Mr. K: Thriller (German Edition)
sagte Dalton. »Er gelangt in die Blutbahn und bricht dann aus einer Ader im Bein heraus. Die einzige Möglichkeit, das Ding zu entfernen, besteht darin, dass man es um einen Stock wickelt und langsam herauszieht, Stück für Stück. Und jetzt stellen Sie sich vor, jemand macht das mit Ihren Gedärmen. Das tut extrem weh.«
Ich konnte es kaum glauben. Der Kerl gab praktisch zu, dass er der Täter war. Wollte er uns auf eine perverse Art herausfordern, um zu sehen, ob die Polizei ihn schnappen würde?
Als Nächstes zeigte er uns eine ganzseitige Zeichnung einer Person, die auf dem Folterrad hingerichtet wurde.
»Ich wette, man könnte diese zwei Methoden miteinander kombinieren«, sagte Dalton. »Wenn sich das Opfer dreht, könnte man gleichzeitig seine Gedärme um einen Stock wickeln. Das Beste von beidem.«
Ich schaute weg und wandte mich seinen anderen Büchern zu. Sie handelten alle von wahren Kriminalfällen. Die einzigen Ausnahmen bildeten zwei Romane. Der eine hieß
Blauer Mörder
, der andere
Der Beifahrer
.
Dalton fiel mein Blick auf. »Kennen Sie den Autor Andrew Z. Thomas?«
Ich nickte. »Ein Bestseller-Autor, der Thriller geschrieben hat. Er wurde zu einem Serienmörder.«
»Angeblich hat er sich mit einem anderen Mörder zusammengetan, einem gewissen Luther Kite. Sie waren beide in das Massaker auf der Kinnakeet-Fähre im Jahr 2003 verwickelt, neben einer Reihe anderer abscheulicher Morde.«
Ich erinnerte mich an diesen Vorfall. Die Medien hatten damals ausführlich darüber berichtet. Auch das Foto, das die beiden zeigte, sah ich noch deutlich vor mir. Thomas hatte darauf durchschnittlich ausgesehen, ganz und gar nicht, wie man sich einen Serienmörder vorstellt. Aber Luther sah aus wie eine Gestalt aus einem Horrorfilm, mit hagerem, bleichem Gesicht, dunklen Augen und schwarzen, fettigen Haaren.
»Und was ist damit?«, fragte Herb und zog ein weiteres Buch aus dem Regal.
Es war ein Taschenbuch, das schon Eselsohren hatte. Der Titel lautete
Ein unbekannter Täter namens K
.
»Ja, ich hab von ihm gehört. Er soll mehr Menschen getötet haben als die zehn bekanntesten Mörder zusammen. Manche denken, er ist eine Großstadtlegende, die das FBI in Umlauf gesetzt hat.« Dalton sah mich mit leicht hochgezogenen Augenbrauen an. »Und was glauben Sie, Lieutenant?«
»Ich glaube nicht, dass es ihn wirklich gibt«, antwortete ichvorsichtig. »Ein einzelner Täter hätte nie all die Gräueltaten begehen können, die man ihm anlastet.«
Jetzt grinste Dalton wirklich. Es war kein breites Grinsen, er zog nur die Lippen ein wenig hoch, was überhaupt nicht zu seiner ausdruckslosen Miene passte. »Sind Sie sich da sicher?«
»Haben Sie den Mann auf dem letzten Bild erkannt, Mr. Dalton?«, fragte ich. Die Art, wie er lächelte, widerte mich an.
»Sie meinen den Typ mit dem Guineawurm?«
»Wie sich herausstellte, hieß dieser Mann Jimmy »Der Zinken« Gambucci. Er gehörte zur Lambini-Familie. Sie haben nicht zufällig Verbindungen zur Mafia?«
»Wollen Sie wissen, ob ich einfach so Tony Lambini anrufen und ihn bitten kann, mit seinen einflussreichen Freunden zu reden und dafür zu sorgen, dass man Sie bei der Polizei rausschmeißt? Warum sollte ich so etwas tun, Lieutenant? Glauben Sie tatsächlich, Sie könnten mir gefährlich werden?«
Diese Unterhaltung hatte bizarr begonnen und wurde jetzt geradezu absurd.
»Mr. Dalton«, kam ich unverblümt zur Sache, da ich jetzt sowieso nichts mehr zu verlieren hatte. »Sind Sie Mr. K?«
Dalton berührte sein Kinn mit dem Zeigefinger und deutete dann auf den Flur. »Haben Sie meine Fotos gesehen, als Sie hereingekommen sind? Das Bild ganz hinten ist eine Aufnahme von meinem Herrensitz auf den Kapverdischen Inseln. Es ist einer der wenigen Zufluchtsorte auf der Welt, die keinen Auslieferungsvertrag mit den USA unterzeichnet haben. Wissen Sie, was das heißt?«
»Es heißt, dass Schurken dorthin können«, sagte Herb, »und dass wir keine Befugnisse haben, sie von dort zurückzuholen.«
»Der dicke Assistent hat hundert Punkte«, sagte Dalton. Dann wandte er sich wieder zu mir. »Ich habe mein ganzes Leben lang hart gearbeitet, Ms. Daniels, und bin jetzt reif für den Ruhestand. Ich werde morgen nach Kap Verde aufbrechen. Wenn ich erst mal von hier weg bin, habe ich nicht vor, jemals wieder zurückzukehren. Sollte ich also tatsächlich dieser mysteriöse Mr. K sein, dann bleiben Ihnen nur etwas über vierundzwanzig Stunden, um genügend Beweise für meine
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