Mr. K: Thriller (German Edition)
lagern.« Schon wieder dieser leicht belustigte Blick.
»Und was haben Sie gelagert?«
»Wollen Sie mich nicht fragen, ob ich dort eine Leiche versteckt habe?«
»Warum sagen Sie das?«, fragte Herb. Seine Stimme war die Ruhe selbst.
»Sie sind bei der Mordkommission. Liege ich falsch mit meiner Vermutung, dass Sie einen Mordfall bearbeiten?«
Ich ließ mich auf sein Spiel ein, weil ich neugierig war, worauf er hinaus wollte.
»Haben Sie dort eine Leiche versteckt?«
»Haben Sie gesehen, wie ich dort eine Leiche versteckt habe?«
Herb und ich warfen uns einen Blick zu.
Wusste Dalton, dass wir ihm gefolgt waren?
»Beantworten Sie bitte meine Frage, Mr. Dalton«, sagte ich.
»Na, das wäre vielleicht ein Ding, oder? Eine Leiche in einem Lagerabteil verstecken. Man bräuchte dafür eine Art Behälter. Etwas auf Rädern. Oder vielleicht auch nicht. Der Manager von dem Laden passt nicht besonders gut auf, oder? Vielleicht könnte ein gewiefter Mörder dort eine Leiche reinbringen, ohne dass jemand was merkt.«
»Mr. Dalton, beantworten Sie bitte …«
»Ihre Frage langweilt mich«, sagte Dalton. »Fragen Sie mich was Besseres.«
Ich wusste, dass Herb dasselbe dachte wie ich. Der Typ war unser Mörder. Vielleicht war er sogar Mr. K. Aber wir waren ohne Durchsuchungsbefehl zu ihm gekommen. Wir hätten ihn zwar auf die Wache mitnehmen und dort vernehmen können, aber dann würde er bestimmt seinen Anwalt anrufen und am Ende womöglich noch uns und die Stadt verklagen. Dalton war offensichtlich ein reicher Mann und er strotzte vor Selbstbewusstsein. Er würde nie ein Geständnis ablegen.
Aber wenn wir ihn weiterreden ließen, würde er sich vielleicht verplappern.
»Ich möchte Ihnen gerne ein paar Bilder auf meinem Laptop zeigen, Mr. Dalton. Es wird nur einen Augenblick dauern.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an.«
Ich stellte den Computer auf einen Couchtisch und fuhr ihn hoch. Dann holte ich den USB-Stick mit den Fotos von den Tatorten im Lagerhaus und in der Fünfundsiebzigsten Straße aus meiner Handtasche und rief den Diabetrachter auf.
Das erste Bild zeigte den Mann, den wir vorhin im U-Store-It gefunden hatten. Er war noch nicht identifiziert worden. Ichzuckte zusammen, als ich aufs Neue seinen verunstalteten Körper sah.
»Erkennen Sie ihn?«, fragte Herb. Er machte jetzt mit der Befragung weiter, weil er offenbar spürte, wie sehr es mir graute.
»Nein. Aber vielleicht würde ich ihn erkennen, wenn er nicht so aufgebläht wäre.«
»Jemand hat ihm die Arme und Beine gebrochen und ihn an ein Rad gebunden, auf dem er sich gedreht hat.«
»Das Folterrad«, sagte Dalton.
»Ach, Sie kennen das?«, fragte ich betont beiläufig.
»Ich gebe zu, dass mich makabre Dinge faszinieren. Ich habe jede Menge Bücher über Folter- und Hinrichtungsmethoden und über Menschen, die solche Scheußlichkeiten begehen. Ich habe übrigens auch ein paar Bücher über Sie, Lieutenant. Es gibt bestimmt viele, die sich mit Ihren Fällen befasst haben. Und dazu gehören auch ein paar sehr schlimme Leute. Darf ich Sie etwas zu der Kork-Familie fragen? Sitzt Alex immer noch im Gefängnis?«
Die Korks waren nur einer von vielen Fällen, von denen ich immer noch Albträume bekam. Das heißt, wenn ich überhaupt schlafen konnte. »Nein. Sie ist in einer psychiatrischen Hochsicherheitsanstalt.«
»Na, dann wollen wir doch hoffen, dass all diese widerlichen Menschen, die Sie hinter Gitter gebracht haben, nie rauskommen. Ich wette, die sind stinksauer auf Sie.«
»Was ist mit diesem Mann?«, fragte ich und übersprang ein paar Aufnahmen. Ein hässliches Bild füllte meinen Desktop. Es zeigte einen hell erleuchteten Tatort mit einem armen Kerl,dessen Eingeweide um einen Stock gewickelt waren, der sich drehte und sie auf diese Weise langsam aus dem Körper zog.
»Ah, der Guineawurm«, sagte Dalton. »Eine ziemlich grausame Art zu sterben.«
»Sie wissen darüber Bescheid?«, fragte Herb.
»Sie kennen vielleicht den Ausdruck
gestreckt und gevierteilt
? Das
gestreckt
bezieht sich auf die Eingeweide. Hier, ich zeig’s Ihnen.«
Dalton führte uns zu einem Bücherregal und nahm einen Band mit dem Titel
Folter und Bestrafung im Lauf der Geschichte
heraus. Er schlug schnell eine Seite auf, auf der eine Zeichnung mit einer anschaulichen Darstellung eines Menschen zu sehen war, der höllische Qualen erlitt. Ihm wurden die Eingeweide aus dem Bauch gezogen. Darunter stand »Guineawurm«.
»Es gibt einen Parasiten, der so heißt«,
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