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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Gulden Gehalt stand er jetzt im Register des bischöflichen Personals. Der Erzbischof war ihm natürlich dadurch, daß er gezwungen worden war, den Jüngling, der ihm so stolz aufgekündigt hatte, wieder einzustellen, nicht freundlicher gesinnt. Und die Verzögerung der Rückkehr hatte ihn sicher auch nicht günstiger gestimmt. Vom Publikum schreibt Mozart später (26. Mai 1781): »Wenn ich in Salzburg spiele oder vonmeiner Komposition was aufgeführt wird, so ist's, als wenn lauter Tische und Sessel die Zuhörer wären.« An anderer Stelle sagt er sogar, daß es ihm in Salzburg Mühe gekostet habe, zu arbeiten, daß er sich oftmals fast nicht dazu habe entschließen können, »weil sein Gemüt nicht vergnügt war«. Sein Gesamturteil liegt in dem Satze (8. April 178l): »Wenn man seine jungen Jahre so in einem Bettelort in Untätigkeit verschlenzt, ist es traurig genug und auch Verlust.«
    Nun, von »Untätigkeit« kann angesichts der großen Zahl von Arbeiten, die in dieser Zeit geschaffen wurden, nicht die Rede sein. Zugegeben, daß man in der Tat den meisten Arbeiten dieser Zeit anmerkt, daß Mozart sich nicht mit voller Lust in ihnen ausleben konnte, so wächst nur um so mehr unsere Hochachtung vor dem Pflichteifer des jungen Menschen, dem die Arbeit durch die Erziehung seines Vaters und eigenes Schaffensbedürfnis zur Notwendigkeit geworden war. Und wenn wir nun so vom weitentfernten Standpunkt der geschichtlichen Betrachtung der Gesamtentwicklung des Künstlers Mozart aus die Geschehnisse betrachten, so müssen wir auch hier wiederum sagen, daß dieser Künstlerentwicklung zum Heil ausgeschlagen ist, was so traurig für den Menschen war. Diese Ruhezeit in Salzburg, bei der er keine Gelegenheit zu großzügiger Betätigung fand, war aufs beste geeignet, die zahlreichen Eindrücke der Reise zu verarbeiten.
    Besonders frisch lebte in ihm ein Eindruck, der ihn so stark gepackt hatte, wie kaum ein anderer – das beweisen seine Briefe –, der auch sicher für ihn von viel höherer Bedeutung geworden ist, als man gewöhnlich annimmt: das Melodrama . Man ist allzu leicht geneigt, Mozarts Begeisterung für diese Kunstgattung als Episode, als vorübergehende Geschmacksverirrung abzutun, weil seine großen Werke so wenig offensichtliche Beziehungen zu dieser Kunstgattung zeigen. Ich glaube, daß die innere Bedeutung des hier Erlebten dafür um so größer war. Darum und weil die Ansichten in dieser Frage überhaupt wenig geklärt erscheinen, halte ich es für angebracht, an dieser Stelle
    das Problem des Melodramas
    näher zu untersuchen.Als Melodrama bezeichnen wir heute jene Mischgattung, in der Musik und gesprochene Dichtung zu einem Kunstwerke zusammenwirken. Die Art der Verbindung ist verschieden und geht von einem gänzlich getrennten Nacheinander, wobei also die Musik die Dichtung unterbricht, bis zu einem völligen Zusammenarbeiten, bei dem wir ein einheitlich sinfonisch komponiertes Tonstück erhalten, zu dem die Worte gesprochen werden. Trotzdem diese Gattung schier von Anfang an den heftigsten Widerspruch der Ästhetiker erfahren hat, trotzdem gewiß niemand über das Zwiespältige derselben vollkommen Herr wird, hat sie nicht nur immer wieder Komponisten verlockt, sondern übt auch auf den Zuhörer einen merkwürdigen Reiz aus, der vielleicht gerade in der Zwiespältigkeit beruht. Denn durch den steten Wechsel kommt es doch so, daß das gesprochene Wort mehr die Verstandeskräfte aufruft, die Musik ganz in Sinnlichkeit übergeht. Der Hörer, der aus dem dichterischen Worte heraus klaren Inhalt erhält und sich eine Vorstellung der sinnlichen Erscheinung desselben macht, verfolgt mit besonders lebhaftem Interesse die Art, wie die so ganz andere Kunst der Musik diese Versinnlichung auf ihrem Gebiete vollzieht. Es ist eine Mischung, die niemals zur höheren Einheit verschmelzen kann, aber ebenso sicher durch dieses Nebeneinander einen gewissen Reiz ausüben muß. Auf anderem Gebiete haben wir als Parallele etwa die illustrierten Ausgaben von Dichterwerken. Auch dieses Nebeneinander der Dichtung und der bildenden Kunst muß im Grunde immer unkünstlerisch bleiben, weil hier der bildende Künstler seine Versinnlichung des aus der Dichtung empfangenen Vorganges uns aufdrängt, wie im Melodrama der Musiker. Auch wenn beide an sich genommen noch so künstlerisch Wertvolles bieten, so liegt doch hier eine Zusammenkoppelung vor, die niemals zu jener Einheit werden kann, wie sie etwa die Aufführung eines Dramas auch

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