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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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wirklich so sicher, oder war er nur so dumm, die Telegramme unter seinem eigenen Namen aufzugeben? Denn es wäre leicht gewesen, die absendende Telegrafenstation zurückzuverfolgen und letztendlich auch die Person ausfindig zu machen, welche die Telegramme aufgegeben hatte.
    Vielleicht handelte es sich beim Absender gar nicht um Henri Trautmann. Wenn es nicht Trautmann war, wer käme dann noch infrage? Gab es noch einen weiteren Komplizen? Alles Fragen, die nach wie vor offen waren …
     
    Moser wurde durch einen anderen Gast aus seinen Gedanken gerissen. Neben ihm stand ein Mann in grauer Kutte und fragte: »Dürfen wir uns an Ihren Tisch setzen? Leider ist sonst kein Platz mehr vorhanden?«
    »Selbstverständlich, meine Herren, nur zu.«
    Der Mann winkte drei weiteren, die in der Tür standen, dass sie an Mosers Tisch Platz nehmen sollten. Offensichtlich handelte es sich um eine Gruppe von Fabrikarbeitern, die ihren Feierabend in der Wirtschaft verbrachten.
    Der Kriminalrat, wie immer neugierig, hörte der Unterhaltung der Männer aufmerksam zu.
    »… wo ist denn der Homann?«, wollte einer der Arbeiter wissen.
    »Der Homann-Gust schafft doch heute Akkord. Der muss Geld verdienen, damit es seine Adele ausgeben kann. Du weißt doch, wie viel die braucht …«
    »Ja, ja, das ist bekannt. Aber dass der Gust nicht einmal heute, wo ich Geburtstag habe, mit uns kommen kann …«
    »Siehst du, man muss sich halt seine Frau genau aussuchen. Guck mich an, meine Bertha lässt mich ja auch machen, was ich will. Aber was anderes: Habt ihr eigentlich schon mitbekommen, dass da einer eingesperrt worden sein soll, der diesen Ungarn umgebracht hat.«
    »Welcher Ungar?«
    »Na der, den die am Tunnel drunten in Münchweiler abgestochen haben.«
    »Wie? Abgestochen?«
    »Ach Louis, du hast ja wieder gar nichts mitbekommen. Da wurde doch im Winter einer auf dieser Gleisbaustelle am Tunnel umgebracht. Und der war aus Ungarn. Oder war es Griechenland? Egal, auf alle Fälle ist der abgestochen worden.«
    »Und der ist jetzt eingesperrt?«
    »Nein, du verstehst aber auch gar nichts. Nicht der Ungar, sondern sein Mörder.«
    »Ach so …Und woher weißt du das denn? In der Zeitung stand doch gar nichts.«
    »Gell, das staunst du, was ich alles weiß …«
    »Jetzt sag schon, woher?«
    »Du weißt doch, der Bruder von meiner Wilhelmine …«
    »Der Faule-Heiner?«
    »Ja, genau der. Er ist doch Wärter im Gefängnis …«
    »Und der hat gesagt, dass die den Mörder haben?«
    »Jetzt lass mich doch mal ausreden. Also, der Heiner hat mir vorhin erzählt, dass da so ein feiner Zwockel aus München gekommen ist, der hat den Kerl verhaftet …«
    Moser konnte ein Schmunzeln kaum unterdrücken und hörte weiter aufmerksam zu.
    »… Aber angeblich ist der Mann noch nicht überführt.«
    »Was denn für ein Mann?«
    »Na der, den die verhaftet haben. Aber jetzt lass ihn doch endlich mal ausreden, Hermann! Was ist denn das eigentlich für ein Kerl, den die eingesperrt haben, Eduard?«
    »Ich weiß nicht, ob Ihr den Wadle von der Kaltenbach kennt?«
    »Den Wadle vom Sägewerk?«
    »Nein, den Wirt von der ›Post‹.«
    »Und den haben die eingesperrt?«
    »Nein, nicht den, sondern seinen Knecht.«
    »Wie heißt denn der?«
    »Müller, Peter Müller. Der ist der Sohn vom alten Müller. Wisst Ihr, der Müller, der früher das Baugeschäft hatte …«
    »Ach so, der. Ich glaube, der hat beim Gundelwein gelernt und sich dann selbstständig gemacht. Ist der nicht pleite?«
    »Doch, doch. Deshalb musste ja sein Sohn beim Wadle als Knecht anfangen. Und nun hat er diesen Ungarn umgebracht.«
    »Ist denn das sicher?«
    »Tja, der Heiner meint nein. Aber der Zwockel scheint davon überzeugt zu sein.«
    »Da ist doch der Sohn vom Sehnert. Ist der nicht auch bei der Polizei?«
    »Ja, ja, der ist glaube ich inzwischen Inspektor. Hat sich damals doch jeder gewundert, warum der nicht in die Fabrik seines Onkels ging. Angeblich wollte der unbedingt zur Polizei …«
    »Und warum ist dann ein Zwockel aus München gekommen und hat diesen Müller verhaftet?«
    »Das weiß Heiner auch nicht ganz genau. Angeblich soll sich sogar der Prinzregent in die Sache eingemischt haben. Da reicht natürlich ein Pirmasenser Inspektor nicht aus, sondern es muss einer von weiter oben kommen.«
     
    Moser lief langsam rot an und dachte: immer dieser Tratsch in den Provinzstädten. Anscheinend kennt hier wirklich jeder jeden.
     
    Der Mann, der Eduard genannt wurde, sprach weiter:

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