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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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»Ich frage mich, wieso dieser Müller-Peter einen Ungarn umgebracht haben soll …«
    »Ach, da steckt doch bestimmt was dahinter. Und die werden den schon nicht grundlos eingesperrt haben …«
    »Auch wenn der es war, würde ich ihm nicht wünschen, in diesem Gefängnis eingekastelt zu sein. Habt Ihr schon einmal das Gebäude gesehen? Man kann von der Münztreppe in den Hof gucken. Vor den Fenstern sind Metallschächte angebracht, die nur nach oben offen sind. Man kann aus den Öffnungen nicht rausgucken. Und auf dem Hof steht bald mehr Wachpersonal als Gefangene.«
    »So sind halt die Gefängnisse. Angeblich handelt es sich um eines der modernsten im Land. Für so was haben die ja Geld, aber nicht für eine bessere Straßenbeleuchtung …«
    »Wieso, unsere Gaslaternen sind doch gut?«
    »Ja, aber nur dort, wo welche stehen. Bei uns droben an der Ziegelhütte ist es nachts rabenschwarz. Es gibt weit und breit keine Gaslaternen. Man stolpert einfach durch die Dunkelheit.«
    »Was musst du auch dort draußen wohnen? Zieh doch auf den Horeb. Dort bauen die jede Menge schöne neue Häuser mit Gaslaternen davor. Auch drunten am Bahnhof gibt es ein ganz neues Stadtviertel mit großen Häusern und hell erleuchteten Straßen. Bei dir da draußen lohnt sich das nicht.«
    »Sag nichts gegen unsere Ziegelhütte. Die Wohnung haben wir von meinem Schwiegervater übernommen. Der war Ziegler beim Güngrich. Bin froh, dass der uns weiter dort wohnen lässt.«
    »Dann brauchst du dich auch nicht zu beschweren, wenn es nachts da draußen dunkel ist.«
    »Es ist ja nicht ganz dunkel. Es gibt schon ein paar Petroleumfunzeln. Noch aus der Zeit, als die Stadt einen Vertrag mit diesem Steinölhändler Gustav Diehl gemacht hatte. Nur sind die Dinger eben nicht hell genug.«
    »Ach, irgendwann werden sie auch diesen Stadtteil noch mit Gaslaternen ausstatten. Wenn Pirmasens weiter so stürmisch wächst, werden die bald da oben an der Ziegelhütte neue Häuser bauen müssen.«
     
    Moser schaute auf seine Uhr. Es war schon nach Zehn und er bestellte ein letztes Bier, bevor er den Wirt fragte, wie er wieder zu seinem Hotel in der Hauptstraße zurückkäme.
    Obwohl er eine genaue Wegbeschreibung erhielt, verlief er sich. So sehr beschäftigten ihn die Gedanken, wie er Beweise für seine Theorie finden könnte, dass er erst nach mehreren Umwegen gegen Mitternacht wieder im Hotel Lamm ankam.
     
    Der Kriminalrat konnte nicht einschlafen. Einerseits wunderte er sich immer noch über das im Wirtshaus gehörte Gespräch; obwohl man auf äußerste Diskretion achtete, sickerte meist etwas über die aktuellen Ermittlungsergebnisse durch. Anscheinend war dies einfach nicht vermeidbar.
    Andererseits sinnierte er nach wie vor darüber, ob es sich bei ›H. T.‹ wirklich um Henri Trautmann handelte. Wenn das der Fall war, erschien ihm der Schaffner dümmer als es den ersten Anschein hatte. Ein solcher Mann hätte wohl kaum das Zeug zu einem kaltblütigen Mord. Außerdem müsste er sich dann sicher längst als Täter verraten haben.
    Moser beschloss, der Sache nachzugehen, um endlich Gewissheit zu erhalten.
    Nachts wälzte er sich im Bett, stand auf und ging im Zimmer umher. Die Überführung des Mörders war keine leichte Sache, zumal er immer noch unschlüssig war, welche Taktik er anwenden sollte.

Mosers Trumpf
     
     
    Am nächsten Morgen kam Sehnert ins Hotel, um Moser abzuholen. Er hatte auch Greiner angewiesen, ins Büro zu kommen, obwohl Sonntag war.
     
    Moser empfing Sehnert mit den Worten: »Ah, gut, dass Sie pünktlich sind, Sehnert. Nach meinen Überlegungen sollten wir unbedingt herausfinden, ob Henri Trautmann der Absender der Telegramme war, die Jung in Empfang nahm. Wenn es sich nicht um Trautmann handelte, hätten wir es mit einem weiteren Komplizen zu tun.«
    »Das war wohl Gedankenübertragung, Herr Kriminalrat«, antwortete Sehnert.
    »Inwiefern?«
    »Genau die Frage habe ich mir auch gestellt und bin der Sache gestern noch nachgegangen.«
    »Ah, interessant. Was haben Sie herausgefunden?«
    »Also, die Telegramme wurden an die Station in Hauenstein geschickt, wie wir wissen. Man konnte zurückverfolgen, dass diese vom Telegrafenbüro in Avricourt abgesendet wurden.«
    »Wo ist das denn?« wollte Moser wissen.
    »Es handelt sich um einen kleinen Ort an der Grenze von Deutsch-Lothringen zu Frankreich. Genauer gesagt ist der Ort seit 1871 geteilt. Es gibt einen deutschen und einen französischen Ortsteil. Da das Dorf jedoch in der

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