Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
verdienen.«
»Es war mir ein Vergnügen, Reverend.«
»Nun, Herbie« – Miranda verfiel in einen vertraulichen Ton –, »Sie können Mr Bainbridge nicht in den Schoß Ihrer Kirche locken, bevor ich Gelegenheit hatte, ihm von unserer Kirche zum Heiligen Licht zu erzählen.«
Blair guckte auf sein Hörnchen. Mrs Hogendobbers Worten schien eine Schwefelwolke zu entschweben.
»Der junge Mann wird seinen Weg finden. Alle Wege führen zu Gott, Miranda.«
»Versuchen Sie nur nicht, mich mit Ihrer Toleranz abzulenken«, fauchte sie.
Reverend Jones steckte den Seitenhieb ein. »Das würde ich nie tun.«
»Ich weiß Ihre Besorgnis um meine Seele zu schätzen.« Blairs Baritonstimme schmeichelte Mrs Hogendobbers Ohren. »Aber ich muss Sie leider beide enttäuschen. Ich bin nämlich katholisch, und wenn ich auch nicht sagen kann, dass ich meinen Glauben so überzeugt ausübe, wie der Papst es wünschen würde – immerhin gehe ich doch gelegentlich zur Messe.«
Der Reverend legte sein Hörnchen hin. Es triefte vor Orangenmarmelade, die Mrs Hogendobbers geschickte Hände gekocht hatten. »Ein Lutheraner ist nichts anderes als ein Katholik ohne Weihrauch.«
Das brachte Blair und seine Gastgeberin zum Lachen. Der Reverend ließ das Dogma niemals zwischenmenschlicher Zuneigung im Weg stehen, und mitten in dunkler Nacht konnte auch er bei der Starrheit der Lehre oft wenig Trost finden. Reverend Jones war ein aufrechter Hirte seiner Herde. Sollten sich die Intellektuellen Gedanken machen um Wandlung und jungfräuliche Geburt – er hatte Babys zu taufen, Paare zu beraten, Kranken beizustehen und Begräbnisse zu vollziehen. Letztere Aufgabe hasste er besonders, aber er betete im Stillen, dass die Seelen seiner Herde in den Himmel kämen, selbst die der erbärmlichsten Tröpfe.
»Reverend, darf ich fragen, woher Sie wissen, dass der Friedhof gemäht ist?«, wunderte sich Blair.
»Harry hat es mir heute Morgen auf dem Weg zum Dienst erzählt. Ihr Hund ist hingeflitzt, sagte sie, als sie draußen zu tun hatte, und sie hat das Tier auf dem Friedhof eingefangen.«
»Sie geht zu Fuß zur Arbeit?« Blair war fassungslos. »Das müssen mindestens drei Kilometer sein. Für eine Strecke.«
»Oh ja. Sie liebt die Bewegung. Wenn sie zum Postamt kommt, hat sie schon gut zwei, drei Stunden auf der Farm gearbeitet. Die geborene Farmerin, unsere Harry. Sie hat es in den Knochen. Sie wird Ihnen eine gute Nachbarin sein.«
»Das erinnert mich daran, dass Sie Ihren Besitz in Yellow Mountain Farm umbenannt haben.« Mrs Hogendobber war auf eine weitschweifende Begründung gefasst.
»Er liegt am Fuß des Yellow Mountain, und da habe ich natürlich –«
Sie unterbrach ihn. »Er heißt seit Beginn des 18. Jahrhunderts Foxden, und ich muss mich sehr wundern, dass Jane Fogleman Sie nicht aufgeklärt hat, wo sie doch eigentlich eine Fontäne der Informationen ist.«
Der Reverend hielt sich diesmal klugerweise zurück, obwohl das betreffende Stück Land einst seinen Vorfahren gehört hatte. Er besaß weder das Geld, es zu kaufen, noch die Neigung, es zu bebauen, und so fand er, dass er kaum das Recht hatte, dem Mann zu sagen, wie er seine neue Errungenschaft nennen sollte.
»So lange?« Blair überlegte einen Moment. »Kann sein, dass Jane es erwähnt hat.«
»Haben Sie Ihren Vertrag gelesen?«, fragte Mrs Hogendobber.
»Nein, das habe ich den Anwälten überlassen. Dafür habe ich mich bemüht, auf dem Grundstück ein bisschen zu roden.«
»Hartriegel«, sagte der Reverend ruhig, während er das nächste Hörnchen vertilgte.
»Heißt das Zeug so?«
»Klingt nicht gerade vornehm, ich weiß.« Herbie lachte.
»Herbert, Sie lenken vorsätzlich vom Thema ab. Ich führe dieses Gespräch im Auftrag der Historischen Gesellschaft von Groß-Crozet.«
»Mrs Hogendobber, wenn Ihnen und der Historischen Gesellschaft so viel daran liegt, werde ich den Namen Foxden selbstverständlich beibehalten.«
»Oh.« Mrs Hogendobber hatte nicht mit einem so leichten Sieg gerechnet. Sie war regelrecht enttäuscht.
Reverend Jones kicherte vor sich hin: Die Historische Gesellschaft von Crozet verwandle sich manchmal in eine hysterische Gesellschaft, aber er sei froh, dass die alte Farm ihren Namen behalten würde.
Die beiden Herren erhoben sich, denn sie wollten gehen, und Miranda vergaß, Blair einen Kürbis zu schenken, einen von den weniger gelungenen, weil sie den Riesenkürbis für die Ernteausstellung zurückbehielt.
Blair begleitete Reverend Jones
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