshirt an, während Nevis einen hellblauen Pullover trägt, der ihn noch blasser macht, als er ohnehin schon ist, aber seine unglaublichen Augen betont. Gaia erhebt sich und beendet damit das Essen.
    »Du darfst dich jetzt gerne hier umsehen, Maya.« Sie sieht zu ihren Söhnen und breitet die Arme in beide Richtungen aus. »Die vier stehen dir zu deinen Diensten, wenn du Gesellschaft wünscht.«
    Wie peinlich! Alle, sogar Nevis, starren mich an und ich schaffe es gerade so zu nicken und zu lächeln. Mir kommt es vor, als würde ich in letzter Zeit nichts anderes tun, nur nicken und lächeln wie ein strohdoofes Dummerchen. Ich überlege kurz, dann entscheide ich mich endlich mal mutig zu sein und Sol anzusprechen. Er war beim Essen sehr still und er ist bisher definitiv mein Favorit.
    »Sol?«
    Der Gott mit den blonden Haaren und den dunkelblauen Augen schaut mich mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht an.
    »Würdest du mir alles zeigen?«
    Er erhebt sich und kommt zu mir herüber. »Sehr gerne, Maya.« Eine von der Sonne verwöhnte Hand streckt sich mir entgegen und ich ergreife sie. Neugier bringt mich dazu, mich noch einmal umzudrehen, als er mich aus dem Raum führt. Jesien und Aviv werfen sich einen nicht zu deutenden Blick zu, während Nevis den Kopf zu seiner Mutter gedreht hat und ich somit nur seinen weißen Haarschopf sehen kann.
    »Ich dachte mir«, beginne ich zu beichten, als wir den Speisesaal verlassen haben, »dass ich mir den beliebtesten unter euch zuerst ansehe.«
    Sol sieht mich mit großen Augen an und lacht. Er duftet nach frisch geschälten Orangen mit einer Mischung aus Sommerregen und Meeresbrise. Ich könnte mir gut vorstellen diesen Geruch für den Rest meines Lebens zu riechen.
    »Was hat dir Mutter schon über dieses Haus berichtet?«, fragt er mich und zieht die Augenbrauen belustigt hoch. Dieser jungenhafte Ausdruck lässt ihn noch hübscher wirken.
    »Noch nicht viel«, sage ich und sehe mich in der Eingangshalle um. »Ich weiß nur, dass es da in eine Art Wohnzimmer mit Wintergarten geht und dass hinter uns der Speisesaal ist.«
    »Das ist so nicht ganz richtig, Maya«, sagt Sol lachend. »Dieses Haus lebt. Räume erscheinen, wo man sie braucht, sofern es gerade möglich ist. Nicht jeder Raum kann zum Beispiel von deinem Zimmer aus erreicht werden. Ich fürchte, du bist zu kurz hier, um alles zu verstehen, aber du sollst wissen, dass du von hier aus in jeden Gesellschaftsraum kommst. Sei es nun das Wohn- oder Esszimmer oder aber Mutters Unterhaltungsräume.« Sol deutet zu der Haustür. »Verlassen solltest du diese lebendigen Gemäuer allerdings nicht.«
    »Das hat sie mir schon gesagt«, fahre ich ihm ins Wort und entschuldige mich sofort für mein Verhalten. Diese Situation macht mich wohl doch nervöser, als ich dachte.
    »Schon gut«, sagt Sol grinsend und deutet auf den Flur neben der großen Treppe, aus dem ich gekommen bin. »Dort geht es zu deinem Schlafgemach. Folge einfach dem Flur und er wird dich automatisch in die richtige Richtung lenken.« Der Sommer scheint kurz zu überlegen. »Im Grunde kommst du auf die gleiche Art überall hin. Wenn du zum Beispiel Gaia oder mich finden willst, brauchst du bloß an die betreffende Person zu denken und dieses Haus lenkt dich automatisch.«
    »Der Wahnsinn«, flüstere ich vor mich hin und Sol nickt lächelnd. »Ich habe schon herausgefunden, dass die Wände in meinem Zimmer mir zeigen, was immer ich will.« Ob sie mir auch meine Mutter oder Iria zeigen würden? Das muss ich heute Abend unbedingt ausprobieren.
    »Wenn man länger hier ist, bekommt man

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