Mr Monk und die Feuerwehr
sagen.« Nach einer kurzen Pause fügte er an: »Aber wenn doch, dann werden wir diesen Tag noch verwünschen.«
Ich war schon längst dabei, diesen Tag zu verwünschen.
Monk stand nach wie vor mit dem anderen Koffer an seiner Seite da. Ich zeigte darauf. »Packen Sie den in den Wagen, Mr Monk? Oder wollen Sie ihn hierlassen?«
»Heißt das, Sie wollen, dass ich den Koffer in Ihren Wagen stelle?«
»Dachten Sie, ich würde das für Sie machen?«
»Es ist Ihr Wagen«, wandte er ein.
»Und?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, Sie hätten irgendein System.«
»Mein System ist, dass Sie Ihre Sachen selbst in meinen Wagen packen.«
»Aber Sie haben den anderen Koffer auch in Ihren Wagen gestellt.«
»Ich war einfach nur höflich«, erklärte ich. »Ich wollte damit nicht andeuten, dass ich eine Vorliebe dafür habe, meinen Wagen selbst zu beladen.«
»Gut zu wissen.« Monk nahm seinen Koffer und stellte ihn neben den anderen. »Ich wollte nur Ihren Kofferraum respektieren.«
Ich vermute, er war einfach nur bequem, aber so genau weiß man das bei Monk nie. Und selbst wenn, hätte ich es ihm nie auf den Kopf zu gesagt, weil er mein Boss ist und ich meinen Job behalten will. Außerdem war seine Bemerkung für mich ein gutes Stichwort, um ein heikles Thema anzusprechen.
»Ja, natürlich, Mr Monk, und das finde ich auch toll. Ich weiß das wirklich zu schätzen, weil Julie und ich unsere eigene Art haben, wie wir etwas machen.«
»Zum Beispiel?«
Oh mein Gott , dachte ich. Wo soll ich bloß anfangen? »Na ja, beispielsweise kochen wir unsere Zahnbürsten nicht jedes Mal aus, nachdem wir sie benutzt haben.«
Er riss die Augen weit auf. »Das ist aber gar nicht gut.«
»Und wenn wir uns die Hände waschen, nehmen wir zum Abtrocknen nicht jedes Mal ein frisches, steriles Handtuch.«
»Haben Ihre Eltern Ihnen eigentlich gar nichts über Körperhygiene beigebracht?«
»Was ich damit sagen will, Mr Monk – ich hoffe, dass Sie während Ihres Aufenthalts bei uns in der Lage sein werden, unsere unterschiedlichen Ansichten zu respektieren und uns als das zu akzeptieren, was wir sind.«
»Hippies«, sagte er.
Dieses Wort hatte ich seit Jahrzehnten nicht mehr gehört, und es war ganz sicher noch nie auf mich angewendet worden. Ich ignorierte seine Bemerkung. »Ich möchte nur, dass wir drei miteinander auskommen.«
»Sie rauchen doch nicht etwa Gras, oder?«
»Selbstverständlich nicht. Für wen halten Sie mich denn? Warten Sie, beantworten Sie diese Frage nicht, Mr Monk. Ich will damit nur sagen, dass ich bei mir zu Hause der Boss bin.«
»Solange ich kein Gras rauchen muss.«
»Bestimmt nicht«, sagte ich.
»Groovy.«
Dann stieg er in den Wagen und legte den Sicherheitsgurt an.
2. Mr Monk zieht ein
Ich lebe in Noe Valley. Das liegt südlich des schillernden und bekannten Castro District mit seiner tatkräftigen Schwulengemeinde und westlich vom multiethnischen Mission District, der zweifellos als Nächstes von den unaufhaltsamen Kräften der Stadtviertelsanierung überrollt werden wird, die alle ihren Williams-Sonoma -Katalog fest in der Hand halten.
Noe Valley wirkt wie eine Kleinstadt, weit weg vom Großstadttrubel und Chaos in San Francisco, und das, obwohl es gerade mal zwanzig Blocks von dem an der Nordseite eines sehr steilen Hügel gelegenen Civic Center entfernt ist, das von Politikern und Bettlern nur so wimmelt.
Als Mitch und ich das Haus kauften, war Noe Valley noch ein Arbeiterviertel. Jeder fuhr einen VW Golf , und alle Häuser in der Gegend hätten dringend einen neuen Anstrich benötigt.
Heute fährt hier jeder einen Minivan oder einen SUV, an fast jedem zweiten Haus hat man ein Gerüst aufgebaut, und in der 24. Straße – einer Einkaufsstraße mit Bäckereien, Diners und Frisiersalons – findet man nur noch Patisserien, Bistros und Haarstylisten. Aber nicht das ganze Viertel wurde von dieser Sanierung erfasst. Es gibt immer noch Häuser, die renoviert werden müssten (meines zum Beispiel), und es gibt noch genügend kleine Geschenkshops, Buchantiquariate und gemütliche Pizzerias, durch die Noe sich seinen etwas schrägen, unkonventionellen Charakter bewahren konnte (der heute zu gleichen Teilen authentisch und nachgeahmt ist). Es ist noch immer eine Gemeinde voller junger Familien und gemütlicher Rentner, und nur selten verirrt sich ein Tourist hierher.
Als wir auf der Divisadero Street zu meinem Haus fuhren, bat Monk mich plötzlich, meinen Sitz so einzustellen, dass er
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