Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
Vom Netzwerk:
Abreise von Paris drängte. Aber gerade darin handelte der »neubackene Baron«, wie ihn Wolfgang grimmig nennt, sicher im Einverständnis mit dem Vater, der nur mit großer Besorgnis aus dem Schreiben seines Sohnes las, daß dieser wieder bessere Aussichten in Paris zu haben glaubte. So kam Wolfgang die Abreise von Paris, von dem er sich so oft fortgesehnt hatte, nun doch zu schnell. Am 26. September 1778 verließ er in Mißstimmung, wie er hingekommen, die Stadt, in der ihm wenig Freude, wohl aber viel Ärger und tiefe Trauer beschieden gewesen. Aber abgesehen davon, daß ihn die schwere Prüfungszeit menschlich reifer gemacht hatte, Wolfgang durfte auch mit vollem Recht sagen: »Ich versichere Sie, daß mir diese Reise in der Komposition nicht unnützlich war.«

9. Zurück ins Joch
    So überstürzt die Abreise von Paris unternommen wurde, so überraschend lange hat es gewährt, bis Wolfgang in Salzburg eintraf. Dreieinhalb Monate hat die Heimreise gedauert, und wenn Wolfgang von der ersten Station, Nancy, am 1. Oktober 1778 nach Hause schrieb: »Ich habe keine ruhige Stunde, bis ich nicht wieder alles sehe, was ich liebe«, so hat er nachher alles aufgeboten, um möglichst spät an diesen Ort zu kommen, den er wirklich haßte. »Liebster Vater, ich versichere Sie, daß wenn es mir nicht um das Vergnügen wäre. Sie bald zu umarmen, ich gewiß nicht nach Salzburg käme; denn diesen löblichen und wahren schönen Trieb ausgenommen, tue ich wahrhaftig die größte Narrheit von der Welt... Nur Sie, liebster Vater, nur Sie können mir die Bitterkeiten von Salzburg versüßen, und Sie werden es auch tun, ich bin dessen versichert. Doch muß ich Ihnen frei gestehen, daß ich mit leichterem Herzen in Salzburg anlangen würde, wenn ich nicht wüßte, daß ich allda in Diensten bin; nur dieser Gedanke ist mir unerträglich.« (Am 15. Okt. aus Straßburg.)
    Zu dieser erneuten scharfen Ablehnung Salzburgs trug seine Überzeugung bei, daß es ihm doch noch gelungen wäre, sich in Paris durchzusetzen, wenn er noch einige Zeit dort ausgehalten hätte; aber vielleicht mehr noch die Nachricht, daß seine geliebte Weberin inzwischen nach München übergesiedelt war. Mit tausend Gulden Gehalt war sie für die Oper gewonnen, und auch ihrem Vater waren sechshundert bewilligt worden. So hatten sich die Verhältnisse der Familie Weber sehr gebessert, und wenn Wolfgang auch keinen Augenblick daran dachte, daß dadurch sein Verhältnis zur Familie getrübt werden könnte, so war es doch nun andererseits gewiß, daß Aloysia nicht nach Salzburg kommen würde, wodurch ihre Vereinigung in weite Ferne gerückt war. Jedenfalls versuchte Wolfgang von jetzt ab mit noch erhöhtem Eifer, sich anderswo eine Stellung zu verschaffen und dem Erzbischof »eine Nase zu drehen«.
    Dabei hatte er in seinen Unternehmungen auch jetzt kein Glück. Drei Konzerte in Straßburg, »wo es sehr pauvre zuging«, brachtenihm nur wenige Louisdor Einnahme, so daß er sogar zur Weiterreise Geld aufnehmen mußte. Hatte die Fahrt von Paris nach Straßburg durch die Sparsamkeit Grimms, der für ihn eine ungünstige Fahrgelegenheit gewählt hatte, überlang gedauert, so hielten ihn nun äußere Umstände noch lange in Straßburg fest, so daß er erst am 3. November wegkam. Und zwar wählte er nun den Umweg über Mannheim , wo er am 6. November eintraf. Hier waren die Freunde, Frau Cannabich, in deren Hause er wohnte, voran, außerordentlich erfreut über sein Kommen. Es war ein »rechtes Geriß« um ihn, und er frohlockte: »Wie ich Mannheim liebe, so liebt auch Mannheim mich.« Der Vater aber war aufs höchste entrüstet über diese neue, nach seiner Ansicht ganz zwecklose Verzögerung der Heimkehr.
    Es ist wirklich merkwürdig mit dieser Reise Mozarts. Für sein äußeres Gedeihen mißlang alles, was er angriff; für seine innere Entwicklung erfuhr er Förderung, auch wo man keine solche erwarten mochte. So auch mit diesem Aufenthalt in Mannheim. Der Vater behielt ja recht, wenn er alle die schönen Aussichten, von denen ihm sein Sohn immer wieder berichtete, als wertlos dartat. Aber dieser zweite Aufenthalt in Mannheim wurde für den Dramatiker Mozart ebenso bedeutsam, wie es der erste für den Sinfoniker geworden war.
    Mannheim war jetzt ziemlich verödet; der Hof war nach München übergesiedelt, und es war ein leerer Trost, wenn man sich, wie Wolfgang berichtete, einredete, daß dem Kurfürsten die Münchener zu grob seien und er bald wieder nach Mannheim

Weitere Kostenlose Bücher