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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Handtücher. Wenn du fertig bist, steht das Essen auf dem Tisch.«
    Es fehlte Kathryn die Kraft, zu widersprechen. Das Verhandeln schien einfacher zu sein. »Wenn ich mich anziehe und esse – läßt du mich dann in Ruhe?«
    »Erst dann, wenn wir draußen gewesen sind und uns bewegt haben.«
    »Na schön. Anschließend läßt du mich also in Frieden.«
    »Bis morgen.«
    Kathryn seufzte, fügte sich und betrat das Badezimmer. Dem Morgen würde sie sich stellen, wenn es soweit war.
    Der Sonnenschein war so grell, daß er sich wie tausend Nadeln in Kathryns Augen anfühlte. Der Versuch, das Licht mit den Händen abzuschirmen, scheiterte schon nach wenigen Sekunden.
    »Ich muß zurück und einen Hut holen«, klagte sie.
    Aber Phoebe blieb nicht stehen. »Du gewöhnst dich daran«, sagte sie einfach und blickte auch weiterhin nach vorn.
    Kathryn fühlte sich nicht kräftig genug, um Einwände zu erheben, und deshalb folgte sie ihrer Schwester.
    Sie schritten über den gefrorenen Boden der kahlen Kornfelder.
    In sechs Monaten würden die neuen Halme mehr als anderthalb Meter hoch sein, doch an diesem kalten Tag im Januar war die Erde hart und klumpig. Kathryn stolperte immer wieder.
    »Wie weit noch?« fragte sie und schwankte erneut, als ihr Fuß in eine Furche geriet.
    »Bis du körperlich erschöpft bist.«
    »Das bin ich bereits. Wirklich.«
    »Ich weiß, wann es soweit ist.«
    Erneut gab Kathryn nach. Bring es hinter dich, dachte sie.
    Stolpere über die Felder, bis Phoebe dich laut keuchen hört und glaubt, daß du fix und fertig bist – dann kannst du wieder ins Bett. Sie schwieg, setzte einen Fuß vor den anderen und achtete darauf, nicht mit dem Fuß umzuknicken.
    Sie hatte es geschafft, etwas von der Gemüsesuppe zu
    schlucken, die Phoebe ihr vorsetzte. Außerdem leerte sie mehrere Becher Kaffee – ihre Schwester kochte den besten Kaffee in der Familie –, woran sie echten Gefallen fand. Jetzt waren sie ziellos unterwegs, gingen nur, um zu gehen, um müde zu werden. Je mehr Kathryn darüber nachdachte, desto sinnloser erschien ihr alles. Schließlich blieb sie stehen.
    »Das reicht, Phoebe«, sagte sie fest. »Ich bin nicht deine Gefangene. Ich brauche diese Wanderung nicht fortzusetzen, wenn ich nicht will. Ich kehre jetzt heim.«
    Phoebe trat vor sie, sah sie aus hellgrauen Augen an. Die Kälte hatte einen rötlichen Schimmer auf ihren Wangen geschaffen.
    »Nein, du kehrst nicht heim«, erwiderte sie. »Offenbar verstehst du nicht. Ich lasse nicht zu, daß du dein Leben verschläfst. Du hast lange genug auf der faulen Haut gelegen.«
    Empörung erwachte in Kathryn, ein Zorn, der die Leere in ihrem Innern zu füllen begann. »Auf der faulen Haut gelegen?
    Entschuldige bitte, Phoebe, aber ich wußte nicht, daß ich mein Verhalten deinen Zeitplänen und Vorstellungen anpassen muß. Ist es vielleicht zuviel verlangt, wenn ich dich um ein wenig Mitgefühl bitte?«
    Phoebe schob das Kinn vor und bedachte ihre Schwester mit einem durchdringenden Blick. Sie schien selbst Zorn zu empfinden. »Genau das hast du die ganze Zeit über von allen bekommen: Mitleid. Meine Güte, Kathryn – eine schreckliche Sache ist passiert. Aber du trauerst nicht nur; du schwelgst geradezu in Trauer. Der Kummer frißt dich auf, und dagegen will ich etwas unternehmen.«
    Kathryn setzte zu einer Antwort an, aber Phoebe holte tief Luft und fuhr fort: »Glaubst du vielleicht, nur du leidest daran? Für dich war es natürlich am schlimmsten, denn du hast zwei geliebte Personen verloren. Aber auch ich muß auf Daddy verzichten. Und unsere Mutter verlor ihren Ehemann. Und sie kann deswegen nicht trauern, weil sie sich dauernd um dich Sorgen machen muß.«
    Phoebe musterte ihre ältere Schwester aufmerksam und hielt nach einer Reaktion Ausschau. Kathryn fühlte sich plötzlich nackt im kalten Licht der Wintersonne, nackt und hilflos. Sie begann zu zittern.
    »Wir haben dir Zeit gegeben, darauf gewartet, daß du dich erholst. Wir haben alles versucht, um dir dabei zu helfen, es durchzustehen. Aber du versinkst immer tiefer im Gram. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß man soviel schlafen kann wie du. Es ist nicht gut für dich, und es ist auch nicht gut für Mutter und mich, für die Leute, die dich lieben, denen etwas an dir liegt.
    Deshalb habe ich beschlossen, es nicht länger hinzunehmen. Von jetzt an wirst du das Leben fortsetzen. Wenn es manchmal weh tut, so mußt du eben damit fertig werden. Nur auf diese Weise kannst du den

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