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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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sie? Und wie viele? – Nach des Kurfürsten Tode ist alles dienstlos, und da entsteht ein neuer Krieg. Der Herzog von Zweibrücken (der Thronfolger, später König Max I.) ist kein großer Liebhaber der Musik. Nun will ich aber nicht, daß Du eher von Paris abreisest, bis ich nicht das Dekret unterschrieben in Händen habe, weil der Fürst heute früh nach Laufen ist. – Die Mlle. Weber sticht dem Fürsten und allen ganz erstaunlich in die Augen: sie werden sie absolut hören wollen, da sollen sie bei uns wohnen. Mir scheint, ihr Vater hat keinen Kopf; ich werde die Sache besser für sie einleiten, wenn sie mir folgen wollen. Du mußt ihr hier recht das Wort reden, denn zum Kastraten will er auch eine andere Sängerin, um eine Oper aufzuführen.«
    So hatte der Vater das Ziel erreicht, dank seiner Klugheit. Er hatte sich aber nicht nur dem Erzbischof gegenüber »musterlich wie ein Missus (Gesandter)« benommen, wie sich Wolfgang ausdrückt, sondern auch bei seinem Sohne. Er hatte diesen gar nicht gedrängt, hatte abgewartet, bis dieser selbst Paris übersatt hatte, ihm dann langsam das Leben daheim im besten Lichte dargestellt, hatte klug desSohnes Liebe geschont und die Aussichten für Aloysia hervorgehoben, jetzt faßte er ihn bei seiner kindlichen Liebe und dem Pflichtgefühl gegen den Vater und setzte auch gleich alle Energie ein. So konnte er zuversichtlich schreiben: »Mein nächster Brief wird Dir sagen, daß (d. h. wann) Du abreisen sollst.«
    Er hatte sich in seinem Sohne nicht getäuscht.
    Gleich nach Empfang dieses Briefes schrieb Wolfgang am 11. September: »Ich habe Ihre drei Briefe richtig erhalten. Nun will ich Ihnen nur auf den letzten antworten, weil dies das Wichtigste ist. Als ich ihn durchlas, zitterte ich vor Freude, – denn ich sah mich schon in Ihren Armen. Es ist wahr, Sie werden es mir selbst gestehen, daß es kein großes Glück ist, was ich da mache; aber wenn ich mir vorstelle, daß ich Sie, liebster Vater, und meine liebe Schwester ganz von Herzen küsse, so kenne ich kein anderes Glück nicht. Dies ist auch wirklich das einzige, was mich bei den Leuten hier, die mir die Ohren voll anschreien, daß ich hier bleiben soll, entschuldiget, denn ich sage ihnen allzeit gleich: »Was wollen Sie denn? – ich bin zufrieden damit,– und da ist es gar; ich habe einen Ort, wo ich sagen kann, ich bin zu Haus, lebe in Frieden und Ruhe mit meinem besten Vater und liebsten Schwester, kann tun, was ich will, denn ich bin außer meinem Dienste mein Herr, habe ein ewiges Brot, kann weg wenn ich will, kann alle zwei Jahre eine Reise machen – was will ich mehr?« – Das einzige, ich sage es Ihnen, wie es mir ums Herz ist, was mich in Salzburg degoutiert, ist, daß man mit den Leuten keinen rechten Umgang haben kann und die Musik nicht besser angesehen ist und – daß der Erzbischof nicht gescheiten Leuten, die gereiset sind, glaubt. Denn, ich versichere Sie, ohne Reisen (wenigstens Leute von Künsten und Wissenschaften) ist man wohl ein armseliges Geschöpf! – und versichere Sie, daß, wenn der Erzbischof mir nicht erlaubt, alle zwei Jahre eine Reise zu machen, ich das Engagement unmöglich annehmen kann. Ein Mensch von mittelmäßigem Talent bleibt immer mittelmäßig, er mag reisen oder nicht, – aber ein Mensch von superieurem Talent (welches ich mir selbst, ohne gottlos zu sein, nicht absprechen kann) wird schlecht, wenn er immer in dem nämlichen Ortbleibt. Wenn sich der Erzbischof mir vertrauen wollte, so wollte ich ihm bald seine Musik berühmt machen; das ist gewiß wahr. Ich versichere Sie, daß mir diese Reise nicht unnützlich war – in der Komposition versteht es sich, denn das Klavier – spiele ich, so gut ich kann. Nur eins bitte ich mir zu Salzburg aus, und das ist: daß ich nicht bei der Violine bin, wie ich sonst war, – keinen Geiger gebe nicht mehr ab; beim Klavier will ich dirigieren, die Arien akkompagnieren. Es wäre halt doch gut gewesen, wenn ich hätte können eine schriftliche Versicherung bekommen auf die Kapellmeisterstelle; denn sonst habe ich etwa die Ehre, doppelte Dienste zu verrichten – für einen nur bezahlt zu sein – und auf die Letzt setzt er mir wieder einen Fremden vor. Allerliebster Vater! Ich muß es ihnen bekennen, wenn es nicht wäre, um das Vergnügen zu haben, Sie beide wiederzusehen, so könnte ich mich wahrhaftig nicht dazu entschließen.«
    Dann entlud sich der lange angehäufte Groll gegen Grimm, der jetzt Wolfgang zur möglichst raschen

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