Morton Rhu - Leben und Werk
Barden macht. Ob sie die Sätze aus dem Song »I Feel a Change Comin’ On« überhaupt kennen? Aber für die Elterngeneration dürfte interessant sein, dass sich der siebzehnjährige Morton Rhue 1967 das legendäre Dylan-Album »Blonde on Blonde« kaufte und es fast jeden Tag nach der Schule auf dem Plattenspieler seiner Eltern hörte. Bald kaufte er sich auch eine Mundharmonika und versuchte mit Bob Dylan mitzuspielen.
Seit vielen Jahren trägt Morton Rhue seine Haare kurz geschnitten. Aber es gibt Fotos von ihm als Jugendlicher, auf denen er wie ein Hippie aussieht. »Noch bevor ich anfing zu schreiben, erkannte ich dank Bob Dylan die Kraft des geschriebenen Wortes, die Kraft von Liedern und was man damit bewirken kann.« Ob er jemals daran gedacht hat, Liedertexter zu werden statt Buchautor? »Ja, in jener Zeit habe ich versucht, Songs zu schreiben. Aber ich hatte nicht genügend Talent. Und auf der Straße habe ich meine Kompositionen nicht gesungen. Mein Repertoire während meiner Reise in Europa war sehr klein: wenige Dylan- und traditionelle Folk-Songs. Eigentlich hatte ich nur drei Songs, die ich spielte.« Nur drei Songs? Ich wollte von Morton Rhue wissen, wie er mit drei Songs seine Reisen finanzierte. »Wenn du nur drei Songs hast und sie auf der Straße spielst, dann gehen die Leute rasch weiter. Und es kommen schnell neue Leute hinzu. Es ist besser, ein kleines und gutes Repertoire als Straßenmusiker zu haben, als ein abendfüllendes Programm. Du verdienst mehr mit drei als mit dreißig Songs.« Während seiner Reisen lebte Morton Rhue auch längere Zeit auf einem Schiff in Kopenhagen. Er war anspruchslos und brauchte nicht viel Geld.
Engagement für den Frieden
In nahezu jedem Roman Morton Rhues wird deutlich, dass das friedliche menschliche Miteinander ein großes Anliegen des Autors ist. Auf seiner Webseite findet sich neben dem Buchtipp »The Good Soldier« von David Finkel folgende Einschätzung: »Nach der Lektüre dieses Buches steht für mich fest: Egal, was Präsident Obama für Absichten oder Ziele verfolgt, indem er junge Männer und Frauen in den Mittleren Osten schickt, diese Kriege sind angesichts der Menschenleben, die sie fordern, nicht zu rechtfertigen. Ich schätze Obama sehr und ich bin sicher, dass er glaubt, gute Gründe dafür zu haben, sie dorthin zu schicken, aber das macht es nicht richtig.«
Morton Rhue sagt von sich selbst, er sei ganz klar ein Pazifist: »Ich kann nicht verstehen, dass wir an diesem Punkt unserer Zivilisation immer noch Kriege führen. Ich halte Krieg für etwas Verrücktes. Und es sind immer die Älteren, die die Jüngeren in den Krieg schicken. Das Leben ist zu kostbar, zu wertvoll, um es in Kriegen zu verlieren.«
Morton Rhue hatte die Absicht, einen Jugendroman über einen Irak-Heimkehrer zu schreiben: »Ich fand aber nicht die richtige Art, die Geschichte zu erzählen. Manchmal will man so sehr eine Geschichte erzählen. Man hat die Idee, eine genaue Vorstellung, aber man findet nicht die Form, es auf die richtige Weise zu tun. Ein Beispiel: Der amerikanische Autor M. T. Anderson hat das Buch ›Feed‹ geschrieben. Das Buch erzählt von der Kommerzialisierung der amerikanischen Bürger. Es ist eine Satire, die in der Zukunft spielt. Schon Babys wird das Hirn direkt an das Fernsehen und das Internet angeschlossen. Dadurch werden sie zu willigen Verbrauchern. Vor vielen Jahren hatte ich eine ganz ähnliche Idee, aber ich war nie in der Lage, einen passenden erzählerischen Rahmen dafür zu finden. Und als ich ›Feed‹ las, dachte ich: ›Das ist es! Anderson hat das Buch geschrieben, das ich schreiben wollte!‹ Manchmal hat man also ein Gefühl, eine Idee für eine Geschichte, findet aber nicht die Möglichkeit, sich richtig auszudrücken.«
Doch wichtiger als die Frage der Form war für Rhue seine Sorge, dass ein Roman über das Trauma eines heimgekehrten Soldaten Verwandte und Freunde der jungen Irak-Veteranen oder Opfer brüskieren oder sogar verletzen könne. Morton Rhues Pazifismus kommt in vielen seiner Bücher und besonders deutlich in seinem Roman »Über uns Stille« zum Ausdruck, in dem sich ein Junge die Explosion einer Atombombe und deren Folgen vorstellt.
Ein langer Weg: Schreibmaschinen, Glückskekse und Seifenopern
»Neulich war ich zum Essen eingeladen und jemand fragte mich nach meinem Beruf«, erzählt Morton Rhue. »Wie üblich berichtete ich kurz von meinem Werdegang und von meiner Arbeit als Kinder- und Jugendbuchautor.
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