Morphogenesis
geben, erarbeitete ich aus ihnen die Erzählung Bruder Oz (erschienen in meiner Novellensammlung Die Stille nach dem Ton) und vermengte sie mit ideologischen Ansätzen aus George Orwells 1984.
Mit der vorliegenden, stark überarbeiteten Neuversion von Die Stadt der Klage schließt sich nun ein langjähriger Schaffenskreis; der Roman wurde wieder zu dem, was er einst werden sollte. Morphogenesis beinhaltet erstmals die vollständige Geschichte um Hippolyt Krispin.
An dieser Stelle möchte ich mich für zwei ganz spezielle »Tote« bedanken. Genauer gesagt: Für zwei Tote und die Zustimmung ihrer literarischen Schöpfer, sie in die Romanhandlung von Morphogenesis mit einbinden zu dürfen.
Da wäre zum einen der misslaunige Taxifahrer Spindario, im Original eine tragische Figur aus Malte S. Sembtens Kurzgeschichte Die Bakschisch-Zone. Im Falle von Spindario beförderte der Autor seinen Protagonisten bereits eigenhändig in die Stadt der Toten. Da die Story jedoch genau in dem Augenblick endet, als sie nach meinem Geschmack richtig interessant wurde, startete ich im Rahmen eines Besuchs Ende 1996 das Experiment, gemeinsam mit Malte eine Fortsetzung zu Die Bakschisch-Zone zu schreiben. Das Vorhaben scheiterte an dem Umstand, dass Malte und ich völlig konträre Vorstellungen davon hatten, wie eine Geschichte verfasst wird. Bauchmensch traf sozusagen Kopfmensch, Spontaneität Konzeptdenken. Dennoch brachten wir drei oder vier Manuskriptseiten zu Papier, an denen ich in den folgenden Monaten sporadisch weiterschrieb. Die wenigen Tage, die mein Besuch bei Malte dauerte, waren somit die Geburtsstunden meines 1997 erschienenen Romans Die Stadt der Klage, in der Spindario (unter dem kritischen Blick seines Schöpfers) seine erste Auferstehung erfuhr. Zwar erhielt er in der Story nicht, wie anfänglich geplant, die Hauptrolle, doch zumindest eine würdige Nebenrolle. Wen allerdings interessiert, wie Spindario in die ursprünglich nur sehr diffus beschriebene Höllenstadt gelangt ist und was es mit seinem ominösen, eigenmächtigen Taxi auf sich hat, dem empfehle ich Malte S. Sembtens Kurzgeschichtenband Die ein böses Ende finden.
Der zweite entliehene »Tote«, Albert Beck, ist eine Figur aus Thomas Thiemeyers Roman Medusa. Beck, vom Autor auf unschöne, aber charaktervolle Art und Weise ins Jenseits befördert, leitet in Morphogenesis einen wechselseitigen Reigen kleiner literarischer Querverweise ein, von denen an hiesiger Stelle nur dieser Auftakt verraten werden soll. In den kommenden Jahren werden aufmerksame Leser in den Romanen von Thomas und mir immer wieder dezente Anspielungen und literarische Überschneidungen finden, sowie gegenseitige Protagonisten in hoffentlich skurrilen »Cameo-Auftritten« wiedertreffen – so schon bald in Thiemeyers kommendem Roman Reptilia …
Besonderer Dank (und unverhohlenes Staunen) gilt meinem »Exorzisten«, dem evangelischen Theologen Dr. Marco Frenschkowski, für die Übersetzungen diverser Textstellen und Dialoge ins Bibelhebräische, Lateinische und Akkadische (bzw. Assyrische, einem Dialekt des Akkadischen). Vor allem Marcos Kenntnisse der akkadischen Sprache, für die ich sonst zweifellos eine Zeitmaschine benötigt hätte, erwiesen sich als Glücksgriff. Des Weiteren freue ich mich über seine Beratung und seine Korrekturvorschläge bezüglich des jiddischen Dialektes meines Protagonisten Meliosch.
Ebenfalls zu großem Dank verpflichtet für sein Wissen über das alte Ägypten und die Duat bin ich Werner »Anubis« Placho und seinen Haus- und Hof-Ägyptologen für das Wälzen von Fachbüchern und die unermüdlichen Informationen über die Dämonen der fünf Feuergruben, die Literaturempfehlungen über altägyptische Höllenvorstellungen und dem ganzen Rest zwischen Horuskindern und Schlangenkult. Teilweise trudelten Werners E-Mails nachts um drei Uhr bei mir ein …
Selbstverständlich tauchen auch in dieser Danksagung wieder die üblichen Verdächtigen auf. Allen voran – natürlich, müsste ich fast schon schreiben – Malte S. Sembten, der sich erneut monatelang mit meinen literarischen Ergüssen auseinandergesetzt und wie üblich sehr viel dazu beigetragen hat, dass der vorliegende Text an Qualität und Ästhetik gewann.
Mittlerweile darf ich Malte (zumindest für diesen Roman) auch als offiziellen Lübbe-Lektor beglückwünschen. Nachdem er bereits seit neun Jahren auf freundschaftlich-kollegialer Basis ein kritisches Auge auf meine Texte wirft und meine
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