Morituri - Die Todgeweihten
etwas essen.«
Jetzt spürte auch Mahoney, wie der Hunger in seinen Eingeweiden wütete. Es war ein angenehmes Gefühl; ein Gefühl, das einem bestätigte, dass man noch am Leben war. Warum auch nicht!
Sie aßen.
Kapitel 3
Lord Kilgour von Kilgour, vormals Chief Warrant Officer Alex Kilgour (1. Imperiales Garderegiment, i. R.), vormals CWO A. Kilgour (abkommandiert), Imperiale Streitkräfte, Sonderaufgaben; vormals Soldat bis Sergeant Kilgour (Agent der Sektion Mantis), verschiedene Aufgaben, von Sprengstoffspezialist über Scharfschütze bis zum Geheimtraining zur Erfüllung sämtlicher Aufgaben, die der verstorbene Ewige Imperator hinter den Kulissen mit einem Maximum an Effektivität erledigt wissen wollte, schwadronierte weiter drauf los.
»… und dann schüttet es wie aus Kübeln, tagelang, es regnet und regnet ohne Unterlass. Die Nachbarn raten dem Großmütterchen: Besser, Sie retten sich in höhere Gefilde.«
»Ach was«, sagt sie. »Ich habe Vertrauen. Gott wird sich um mich kümmern. Der Herr wird’s schon richten.«
Es war ein wunderschöner Abend. Der klobige Mann fläzte auf einem kleinen Sofa, hatte die Füße auf eine Fußbank gestreckt und den Kilt dekorativ zwischen die Beine gestopft. Zu seiner Rechten lagen die Waffen seiner Wahl in Reichweite: eine Karaffe randvoll mit Old Sheepdip, der zu schwindelerregenden Preisen – schwindelerregend für alle, die nicht so reich wie Kilgour waren – von der Erde importiert worden war, und daneben ein Literkrug Lager.
Das Feuer prasselte im Kamin, der groß genug war, dass drei ausgewachsene Männer bequem aufrecht darin stehen konnten. Draußen fegte der Wintersturm so wütend um Deacon Brodies Taverne, wie ihn nur ein Polargewitter auf dem Planeten Edinburgh, Alex’ 3G-Heimatplaneten, entfachen konnte.
Ein wundervoller Abend. Kilgour genoss gerade seinen vierten, nein, fünften Drink. Ihm gegenüber saßen gute Freunde, die noch nicht das gesamte Repertoire von Kilgours Geschichten durchlitten hatten. Das kleine Barmädchen hatte bereits schüchtern angefragt, ob Lord Kilgour sie wohl später durch den Sturm und den Matsch nach Hause begleiten würde.
Es war heimelig und ruhig und friedlich. Allein aus alter Gewohnheit saß Alex mit dem Rücken zur Wand, und seine linke Hand, die sich auf die Kniescheibe stützte, war nur wenige Zentimeter vom Holster einer Mini-Willygun, das an seinem Oberschenkel befestigt war, entfernt.
»Und der Regen schüttet herunter und herunter, und das Wasser steigt und steigt. Alle ihre Schweine werden davongespült, quiekend gehen sie dahin. Und die Kühe schwimmen los, um sich in Sicherheit zu bringen. Von unten, von der Straße her, nähert sich ein A-Grav-Gleiter.«
»Mütterchen, komm jetzt!« ertönt der Ruf. »Alles ist überschwemmt! Du musst mit uns kommen.«
»Ach was!« ruft sie zurück. »Ich geh nicht weg. Der Herr wird’s schon richten.«
Und das Wasser steigt und steigt, und der Regen fällt unaufhörlich, und die Hühner sitzen auf dem Dach und gackern aufgeregt. Das Haus wird bis zum ersten Stockwerk überflutet. Da kommt ein Boot herbei. »Meine Dame, jetzt müssen Sie aber los. Wir retten Sie!«
Und wieder ertönt ihre unerschütterliche Antwort: »Nein, nein, der Herr wird’s schon richten.«
Doch der Regen wird immer stärker. Und das Wasser steigt und steigt. Jetzt ist schon das zweite Stockwerk unter Wasser. Und das Mütterchen hockt auf dem Dach, zusammen mit den Hühnern, und da kommt ein zweiter A-Grav-Gleiter vorbei. Er schwebt über dem Dach, und ein Mann beugt sich herunter: »Mütterchen! Wir sind gekommen, um dich zu retten!«
Sie bleibt eisern und ruft wieder nur: »Nein, nein, ich bleibe. Der Herr wird’s schon richten.«
Und der Regen fällt und fällt, und die Flut steigt immer höher. Und sie ertrinkt, tot und alles.
Und sie fährt hinauf in den Himmel, wo sie der Herrgott bereits erwartet. Doch unsere liebe alte Dame ist ziemlich sauer auf ihn!
Sie baut sich auch gleich direkt vor Gott dem Allmächtigen auf und brüllt ihn an: »Wie konntest du nur, Herr? Ein einziges Mal bitte ich dich um Hilfe, und du reagierst nicht einmal!«
Der Com summte. Der Wirt ging an den Apparat.
»Alex. Für dich. Von deinem Hotel.«
»Verflucht noch mal«, schimpfte Alex. Doch er stand auf. »Bleibt sitzen. Es ist zwar kein besonders guter und auch kein besonders langer Witz, aber bleibt trotzdem bitte sitzen.«
Er ging hinter die Theke. Das Gesicht auf dem Bildschirm erkannte
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