Mortal Kiss
oben bis unten. »Wow !«
»Gefällt’s dir ?«
»Ja, das Top ist fantastisch! Es ist wie … «
Etwas lenkte Faye ab, eine Bewegung. Sie sah auf und blickte unverhofft in zwei tiefbraune Augen. Auf der anderen Seite des Fensters stand ein Junge, vollkommen reglos. Alles an ihm war dunkel. Sein Haar war schwarz und zerzaust. Er trug eine schwere, schwarze Lederjacke, eine ramponierte, schwarze Jeans und klobige, schwarze Stiefel.
Und er starrte sie an. Faye konnte den Blick nicht von ihm wenden. Ihr Herz schlug schneller, als sie sah, wie er die Fäuste öffnete und die Hände ans Glas legte, als versuchte er, sie zu erreichen.
Fayes Herz klopfte immer schneller, bis es gegen ihren Brustkorb hämmerte. Sie wollte wegschauen, brachte es aber nicht fertig.
Liz flüsterte ihr zu: »Der gehört zu diesen Black Dogs. Das ist bestimmt der, von dem deine Tante gesprochen hat, dieser Finn .«
Plötzlich drang ein Schrei von draußen herein, und der Junge drehte den Kopf. Ein Mann, Mr Purser vom CD-Laden, kam brüllend auf den Jungen zugerannt. Ohne nachzudenken, stürzte Faye aus dem Laden, um zu sehen, was los war. Liz folgte ihr auf dem Fuße, und die Schritte der Mädchen hallten auf dem gefliesten Boden.
»Ich weiß, was du hier treibst !« , rief Mr Purser wütend. »Was ihr alle treibt. Ihr sucht was zum Stehlen. Ihr wartet, bis wir nicht hinsehen, und dann nehmt ihr, was ihr kriegen könnt! Warum haut ihr nicht ab ?«
Aus dem Nichts tauchten die anderen Biker auf und schritten wie eine Naturgewalt an Faye und Liz vorbei. Zum ersten Mal sah Faye sie aus der Nähe. Ihre Kamera hatte sie in der Umkleide gelassen, doch sie versuchte, sich alle zu merken. Der Anführer war enorm groß, und auf seiner Lederjacke prangte das Symbol der Gang: ein Hund oder vielleicht ein Wolf, der den Mond anheulte. Zwei ältere Biker sahen aus wie Brüder, hatten grauhaarige Narbengesichter und trugen die gleiche ärmellose Lederjacke, um ihre muskelbepackten und üppig tätowierten Arme zu zeigen. Nur einer war kleiner als Finn, sogar kleiner als Faye und Liz, glich das aber mit einem furchterregenden Blick aus. Er trug lange, graue Zöpfe, und seine Haare schienen noch nie Bekanntschaft mit einer Schere gemacht zu haben. Dieser Mann nahm seine Sonnenbrille ab, als er zu Mr Purser schritt. Einer nach dem anderen pflanzte sich im Kreis um Finn und den Ladenbesitzer herum auf. Keiner sagte ein Wort, doch ihre Wut ließ die Luft nahezu knistern.
Sekunden später tauchten Leute vom Sicherheitsdienst auf und wollten wissen, was Finn im Schilde geführt habe.
»Moment !« , hörte Faye sich sagen. »Moment, ich glaube nicht … «
»Faye « , fauchte Liz und griff sie am Arm. »Was machst du denn ?«
Einer der Wächter kam auf sie zu. »Miss? Haben Sie zu diesem Vorfall etwas zu sagen ?«
»Ich hab ihn nichts stehlen sehen « , sagte Faye, spürte seinen Blick noch immer auf sich ruhen und fragte sich, was sie da machte. »Ich glaube nicht, dass er etwas mitgehen lassen wollte. Er stand bloß so da .«
Der Wachmann nickte und wandte ihr den Rücken zu, um mit dem Anführer der Biker zu reden, dem untersetzten Hünen mit grauem Haar und wütendem Blick. »Gut. Aufgepasst! Wir verfolgen die Sache nicht weiter. Diesmal noch nicht. Aber ich will, dass Sie und Ihre Gang verschwinden. Und zwar sofort .«
Es schien kurz, als wollten die Biker widersprechen. Ihr Anführer trat näher, bis er direkt vor dem Wachmann stand, der erfolglos versuchte, seine Angst zu verbergen. »Ich will hier keinen Ärger « , stammelte er.
Der Biker lächelte kalt. »Dann hab ich einen Tipp für Sie: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Leute keinen Ärger lostreten. Denn beim nächsten Mal bin ich nicht so friedlich gestimmt. Kapiert ?«
Der Wachmann beeilte sich zu nicken. Der Anführer blieb noch kurz vor ihm stehen. Dann wies er mit dem Kopf zum Ausgang. Die Biker zogen ab und gingen nacheinander langsam an Faye vorbei. Alle rochen nach Benzin und Motoröl. Finn ging als Letzter.
»He « , murmelte er, als er sie erreichte. »Danke .«
»K-keine Ursache « , stammelte Faye, erneut über ihr Herzrasen verwirrt.
»Vielleicht sieht man sich mal wieder .«
»V-vielleicht .«
Er musterte sie und strahlte kurz. »Steht dir gut « , sagte er, bevor er seine Sonnenbrille aufsetzte. »Solltest du kaufen .«
Erst als Finn sich abgewandt hatte und zu den anderen nach draußen trottete, begriff Faye, was er meinte. Sie war aus dem MK gerannt, ohne die Sachen, die
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