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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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beklagte mich nicht. Es war schön, ein Auto zu haben.
    Brooke kam aus dem Haus, bevor ich den Wagen in Bewegung gesetzt hatte. Am liebsten fuhr ich zu ihr hinüber und holte sie an der Haustür ab – das kam mir höflicher vor –, doch sie hörte oft, wie ich den Motor anließ, und so trafen wir uns meist auf halbem Weg.
    »Guten Morgen, John«, sagte sie, als sie neben mir saß. Ich blickte sie nicht an.
    »Guten Morgen, Brooke. Können wir dann?«
    »Ja, klar.«
    Ich fuhr an, beschleunigte und beobachtete gewissenhaft den Verkehr. Erst an der nächsten Kreuzung mit einer Vorfahrtsstraße, wo ich mich nach links und rechts umsehen musste, warf ich ihr einen kurzen Blick zu. Sie trug ein rotes Shirt und hatte sich die Deckhaare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ich verzichtete darauf, ihre Kleidung näher zu betrachten, bemerkte aber aus den Augenwinkeln die nackten Beine und schloss daraus, dass sie Shorts trug. Für die Jahreszeit war es schon ziemlich warm, deshalb wäre sie mittags genau richtig angezogen. So früh am Morgen war es dagegen noch empfindlich kühl. Bevor ich wieder anfuhr, schaltete ich die Heizung ein.
    »Hast du dich auf Sozialkunde vorbereitet?«, fragte sie. Es war das einzige Fach, das wir gemeinsam hatten, deshalb unterhielten wir uns öfter darüber.
    »So einigermaßen. Das Kapitel über Gruppenzwang wollte ich eigentlich nicht lesen, aber ein paar Freunde haben mich überredet, es lieber doch zu tun.«
    Darauf kicherte sie, doch ich wandte mich nicht zu ihr um. Brooke war eine große Anomalie in meinem Leben – der Stolperstein, an dem alle meine Regeln zu Fall kamen und alle meine Pläne scheiterten. Mit irgendeinem anderen Mädchen hätte ich nicht einmal geredet, und sofern in meinen Träumen je ein anderes Mädchen eine Rolle gespielt hat, habe ich mir danach eine Woche lang verboten, überhaupt an sie zu denken. Sicher war sicher, und so war ich jahrelang gut gefahren.
    Aufgrund der besonderen Situation, da wir nun einmal Nachbarn waren, musste ich die Regeln allerdings etwas strapazieren. Ich hatte mir eine lange Liste mit Ausnahmen zusammengestellt, um den Bereich zwischen überhaupt nicht beachten und ein Messer an die Kehle setzen und entführen abzudecken. Sie überhaupt nicht beachten, das konnte ich nicht, aber ich durfte sie auch nicht anstarren. Also hatte ich mir eine Reihe annehmbarer Verhaltensweisen zurechtgelegt:
    Ich durfte am Morgen einmal ihren Namen aussprechen, wenn sie einstieg. Beim Fahren durfte ich mit ihr reden, musste dabei jedoch die Straße im Auge behalten. In der Schule durfte ich sie dreimal anschauen und beim Mittagessen einmal mit ihr sprechen, aber das war es dann auch. In den Pausen musste ich ihr aus dem Weg gehen, selbst wenn das bedeutete, mich irgendwo zu verstecken. Ich durfte ihr nicht einmal folgen, wenn wir das gleiche Ziel hatten, und unter gar keinen Umständen tagsüber an sie denken. Wenn ich es doch tat, musste ich im Kopf eine Zahlenkolonne aufsagen, um diese Gedanken zu verdrängen: eins, eins, zwei, drei, fünf, acht, dreizehn, einundzwanzig, vierundzwanzig. Am allerwenigsten durfte ich sie jemals, aus welchem Grund auch immer, berühren oder irgendetwas anfassen, das ihr gehörte.
    Tatsächlich hatte ich ihr, als die letzte Regel noch nicht in Kraft war, einmal etwas gestohlen, einfach nur, um es zu besitzen: einen Haarclip, der eines Tages im Auto auf dem Boden gelegen hatte. Ich hatte ihn eine Woche lang behalten wie einen Glücksbringer und dadurch die Denk-nicht-an-sie -Regel praktisch aufgehoben. Schließlich hatte ich ihn wieder auf den Boden gelegt und sie am nächsten Morgen darauf aufmerksam gemacht, als hätte ich ihn gerade erst gefunden. Inzwischen hatte ich mich so stark zurückgenommen, dass ich es nicht einmal mehr wagte, die Beifahrertür – ihre Tür – zu berühren, wenn es nicht unbedingt sein musste.
    »Hast du dich mal gefragt, ob er nicht eines Tages zurückkommt?« Brookes Frage riss mich aus meinen Gedanken.
    »Wer?«
    »Der Killer«, sagte sie nachdenklich. »Wir tun so, als wäre er fort, weil er seit Monaten nicht mehr zugeschlagen hat, aber sie haben ihn bis heute nicht gefunden. Er ist immer noch irgendwo da draußen unterwegs, und er ist immer noch … böse.«
    Eigentlich redete Brooke nicht gern über den Killer und die Mordserie. Wenn sie das Thema jetzt zur Sprache brachte, machte sie sich wegen irgendetwas Sorgen.
    »Kann sein, dass er sich noch irgendwo herumtreibt«, antwortete ich. »Manche

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