Motiv Angst
garantiert Angst. Scheidung, Kinder weg, Haus weg, ganz eindeutige Existenzängste. Doch anstatt sich mit seiner Angst auseinanderzusetzen und zu versuchen sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, lässt er lieber seinen ganzen Frust an seiner Anwältin aus. Das ist ja auch viel einfacher.â So richtig hatte Jan damals nicht verstanden, was sie damit gemeint hatte. Doch so langsam wurde ihm einiges klar.
Jans Mutter schaute von der Gartenarbeit auf und entdeckte Jan am Fenster. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Haare aus der Stirn und warf ihm eine Kusshand zu. Jan musste grinsen, denn ihre Hand hatte deutliche Dreckspuren auf ihrer Stirn hinterlassen. Er gab ihr ein Zeichen, doch sie verstand ihn nicht. Jan öffnete das Fenster und rief: âDu hast da was an deiner Stirn!â
âGenau wie du, mein Schatz.â
Und plötzlich lockerte sich der Eisenring, der seit Tagen Jans Magen eingeschnürt hatte, ein bisschen und er begann laut zu lachen.
Als meine Tochter in die dritte Klasse kam, fingen die Probleme an. Zuerst ist mir überhaupt nichts aufgefallen, weil sie es gut überspielt hatte. Aber dann fing sie immer häufiger an über Bauchweh zu klagen. Ich machte immer wieder den Versuch, mit ihr zu sprechen, aber sie behauptete, dass alles in Ordnung wäre. Doch dann kam sie mit einem zerrissenen Pullover nach Hause und erzählte mir endlich, was passiert war. Seit Monaten wurde sie von einigen Mitschüler/innen beleidigt, indem sie ihr Dinge sagten wie: sie wäre fett und dumm wie ein Stück Brot. Die Beschimpfungen waren immer schlimmer geworden und schlieÃlich wurde sie sogar geschlagen. Das ging so weit, dass ein Mitschüler sie würgte. Ihre schulischen Leistungen wurden auch immer schlechter und sie traute sich bald nicht mehr raus vor die Tür und zog sich immer weiter in ihr Schneckenhaus zurück. Es war ganz furchtbar, weil ich als Mutter so entsetzlich machtlos war. SchlieÃlich suchte ich das Gespräch mit der Klassenlehrerin (was meine Tochter aber absolut nicht wollte, warum nicht, wurde mir erst später klar). Die Klassenlehrerin war ganz geschockt und behauptete, ihr wäre nichts aufgefallen. Aber sie versprach sich um die Angelegenheit zu kümmern. Ihr Versprechen hat sie dann auch gehalten. Gleich am nächsten Tag hat sie mit der gesamten Klasse über die Vorfälle gesprochen. Als meine Tochter an diesem Tag von der Schule nach Hause kam, hatte sie einen dicken blauen Fleck auf dem Oberschenkel und schrie mich an: âMisch dich bloà nie wieder ein!â Was soll ich noch tun? Mein Kind hat Angst und ich kann einfach nur zusehen
.
Mutter einer Grundschülerin
B LOSS KEIN Ã RGER
In der letzten Schulstunde hatte Frau Bender Vertretung in der 8b. Im Klassenzimmer herrschte das totale Chaos.
Frau Bender stand schon seit einiger Zeit stumm vor der Tafel und schaute dem Treiben hilflos zu. Die Hälfte der Schüler saà auf den Tischen, einige andere hatten ihr einfach den Rücken zugewendet. Eine Papierkugel segelte haarscharf an ihrem Kopf vorbei. Frau Bender versuchte es einfach zu ignorieren.
âRUHE!â, wagte sie einen halbherzigen VorstoÃ, die Aufmerksamkeit der Schüler auf sich zu lenken. Ohne Erfolg! Frau Bender blickte auf die Schüler, als wären sie ein Haufen lästiger Fliegen. Sie sah fast so aus, als würde sie am liebsten alle miteinander zerquetschen oder aus dem Fenster werfen.
âSCHLUSS JETZT!â, brüllte sie.
Das wirkte. Tatsächlich wurde es schlagartig ruhig im Raum und die Schüler schauten sie verwundert an.
âIch dachte, das ist ´ne Verfügungsstunde!â, rief ein dunkelhaariger Junge, ohne sich zu melden, in die plötzliche Stille hinein. Frau Bender gab sich die gröÃte Mühe, seinen patzigen Unterton zu überhören.
âDas ist wohl richtig. Doch ICH bestimme, was wir in der Verfügungsstunde machen. Nicht IHR!â
Dem Tonfall ihrer Stimme konnte man deutlich entnehmen, dass sie es so meinte, wie sie es sagte.
âDu dahintenâ, sie deutete mit der ausgestreckten Hand auf einen Jungen, der sich in einer der hinteren Reihen herumflegelte. âSchlag bitte dein Buch auf Seite 25 auf und lies uns den ersten Absatz daraus vor.â
âNö!â, erwiderte er und grinste ihr dabei frech ins Gesicht.
âDann du daneben!â Frau Bender versuchte die Fassung zu bewahren.
âKein
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