Mr. Sex
strahlend blaue, große Augen, eine Stupsnase und eine zierliche Figur. Lisa engagiert sich ehrenamtlich im Tierheim und organisiert Umweltprojekte in der Region. Sie spendet regelmäßig an den WWF und hat noch nie in ihrem Leben eine Wespe totgeschlagen oder eine Spinne aufgesaugt. Hauptberuflich arbeitet sie als Kindergärtnerin. Ein richtiger Engel!
Mit ihrem Aussehen erweckt Lisa bei allen Männern den Beschützerinstinkt. Die Männer stehen total auf sie, was als mittelmäßig aussehende Freundin nicht immer leicht ist. Wenn wir in eine Eisdiele, eine Bar oder einfach nur in ein Kaufhaus gehen, wird Lisa aus allen Richtungen angeklotzt – mich übersieht man dabei völlig. Aber im Laufe unseres Lebens habe ich mich daran gewöhnt und ich mag Lisa viel zu sehr, um ernsthaft auf sie eifersüchtig zu sein.
Es hatte Phasen gegeben, da versuchte ich zu sein wie sie. Ich ließ mir die Haare blondieren und versuchte mich ebenfalls puppenhaft zu kleiden. Aber irgendwie hatte ich einfach nicht das Gesicht einer Puppe und schon gar nicht die Figur und so ließ ich es wieder bleiben.
Lisa ist seit fünf Jahren mit Joshua, einem Investment-Banker aus wohlhabendem Hause, zusammen und ich befürchte, dass sie bald heiraten würden. Naja, ein Gutes hätte so eine Hochzeit. Lisa würde dann nicht mehr Süß heißen und ich müsste, wenn sie sich vorstellte, nie mehr hören: „Wie süß! Das ist ja ein toller Name. Und so passend!“ Schmelz!
Josh ist ein sympathischer Schwiegersohn-Typ mit dunkelblonden Haaren, die sich leicht im Nacken kräuseln und blauen Augen. Die beiden sind, nicht nur optisch, das perfekte Paar.
Lisa und Josh kamen am Tag der Geburtstagsfeier meines Chefs von ihrem dreiwöchigen Seychellen-Urlaub zurück. Ich brannte schon die ganze Zeit darauf, ihr von meinem neuen Nachbarn zu erzählen.
Am nächsten Tag kamen uns die beiden besuchen. Josh spielte mit Kemal Computer-Spiele – daheim durfte er das nicht, da der Computer unnötig CO² verbrauchte und es einfach sinnlos war, da man in dieser Zeit ja so viel Gutes tun konnte – und Lisa und ich tranken auf der Terrasse ganz gemütlich einen Kaffee und aßen Schokoladenkuchen aus der Packung mit doppelter Schoko-Lasur.
Lisa erzählte zuerst ausführlich von ihrem Traumurlaub, von den Stränden, dem Essen, den netten Menschen, der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt und dann erzählte sie mir, dass Josh sie gefragt hatte, ob sie ihn heiraten wollte. Bumm! Das schlug ein wie eine Bombe.
Ich wusste es!!!
Er hatte das ganz süß gemacht: Sie hatten abends alleine auf einem Steg über dem Meer gesessen, einen Cocktail getrunken und der untergehenden Sonne zugeschaut. Der Zweiertisch, an dem sie saßen, war so ausgerichtet, dass sie beide über das Wasser blicken und den Strand und die anderen Gäste hinter sich lassen konnten. Sie fühlten sich wie auf einem anderen Stern, hatte Lisa gesagt. Das Meer hatte geglänzt wie Feuer und Josh hatte ihr gesagt, wie sehr er sie liebte. Dann kamen Angestellte des Fünf-Sterne-Hotels und verteilten auf dem Steg und auf dem Tisch Kerzen und Rosenblätter. Es gab ein tolles Sechs-Gänge-Menü und dazu einen köstlichen Cabernet Sauvignon aus Südafrika. Anschließend brachte ein Kellner eine Flasche Champagner und einen Strauß roter Rosen. Im Hintergrund ertönte leise Lisas Lieblingslied aus einem tragbaren CD-Spieler. Josh hatte sich dann vor Lisa gekniet, ihr gesagt, dass sie die süßeste Frau sei, die er je in seinem Leben kennen gelernt hätte, er sie über alles auf der Welt liebte und ob sie sich vorstellen könnte, bis ans Ende ihres Lebens mit ihm zusammen zu sein. Dann holte er aus seiner Hosentasche eine kleine silberne Schatulle, öffnete sie und reichte ihr einen kleinen weißgoldenen Ring mit einem Diamanten und steckte ihn ihr an den Finger. Und dann fragte er, ob sie seine Frau werden wolle. Und natürlich wollte sie.
Wie romantisch, ich war hin und weg und hatte sogar ein paar Tränen in den Augen. Ein bisschen traurig war ich auch. Ich hatte Angst, sie zu verlieren und hätte einfach auch gerne einen Mann gehabt, der mich so sehr liebt, dass er mich sogar heiraten will. Lisa erzählte noch einige Zeit weiter und fragte aufgeregt, wann wir denn ihr Brautkleid aussuchen würden und dass ich ihre Trauzeugin sein würde, was ja klar sei, und welcher Termin mir denn am besten passen würde. Ich umarmte sie und sagte ihr, wie sehr ich mich für sie freute und dass die Hochzeit traumhaft
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