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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Gehalts die Abzahlung erleichterst; wo ich dann sicher alle Jahre über 400 fl. abzahlen und noch dabei mit Euch beiden herrlich leben kann. – Ich will, wenn Gott will, noch ein paar Jahre leben, meine Schulden zahlen – und dann magst Du, wenn Du Lust hast, mit dem Kopf an die Mauer laufen; – doch nein! Du hast ein gutes Herz! Du hast keine Bosheit, Du bist nur flüchtig, – es wird schon kommen!«
    Da gab es nun keinen Widerstand mehr. Freilich, auf demschnellsten Wege kam er doch nicht nach Hause, sondern benutzte die Gelegenheit, im Wagen des Reichsprälaten v. Kaisersheim die Fahrt mitmachen zu können, was dann wieder Umwege und neuen Aufenthalt mit sich brachte. Der Abschied von Mannheim, das er erst im letzten Lebensjahre wenig glücklich wiedersehen sollte, ist ihm, wie er selber schreibt, »schmerzlicher gefallen als jemals etwas anderes«. Dalbergs Opernplan war ja damit begraben; das Melodrama aber gab er nicht auf. »Ich schreibe nun«, heißt es am 3. Dezember, »dem Herrn v. Gemmingen und mir selbst zuliebe den ersten Akt der deklamierten Oper (die ich hätte schreiben sollen) umsonst, nehme es mit mir und mache es dann zu Hause aus. Sehen Sie, so groß ist meine Begierde zu dieser Art Komposition.« Zwei Wochen später erklärte er dem Vater die Gattung näher. »Was die Monodrama oder Duodrama betrifft, so ist eine Stimme zum Singen gar nicht notwendige indem keine Note darin gesungen wird, es wird nur geredet; mit einem Wort, es ist eine Rezitation mit Instrumenten, nur daß der Akteur seine Worte spricht und nicht singt. Wenn Sie es nur einmal am Klavier hören werden, so wird es Ihnen schon gefallen; hören Sie es aber einmal in der Exekution, so werden Sie ganz hingerissen, da stehe ich Ihnen gut dafür; allein einen guten Akteur oder gute Aktrice erfordert es.«
    So traf er am Weihnachtstage 1778 in München ein. Die Festtage sollten für ihn eine traurige Zeit werden. Wolfgang war im Weberschen Hause abgestiegen. Wäre er selbstsüchtiger gewesen, so hätte er wohl den Glückswandel in den Verhältnissen dieser Familie zum großen Teil auf seine Rechnung schreiben müssen. Als Schülerin machte Aloysia Weber ihrem Lehrmeister die größte Ehre; als Weib verriet sie ihn. Sie schien den jungen Menschen, für den sie noch einige Monate vorher, als die übrigens falsche Nachricht von seiner schweren Erkrankung in Paris nach Mannheim gelangte, täglich geweint und gebetet hatte, nicht mehr zu kennen. Wolfgang war zu stolz, seine Enttäuschung zu zeigen, setzte sich ans Klavier und spielte das Liedchen: »Ich lass' das Mädel gern, das mich nicht will.« Auch die große Arie » Popoli di Tessalia« (die Worte sind ausGlucks »Alceste« entnommen), die er bereits in Paris für Aloysia geschaffen und ihr als Brautgeschenk zugedacht hatte, überreichte er ihr – nun als Abschiedsgabe.
    Mochte er so bei Webers seine Fassung bewahren, so war er doch durch diesen Schicksalsschlag völlig gebrochen. Diese Münchener Tage müssen eine verzweifelte Zeit für ihn gewesen sein, wie der erkennt, der zwischen den Zeilen seiner Briefe zu lesen versteht. In heftigen Weinkrämpfen löste sich die Hochspannung seiner Nerven. Es ist da ein Brief an den Vater, in dem eigentlich nichts steht, als daß er vor Weinen nicht zu schreiben vermag. Und der Flötist Becke, der alte Freund der Familie, schrieb dem Vater, daß ihn der Jüngling »selbst fast kleinmütig mache, indem er ihn seit einer Stunde kaum aus den Tränen bringen konnte«. »Er hat das allerbeste Herz! Nie habe ich ein Kind gesehen, das mehr Empfindung und Liebe für seinen Vater hegt ... Sein Herz ist so rein, so kindlich, so aufrichtig ... Nur mündlich muß man ihn hören, und wer würde ihm nicht Gerechtigkeit widerfahren lassen als dem besten Charakter, als dem redlichsten und eifrigsten Menschen.«
    Der Vater hatte den Bogen zu scharf gespannt. Wolfgang und seine Freunde, Cannabich und Raaff voran, »arbeiteten mit Händen und Füßen«, um ihm in München eine Stellung zu beschaffen. Der Vater dagegen beharrte in schroffster Form auf der sofortigen Heimkehr nach Salzburg. Da mochte in Wolfgang wohl auch noch die Befürchtung auftauchen, daß er zu Hause schwere Vorwürfe wegen des völligen Mißlingens seiner Reise zu gewärtigen habe. Darüber beruhigte ihn der Vater, worauf ihm Wolfgang am 8. Januar 1779 antwortete: »Ich versichere Sie, mein liebster Vater, daß ich mich nun ganz zu Ihnen (aber nicht zu Salzburg) freue, weil ich nun durch

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