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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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schlankes, ansehnliches, silbrig glänzendes Wesen, dessen Haupteigenschaften Kraft, eine fast unverwüstliche Gesundheit sowie die Fähigkeit, sich jeder sie bedrohenden Lebensform anzupassen und sie zu absorbieren, waren. Außerdem war es so dumm wie ein Röhrenpilz.
    Die andere Hälfte seines Wesens zeigte sich äußerlich nur in dem roten, pulsierenden Flecken auf seinem Schädel. Sie war einst nicht mehr als eine einfache, robuste Lebensform gewesen, am ehesten noch mit einem Virus zu vergleichen, auch wenn der Vergleich sehr hinkt. Seine Stärken waren extreme Virulenz, die Fähigkeit, die Abwehrproteine jeder Zelle, die sich ihm entgegenstellte, zu durchbrechen – und die Anlage, gewaltige Intelligenz zu entwickeln. Seine größte Schwäche bestand in der inneren, genetischen Uhr, die nach ungefähr einhundertsechsundzwanzig Jahren abgelaufen war.
    Kyes hätte eigentlich schon »tot«, sein unvergleichliches Gehirn nur noch eine kleine, schwärzliche Kugel verrottender Zellen sein müssen. Sein Körper, diese ansprechende Hülle, die sämtliche natürlichen Funktionen des Grb’chev verrichtete, konnte sehr wohl noch hundert Jahre oder länger weiterexistieren, doch wäre Kyes dann kaum mehr als ein sabberndes, teilnahmsloses Gemüse.
    Als Kyes sein Schicksal mit dem der anderen Mitglieder des Privatkabinetts in eine Waagschale warf, tat er das nicht, weil ihn nach mehr Macht gelüstete. Kyes suchte Rettung. Sämtliche Reichtümer des Universums bedeuteten ihm nichts mehr. Er wollte Leben. Intelligentes Leben.
    Das AM 2 war ihm herzlich egal, was er seinen Kollegen gegenüber selbstverständlich nicht äußerte. Seine Schwäche aufzudecken würde seinem Untergang gleichkommen. Nachdem der Imperator ermordet worden war und die verzweifelte Suche nach dem Ursprung seiner niemals versiegenden Energiequelle einsetzte, machte er sich auf die Suche nach etwas ganz anderem: er wollte herausfinden, was genau den Ewigen Imperator unsterblich machte.
    Zunächst war er sich ebenso sicher darüber gewesen, die Antwort in den persönlichen Dokumenten des Imperators zu finden, wie die anderen hinsichtlich des Aufspürens des AM 2 .
    Zum Zeitpunkt der schändlichen Tat war Kyes 121 Jahre alt. Das bedeutete, ihm blieben nur noch fünf Jahre. Inzwischen waren mehr als sechs Jahre vergangen, und Kyes war immer noch am Leben!
    In den Jahren seither war er beinahe zu einem Hysteriker geworden, der hinsichtlich seiner geistigen Fähigkeiten ständig an die Uhr denken musste, die unerbittlich in seinem Innern ablief. Der kleinste Aussetzer in seinem Gedächtnis versetzte ihn in Panik. Eine vergessene Verabredung ließ ihn sofort in eine düstere Stimmung versinken, die er nur schwer vor seinen Kollegen verbergen konnte. Das war der Hauptgrund, weshalb er sich so lange von der Erstwelt ferngehalten hatte.
    Was sein fortgesetztes Leben betraf, so hatte er davon nicht mehr Ahnung als vom größten Geheimnis des Imperators. Kein Exemplar seiner Spezies hatte bisher die natürlich Marge von 126 Jahren überlebt.
    Diese Aussage stimmte allerdings nicht ganz. Der Sage nach hatte es ein Exemplar gegeben – wenn man der Sage vom Methusalem der Grb’chev glauben wollte.
    Die Legende setzte noch in der Vorgeschichte dieser miteinander verwobenen Lebensformen ein. In dieser langen, finsteren Ära bestand das Leben, der Sage zufolge, nur aus Konflikten und Chaos. Plötzlich kam ein Wesen daher, das sich von allen anderen komplett unterschied. An den Namen dieses Wesens1 konnte sich niemand mehr erinnern, was den Wahrheitsgehalt der Geschichte sehr zweifelhaft erscheinen ließ, die Legende jedoch um so unwiderstehlicher machte.
    Dem Mythos zufolge erklärte dieses Wesen bereits als Jugendlicher seine Unsterblichkeit. In den darauf folgenden mehr als hundert Jahren wurde er als umherwandernder Denker und Philosoph bekannt, der die größten Geister seiner Zeit beschämte. In seinem vorbestimmten Todesjahr war das gesamte Königreich gespannt, täglich erwartete man die Kunde von seinem Ableben. Das Jahr verstrich. Und noch eins. Und danach ein weiteres. Bis seine Unsterblichkeit zur allgemein akzeptierten Tatsache wurde. Dieser erste – und einzige langlebige Grb’chev wurde der Regent des Königreichs. Ein Zeitalter großer Erleuchtung dämmerte herauf, das mehrere Jahrhunderte, vielleicht sogar tausend Jahre dauerte. Von dieser Zeit an war die Zukunft der Rasse gesichert; zumindest behaupteten das die Geschichtenerzähler.
    Am meisten

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