Mosaik
vermutlich auch medizinische Hilfe.
Es war ihm gelungen, im Schneesturm zu überleben, und sie wollte nicht für seinen Tod verantwortlich sein.
Erneut drehte sie sich im Kreis und versuchte, ihren
gegenwärtigen Aufenthaltsort zu bestimmen. Sie wußte nicht, wie lange und in welcher Richtung sie unterwegs gewesen war. Wenn sie jetzt die falsche Wahl traf, entfernte sie sich vielleicht noch weiter von zu Hause.
Doch die Entschlossenheit schärfte Kathryns Instinkt. Das Wie blieb ihr ein Rätsel, aber plötzlich wußte sie genau, wohin sie sich wenden mußte, um heimzukehren.
Sie ging mit langen Schritten, drückte dabei den kleinen Welpen gegen ihre Brust.
»Bei Fuß, Petunia! Bei Fuß!« Kathryn benutzte einen besonders strengen Tonfall, aber der vier Monate alte Hund achtete nicht auf sie. Aus dem zitternden Bündel, das sie im Schnee gefunden hatte, war inzwischen ein gesunder schwarzer Retriever geworden: ein freches, unbändiges Geschöpf, das über
unerschöpfliche Kraftreserven und unendliche Ausdauer zu verfügen schien.
Genau diesem Lebensgeist verdankte Kathryn ihre eigene Rekonvaleszenz. Tagelang hatte sie den halb verhungerten und halb erfrorenen Welpen gepflegt; er gab ihr einen Grund, selbst ins Leben zurückzukehren. Später meldete sie sich beim Starfleet-Hauptquartier zum Dienst und gab ihre Absicht bekannt, die Kommando-Laufbahn einzuschlagen. Admiral Paris wies sie einem speziellen Ausbildungsprogramm zu, das es ihr erlaubte, sechs weitere Monate lang auf der Erde zu bleiben, bevor die ersten Missionen im All begannen.
Sechs Monate sollten eigentlich genügen, um Petunia
abzurichten, damit sie Teil von Phoebes Tierfamilie werden konnte. Doch Petunia schien davon nicht viel zu halten. Sie fand viel zu großen Gefallen an der Hundejugend, um sich wie ein erwachsener Hund mit guten Manieren zu betragen. Immer wieder kaute sie an Kathryns Schuhen (die viel besser
schmeckten als Hundespielzeug), kletterte auf die Möbel im Wohnzimmer (die viel mehr Bequemlichkeit boten als ihr Körbchen) und spielte auf ihre Art und Weise Verstecken mit den Handcomputern auf Kathryns Schreibtisch (was interessanter war als das Zurückholen irgendwelcher Dinge).
Kathryn wußte, daß es eine schwere Zeit für ihre Mutter gewesen war. Aber sie wußte auch, wie sehr sie sich darüber freute, daß ihre älteste Tochter den Kummer überwunden hatte.
Unter solchen Umständen wäre sie bereit gewesen, ein Dutzend Petunias in ihrem Haus aufzunehmen.
Kathryn hatte ihren Hund zum botanischen Garten gebracht, einem herrlichen Park, der an diesem Morgen im Mai zahllose Frühlingsblüten präsentierte. Vom Flieder ging in der sanften Brise ein aromatischer Duft aus. Schon seit einigen Wochen kamen sie jeden Abend hierher – Kathryn empfand die
Umgebung als sehr angenehm. Der Verlust Justins und ihres Vaters schmerzte noch immer, doch allmählich wich diese Pein in den Hintergrund. Andere Dinge – Petunia, die Blumen hier im Park – waren imstande, ihr Trost zu gewähren, sogar für kurze Zeit das Gefühl von Wohlbehagen zu vermitteln.
»Komm, Petunia. Sei ein braves Mädchen. Hier entlang,
Petunia. Bei Fuß!« Sie arbeiteten ohne eine Leine, und es klappte nicht besonders gut. Petunia genoß ihre neue Freiheit von der Leine und wollte sie nicht von Kathryn einschränken lassen. Sie fand die Akazien hochinteressant und genoß das Gefühl von warmer Erde auf ihren Pfoten. Was konnte mehr Spaß machen, als inmitten von blühenden Pflanzen zu tollen?
Kathryn seufzte und wußte, daß sie die Oberhand gewinnen mußte. Wenn sie nicht konsequent und streng blieb, konnte ein eigenwilliger Hund wie Petunia völlig außer Kontrolle geraten.
»Bei Fuß, Petunia!« Diesmal ließ sie noch mehr Autorität in ihrer Stimme erklingen und hoffte, daß Petunia endlich gehorchte.
Die Hündin reagierte tatsächlich und lief nun links neben ihr.
Sie schnupperte neugierig, blickte von raschelnden Büschen zu hin und her flatternden Motten. Doch Petunias Gehorsam blieb nur von kurzer Dauer. Einige Glühwürmchen erschienen und faszinierten sie so sehr, daß sie ihr Frauchen ganz vergaß. Von einem Augenblick zum anderen hüpfte sie umher, sprang hoch in die Luft und schien zu versuchen, sich ebenfalls in ein Glühwürmchen zu verwandeln.
»Komm zurück, Petunia!« rief Kathryn, aber die Hündin achtete nicht mehr auf sie. Mit weiten Sätzen lief sie über eine kleine Anhöhe und verschwand auf der anderen Seite. Kathryn folgte ihr,
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