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Mortlock

Mortlock

Titel: Mortlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Mayhew
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»Er konnte es nicht ertragen, mich zu sehen, nachdem Lilly tot war. Wahrscheinlich erinnerte ich ihn zu sehr an Mortlock.«
    »Und Wiggins? Wie konnte er damit leben, dass du ihn jeden Tag an Mortlock erinnert hast?«, fragte Josie mit finsterer Miene. Sie wusste immer noch nicht, ob sie hier bei Wiggins bleiben konnte, nach allem, was er getan hatte.
    »Er ist ein praktischer Mann, Josie. Er hat getan, was nötig war, um seinem Freund zu helfen, und er hat gut für mich gesorgt. Und du kannst über ihn sagen, was du willst, er hat für seinen Freund verdammt viel riskiert. Das würden nicht viele Menschen tun. Wo wären wir denn jetzt – vor allem du –, wenn er Cardamom nicht gerettet hätte?«
    »Ich weiß es nicht.« Josie spürte, wie ihr schon wieder die Tränen kamen. Es gab so vieles, was sie erst mal begreifen musste, so viele Dinge in ihrer beider Vergangenheit, die nahezu unerklärlich waren. »Ich denke viel über Cardamom nach. Wer war er wirklich? Für mich war er der wichtigste Mensch in meinem Leben, und jetzt habe ich das Gefühl,dass ich ihn überhaupt nicht gekannt habe. War er ein Scharlatan? Ein Feigling, der sich nicht traute, es mit Mortlock aufzunehmen? Er hat mir nie die ganze Wahrheit über irgendetwas gesagt, und das kann ich ihm nicht so leicht verzeihen.«
    »Er war ein ganz normaler Mann, Josie. Aber er hat dich ganz bestimmt gerngehabt. Wir haben alle Gutes und auch ein bisschen Böses in uns. Sie waren ganz normale Männer, die etwas Schreckliches und Mächtiges entdeckt haben, womit sie nicht zurechtkamen. Dieser Blume wäre niemand gewachsen gewesen, wenn du mich fragst.«
    »Ja.« Josie seufzte und sah wieder aus dem Fenster. »Mortlock muss auch etwas Gutes in sich gehabt haben, sonst hätte er sich nicht auf diese Weise geopfert. Es war, als hätte er am Ende etwas wiedergutmachen wollen. Er hatte noch eine letzte Chance, und er hat sie genutzt.«
    »Die meisten Leute wollen letzten Endes lieber das Gute als das Böse«, sagte Alfie und hockte sich neben sie. Nicht zum ersten Mal beneidete Josie ihn um seine unbekümmerte Art.
    »Meinst du, Lorenzos Zirkus ist von dem Fluch befreit?«
    »Ich denke schon, jetzt, wo die Amarant vernichtet ist«, erwiderte Alfie. »Ohne die Blume ist nichts mehr da, was den Fluch fortführen könnte. Bestimmt ruhen sie jetzt alle in Frieden. Ach, und ich habe Neuigkeiten von Arabella. Sie ist in Sicherheit. Mr Carr war bei ihr im Dorf. Anscheinend hat sie alle Frachtkähne, die dort anlegten, abgeklappert und nach uns gefragt.«
    »Na, das ist doch mal eine gute Nachricht«, sagte Josie und griff nach dem Brotstück. Sie war auf einmal schrecklich hungrig.
    »Und was ist mit dir, Josie?«, fragte Alfie leise. »Mr Wiggins möchte, dass du bei uns bleibst.«
    »Keine Ahnung. Ich weiß noch nicht, wie es weitergehen soll, Alfie.« Sie wandte den Blick wieder zum Fenster.
    »Na, du kannst jedenfalls bleiben, solange du willst.« Alfie richtete sich wieder auf. »Und selbst wenn du dich entschließt zu gehen, weißt du, wo du uns findest.«
    »Unser Vater hätte die Welt beherrschen können«, flüsterte Josie und griff nach seiner Hand. »Aber er hat unseretwegen darauf verzichtet. Das lässt mich einfach nicht los.«
    »Dann sollten wir vielleicht ein bisschen stolz darauf sein, dass wir Mortlock heißen«, erwiderte Alfie grinsend. »Außerdem hat er dir was hinterlassen – was ziemlich Wertvolles, schätze ich.«
    »Was denn?«
    Alfie streckte die Arme aus, und sein Gesichtsausdruck wurde sanfter. »Bleib bei uns, Josie. Ich will dich nicht verlieren.«
    Josie sah ihn an, dann breitete sich zum ersten Mal seit langer Zeit ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Also gut, Alfie Mortlock, ich bleibe. Obwohl ich keine Ahnung habe, was du mit einer nervigen älteren Schwester anfangen willst.«
    Alfie lachte und stibitzte ihr ein Stück von dem Brot. »Wir sind Zwillinge, wie kannst du da älter sein? Nervig, ja, aber auf keinen Fall älter …«
    Josie sprang auf und stemmte die Arme in die Seiten.
Dieser Streit
, dachte sie,
wird sich noch Jahre hinziehen
.

Einst saß eine Krähe auf einem Baum,
    Die war so schwarz, schwärzer geht’s kaum.
    Die alte Krähe sprach zu ihrem Mann:
    »Komm, wir schaffen uns was zu essen an!«
    Sie flogen über ein weites Gebiet,
    Da hatte ein Bauer Getreide gesät.
    Da kam der Bauer mit seinem Gewehr,
    Und beide erschoss außer einer er.
    Die ihm entkam flog zum Baum zurück
    und sprach: »Alter Bauer, bei mir hast du

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