Mr. Fire und ich (Band 1)
unsere hitzige Umarmung, lassen wir uns auf die große Sitzbank fallen, die über und über mit weichen Kissen bedeckt ist. Unsere Oberkörper verschmelzen miteinander, unsere Beine verschlingen sich ineinander, wir werden eins und geben uns dem Rhythmus unserer Leidenschaft hin. Ich wünschte, dieser Moment würde nie vergehen.
Plötzlich spüre ich, wie Daniel nach etwas tastet. Er löst sich von mir. Dann hält er einen langen, schwarzen Seidenschal in seinen Händen.
„Ich werde Ihnen die Augen verbinden.“
Scheinbar bemerkt er meinen angsterfüllten Blick und fügt hinzu:
„Haben Sie keine Angst. Ganz im Gegenteil. Wenn einem die Blicke des anderen verborgen bleiben, ist es leichter, sich von den Vorurteilen zu befreien, die einen daran hindern, sich vollends gehen zu lassen. Es wird Ihnen gefallen, da bin ich mir sicher.“
Mit diesen Worten legt Daniel den Seidenschal um meine Augen. Doch mein Unbehagen will nicht verschwinden. Ich kann kaum atmen, ich höre nichts mehr und mein Körper verkrampft sich. Es dauert jedoch nur einen kurzen Moment, bis Daniels Berührungen mich wieder besänftigen. Das Gefühl des Eingesperrtseins macht einer angenehmen Behaglichkeit Platz. Ich atme tief aus und sowohl mein Körper als auch mein Geist beginnen, sich zu entspannen. Mein Körper kommt langsam zur Ruhe und meine Sinne konzentrieren sich nunmehr auf die Wirkung von Daniels Streicheleinheiten. Ich höre einzig und allein auf meine Gefühle, die langsam immer stärker werden. Nur durch Daniels Berührungen erforsche ich die Grenzen meines Körpers. Ein Gefühl, als würde ich auf dem Wasser treiben, breitet sich in mir aus. Ich gebe mich ihm, seinen erfahrenen Händen und seinem Mund vollkommen hin. Noch nie zuvor war ich so offen.
„Ich werde Sie nehmen, Julia. Jetzt. Ich werde mich in Ihnen verlieren“, sagt er, während er ein Kondom überstreift.
Als er in mich eindringt, fühle ich mich befreit. Völlig ungezwungen gebe ich mich seinen Stößen hin. Daniel taucht in meinen ermatteten Körper ein und ich versinke in den grenzenlosen Tiefen der Lust.
„Daniel …“ Mein Ruf scheint von weit herzukommen.
Stöhnend entleert sich mein Seemann in mir und sein schwerer Körper bricht über meinem zusammen.
Still und völlig außer Atem verharren wir einen Moment in dieser Position. Dann öffnet er vorsichtig den Knoten des Seidenschals und ich schlage die Augen auf. Ich sage zu ihm:
„Sie hatten recht, meine Empfindungen waren sensibler und intensiver.“
Aber ich verschweige ihm, dass ich gerne gesehen hätte, wie er sich vollkommen gehen lässt.
Nach einem Champagner-Dinner auf dem Bootssteg kommen wir bei Einbruch der Dunkelheit wieder im Hafen an und fahren zurück zum Haus, während Ray sich um das Boot kümmert.
Sonntag, 22. Juli. Heute Abend fliegt Daniel zurück nach Frankreich. Ich bin unheimlich traurig und trage meine Besorgnis unaufhaltsam mit mir herum. Aber ich versuche mit aller Kraft, mir nichts anmerken zu lassen, denn ich will die letzten paar Stunden, die uns noch bleiben, nicht verderben. Ich bemühe mich, fröhlich und unbekümmert zu sein. Ich zehre unablässig von unseren verrückten Liebesspielen. Als ob man ganz tief einatmet, um dann langsam auszuatmen, genieße ich diese letzten Sekunden mit Daniel Wietermann, um auch nach seiner Abreise noch von diesen Momenten profitieren zu können und sie ewig andauern zu lassen.
Auf dem Rückweg zum Hotel schweigen wir beide. Daniel hat seine Begeisterung und sein fröhliches Temperament auf Long Island zurückgelassen, er ist distanziert und unnahbar. Mit Sicherheit, um mich auf die Trennung am Ende dieser Liebesgeschichte vorzubereiten, für die es kein Morgen gibt.
Es fällt mir immer schwerer, den Schmerz, der mich langsam auffrisst, zurückzuhalten.
Wir nähern uns der Stadt. Ich breche das Schweigen und ringe mich zu einer Frage durch.
„Es gibt da etwas, das ich Sie fragen möchte.“
„Schießen Sie los.“
„Warum wollten Sie Ihrer Frau um jeden Preis aus dem Weg gehen?“
Daniels Blick verfinstert sich.
„Darüber möchte ich mit Ihnen nicht sprechen, Julia“, antwortet er kalt, beinahe wütend.
Welches Geheimnis hütet er? Zu glauben, dieses Wochenende würde irgendetwas ändern, war ein Fehler und ich war so naiv zu denken, dass ich es mir erlauben könnte, Fragen zu stellen.
„Warum? Vertrauen Sie mir nicht? Bin ich für Sie nur eine Frau, die Sie flachlegen?“
„Camille ist mein Vater.“
Mit dieser lakonischen
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