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Mr. K: Thriller (German Edition)

Mr. K: Thriller (German Edition)

Titel: Mr. K: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Konrath
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angesagten Clubs der Stadt sehen lassen.
    »Sie sehen toll aus«, sagte Shell.
    So ein Kompliment hatte mir bisher nur meine Mutter gemacht. Dank meiner Aerobic-Kassetten von Jane Fonda, zu denen ich in den letzten Jahren trainiert hatte, hatte ich Größe sechs, und mein Gesicht war in Ordnung, aber längst nicht so, dass man mein Bild auf die Titelseite einer Zeitschrift setzen würde. Aber als Shell es sagte, glaubte ich ihm für einen kurzen magischen Augenblick. Bei seinen Worten fühlte ich mich jung, mädchenhaft und auch ein wenig berauscht.
    »Was kostet das Ganze denn?«, fragte ich. Ich hatte Angst gehabt, auf die Preisschilder zu gucken.
    »Das spielt keine Rolle. Es geht auf meine Rechnung.«
    Ich drehte mich um und sah ihm ins Gesicht. »Ich verdiene nicht schlecht, Shell. Ich kann mir meine Klamotten selbst kaufen.«
    »Ich bestehe darauf«, sagte er.
    »Wie viel macht’s?«
    »Mit den Schuhen zusammen ein wenig über neunhundert Dollar.«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Das war ja mehr als zwei Monatsmieten.
    »Das ist … ‘ne Menge Geld.«
    »Ich hab vor langer Zeit etwas gelernt. Die Leute erinnern sich nicht daran, was jemand gesagt oder getan hat. Aber sie erinnern sich daran, wie jemand aussieht. Und je besser man aussieht, desto besser ist der Eindruck, den man auf andere macht. Als Frau, die in einem von Männern dominierten Beruf arbeitet, müssen Sie den besten Eindruck machen, den Sie können.«
    Ich gab ihm vollkommen recht. Aber neunhundert Dollar? Meine gesamte Garderobe kostete nicht so viel.
    »Wenn Sie möchten, können Sie es mir ja zurückzahlen.«
    Die Art und Weise, wie er das sagte, klang ein wenig schmierig und anzüglich. Fast so, als könnte ich es ihm zurückzahlen, indem ich mit ihm ins Bett ging.
    Als ich mich so im Spiegel sah, dachte ich ernsthaft darüber nach, auf sein Angebot einzugehen.
    »Sie dürfen mir die Sachen bezahlen, aber nur unter einer Bedingung«, sagte ich.
    »Schießen Sie los.«
    »Wenn wir den Mörder gefasst haben, bringe ich sie zurück.«
    »Ganz wie Sie möchten, Officer. Jetzt bleibt uns nur noch eins.«
    »Und das wäre?«
    Shell grinste. »Wir müssen noch ein paar Fotos machen.«

Drei Jahre vorher
8. August 2007
    John Dalton lebte in einer Eigentumswohnung im 1300er-Block des North Lake Shore Drive an der sogenannten Goldküste, einer der exklusivsten und teuersten Gegenden von Chicago. Er war zweiundsechzig Jahre alt und fuhr einen schwarzen Cadillac DTS, Baujahr 2006. Er war Vietnamveteran und besaß einen Waffenschein und eine American Express Platinum Card, auf der sein Beruf als »selbstständiger Unternehmer« angegeben war. Er war nicht vorbestraft und hatte noch nicht einmal einen Strafzettel für Falschparken bekommen, was in Chicago eine absolute Seltenheit war.
    Herb und ich waren ihm an diesem Tag auf gut Glück gefolgt. Eine Woche zuvor war auf einem unbebauten Grundstück im Süden von Chicago, nicht weit von der Kreuzung Fünfundsiebzigste und Evans, eine Leiche gefunden worden. Der Ballknebel und die mit Salz eingeriebenen Wunden sowie die bizarre Todesart gaben zwangsläufig zu der Vermutung Anlass, dass der Mord auf das Konto von Mr. K ging. Außerdem hatte jemand einen schwarzen DTS in der Nähe des Tatortes gesehen. Der Mord war zwar nicht in unserem Revier begangen worden, aber wir hatten gerade nichts anderes zu tun und beschlossen daher, den Kollegen unsere Hilfe anzubieten.
    In Cook County waren über vierhundert Fahrzeuge registriert, auf die diese Beschreibung passte. Die meisten von ihnen gehörten Limousinen-Vermietungen und Fahrdiensten. Wenn man diese sowie Frauen, Angehörige ethnischer Minderheiten und Männerunter einem bestimmten Alter abzog – die Polizei vermutete seit Langem, dass es sich bei Mr. K um einen unverheirateten Mann mit weißer Hautfarbe zwischen fünfzig und siebzig Jahren handelte – blieben achtzehn Möglichkeiten. Unsere Entscheidung, Dalton zu beschatten, beruhte einzig und allein auf seinem Führerscheinfoto. Er sah unauffällig aus, trug jedoch einen schwarzen Anzug samt gleichfarbiger Krawatte – eine Aufmachung, die förmlich schrie:
Ich bin ein Auftragskiller im Dienst der Mafia
. Das war zwar keine besonders professionelle Vorgehensweise, um einem Verbrechen auf die Spur zu kommen, aber ich hatte es schon erlebt, dass Fälle auf der Basis leiserer Verdachtsmomente gelöst wurden.
    Jetzt hatten wir es mit der realen Möglichkeit zu tun, dass John Dalton tatsächlich

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