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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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beherzt Luft. Dann zauberte er ein breites Lächeln auf sein Gesicht. »Es tut mir sehr leid, meine Verehrten Anwesenden«, sagte er. »Aber der Wissenschaftler in mir … ts, ts, ts … Wie gedankenlos. In Zukunft werde ich mich darum bemühen –«
    Die dünne Kraa knurrte. Es war ein raspelndes, keinesfalls angenehmes Geräusch. Es klang eindeutig nach einem blutrünstigen Raubtier.
    »Dreizehn Monate«, stieß Lagguth hervor. »Und das ist nur knapp bemessen.«
    »Wollen Sie uns damit sagen, dass Sie, obwohl Ihre Abteilung das AM 2 nicht ausfindig machen konnte, jetzt wenigstens eine ungefähre Schätzung abgeben können, wann es soweit sein wird? Ist das richtig?« Lovett tat sich immer dann hervor, wenn es darum ging, das Offensichtliche zusammenzufassen.
    »Jawohl, Sr. Lovett«, antwortete Lagguth. »Daran besteht kein Zweifel. Innerhalb von dreizehn Monaten sind wir soweit.« Er klopfte auf den hohen Dokumentenstapel.
    »Wenn das stimmt, hört es sich sehr viel versprechend an«, schaltete sich Malperin ein. Sie unterbrach Lagguths instinktive Verteidigung seiner Arbeit mit einer Handbewegung. Malperin stand einem immensen, zusammengeschusterten Konglomerat aus Firmen und Gesellschaften vor. Sie regierte es nicht sehr gut. Doch sie verfügte über genug Durchhaltevermögen, um so lange weiterzumachen, wie es ihr gefiel.
    »Was halten Sie davon, Sr. Kyes?« fragte sie. Malperin liebte es, Diskussionen immer wieder zu verlagern und dabei mit ihrer eigenen Meinung so lange wie möglich hinterm Berg zu halten. Seit einiger Zeit vermutete Kyes, dass sie eigentlich über keine Meinung verfügte und erst herausfinden wollte, woher der Wind wehte, bevor sie sich zu Wort meldete.
    »Zuerst möchte ich Sr. Lagguth eine Frage stellen«, sagte Kyes. »Eine recht kritische, wie ich glaube.«
    Lagguth forderte ihn mit einer Handbewegung auf zu fragen.
    »Wie viel AM 2 steht uns momentan zur Verfügung?«
    Lagguth stotterte ein wenig herum und holte dann zu einer langen, abstrakten Diskussion aus. Kyes unterbrach ihn, bevor er den Faden richtig aufnehmen konnte.
    »Lassen Sie es mich anders ausdrücken«, sagte Kyes. »Ausgehend vom gegenwärtigen Verbrauch und der gegenwärtigen Rationierung – wie lange reicht unser AM 2 noch aus?«
    »Zwei Jahre«, antwortete Lagguth. »Nicht länger.«
    Die Antwort traf die Versammelten wie ein Keulenhieb. Nicht, weil sie unerwartet kam. Es war vielmehr so, als hätte man ein Todesurteil verlesen, in dem genau der Augenblick festgehalten war, an dem man zu existieren aufhörte. Nur Kyes zeigte sich unbeeindruckt. Diese Situation war ihm nicht ganz fremd.
    »Wenn Sie sich also bei den dreizehn Monaten täuschen …«, setzte Malperin an.
    »Dann ist es verdammt noch mal aus, weniger als ein Jahr später, Kumpel!« krächzte die dünne Kraa.
    Lagguth blieb nichts anderes übrig als zu nicken. Nur Kyes wusste, warum der Mann dermaßen Angst hatte. Er log.
    Nein, nicht hinsichtlich des Zweijahresvorrats an AM 2 . Vielmehr hatte er sich die erste Einschätzung komplett aus den Fingern gesogen. Dreizehn Monate. So ein Unsinn! Niemals klang wahrscheinlicher. Lagguth und seine Abteilung wussten heute nicht mehr über die AM 2 -Quelle des Imperators als vor sechs Jahren, als sie mit der Suche angefangen hatten. Das Motiv für die Lüge? Er wollte seinen verdammten Kopf auf den Schultern behalten. War das nicht Motiv genug?
    »Bleiben wir bei der ersten Zahl«, wandte sich Kyes mit betont sanfter Stimme der dürren Kraa zu. »Es ist witzlos, sich über den Sprung über den Abgrund den Kopf zu zerbrechen, wenn man noch nicht einmal die Kante erreicht hat.«
    Beide Kraa starrten ihn an. Trotz ihrer hässlichen Züge waren ihre Blicke noch nicht einmal unfreundlich. Sie hatten gelernt, sich auf Kyes zu verlassen. Woher hätten sie wissen sollen, dass ihn sein persönliches Dilemma von Anfang an in die Rolle des Besonnenen gezwungen hatte? »Sr. Lagguth glaubt, dass die Suche nach dem AM 2 noch dreizehn Monate in Anspruch nehmen wird«, sagte Kyes. »Das kann richtig sein, muss aber nicht. Ich weiß jedoch, wie wir sicherer sein können.«
    »Ach ja? Wie das denn?« wollte Lovett sofort wissen.
    »Ich habe einen neuen Computer so gut wie fertig gestellt. Meine Wissenschaftler arbeiten schon seit einigen Jahren daran. Wir haben ihn in erster Linie als Werkzeug für Archivare entwickelt.«
    »Na und?« Das war die fette Kraa, die unverfrorene von beiden, falls das denn möglich war.
    »Wir haben vor,

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