Antwort entkräftet er meine Worte und bringt mich zum Schweigen.
Ich dachte, wir würden uns in trauter Zweisamkeit verabschieden und uns Zärtlichkeiten zuflüstern, aber kaum sind wir im Hotel, verlässt der strenge, unsensible Daniel mich, ohne mich auch nur einmal anzusehen oder mir aufmunternde Worte zuzusprechen. Das ist nicht der Mann, mit dem ich gerade von einem außergewöhnlichen, dreitägigen Kurzurlaub zurückgekommen bin. Kein herzzerreißender Abschied, keine leidenschaftlichen Umarmungen, keine Zukunftspläne, kein Versprechen. Daniel reist samt Gepäck und Mitarbeitern ab und ich muss die Fassung bewahren. Aber tief in meinem Innersten bin ich verletzt, niedergeschlagen, am Boden zerstört.
Nachdem er verschwunden ist, verbarrikadiere ich mich auf meinem Zimmer, weine mir die Seele aus dem Leib und schreibe Sarah eine E-Mail.
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Von: Julia
[email protected] Gesendet: Sonntag, 22. Juli 2012 20:02
An: Sarah
[email protected] Betreff: Gute und schlechte Zeiten
Liebe Sarah,
Daniel ist auf dem Weg zum Flughafen und ich bin todtraurig.
Werde ich Daniel Wietermann nie wieder sehen? Mich damit abzufinden, schmerzt unheimlich.
Ich hasse mich dafür, ihn nicht gefragt zu haben, ich hasse mich auch dafür, gedacht zu haben, er würde ein „uns“ in Erwägung ziehen, und ich hasse ihn für seine Gleichgültigkeit und sein Schweigen.
Was ich für den Beginn einer langen Beziehung gehalten habe – obwohl diese aufkeimende Beziehung so gar nicht den Vorstellungen entspricht, die ich bisher von einer Beziehung hatte –, war nur eine bezaubernde Affäre, vielleicht auch nur ein Traum.
Letztendlich habe ich jedoch verstanden, dass die Zweideutigkeit, von der ich dir erzählt habe, dieses Verhältnis zwischen Anziehung und Zurückweisung, das mich verwirrt hat und immer noch verwirrt, der Grund für meine Verbundenheit mit Daniel war. Darum habe ich versucht, ihn dazu zu bringen, die harte Schale abzulegen, und genau aus diesem Grund habe ich mich ihm unterworfen.
Ich blicke sorgenvoll auf die letzten zwei Wochen meines Aufenthalts zurück und kann es kaum erwarten, endlich wieder zu Hause zu sein.
Bis sehr bald,
Julia
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Bevor ich schlafen gehe, möchte ich noch meine Tasche auspacken und die Erinnerungen an dieses Wochenende in meinem Schrank verstauen, um sicherzugehen, dass ich sie niemals vergessen werde.
Als ich meinen Koffer öffne, entdecke ich einen Briefumschlag, der auf meine Kleidung gelegt wurde. Darauf steht mein Name und ich erkenne Daniels Handschrift wieder. Ein Abschiedsbrief? Ein Geständnis? Ich zittere und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich öffne den Briefumschlag und finde ein Flugticket nach Paris für den 25. Juli sowie eine kurze Nachricht, die auf eine Visitenkarte gekritzelt wurde:
„Ich habe alles mit Mister Guttierez geregelt.
D.W.“
Fortsetzung folgt!
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Auch in Ihrem Geschäft:
Mr. Fire und ich - Band 2