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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Paket raschelte. »He, he, raus da, Miezekatze.«
    Als Antwort wühlte Mrs Murphy sich noch tiefer in den Karton. Nur ihre Ohrenspitzen schauten heraus.
    Harry beugte sich über den Karton. »Verdufte!«
    Mrs Murphy miaute, ein Miauen, das größten Zorn ausdrückte.
    Blair lachte. »Was sagt sie?«
    »Spielverderber«, erwiderte Harry, und um die Katze zu ärgern, stellte sie den Karton auf den Boden.
    »Nein, das hat sie nicht gesagt«, jaulte Tucker. »Sie hat gesagt: ›Friss Scheiße und krepier.‹«
    »Halt die Schnauze, Miststück«, grummelte Mrs Murphy in den Tiefen des Kartons. Das Seidenpapier knisterte ihr ungeheuer aufregend in den Ohren.
    Tucker, die nicht so leicht zu kränken war, rannte zu dem Karton und zog an der Lasche.
    »Lass das«, tönte es von drinnen.
    Tucker blieb stehen und steckte den Kopf in den Karton, ihre kalte Nase berührte Mrs Murphys Gesicht. Die Katze sprang aus dem Karton, drehte sich in der Luft und krallte sich an dem Hund fest. Tucker blieb still stehen, und Mrs Murphy wälzte sich unter den Bauch des Hundes. Dann raste Tucker im Postamt herum, und die Katze baumelte unter ihr wie ein Sioux auf dem Kriegspfad.
    Blair Bainbridge bog sich vor Lachen.
    Harry lachte auch. »Die kleinen Freuden.«
    »Nicht kleine – große, wirklich. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon mal so was Komisches gesehen habe.«
    Mrs Murphy ließ sich fallen. Tucker lief zum Karton zurück. »Ich hab gewonnen.«
    »Haben Sie da was Zerbrechliches drin?«, fragte Harry.
    »Nein. Bloß ein paar Gartengeräte.« Er öffnete den Karton, um sie ihr zu zeigen. »Ich hab die Sachen bestellt, um Blumenzwiebeln zu setzen. Wenn ich sofort damit anfange, könnte ich einen herrlichen Frühling haben, denke ich.«
    »Ich habe einen Traktor. Er ist fast vierzig Jahre alt, aber er funktioniert einwandfrei. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie ihn brauchen.«
    »Äh, hm, ich wüsste gar nichts damit anzufangen. Ich kann nicht Traktor fahren«, gestand Blair.
    »Woher kommen Sie, Mr Bainbridge?«
    »New York City.«
    Harry sann darüber nach. »Sind Sie dort geboren?«
    »Ja. Ich bin in der East Sixty-fourth Street aufgewachsen.«
    Ein Yankee. Harry beschloss, keinen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. »Schön, dann bringe ich Ihnen Traktorfahren bei.«
    »Ich bezahl’s Ihnen.«
    »Aber Mr Bainbridge«, sagte Harry erstaunt. »Wir sind hier in Crozet. In Virginia.« Sie machte eine Pause und senkte die Stimme. »Dies ist der Süden. Irgendwann wird sich etwas ergeben, das Sie für mich tun können. Sprechen Sie nicht von Geld. Außerdem ist es genau das, was mit Little Marilyn und Fitz-Gilbert nicht stimmt. Zu viel Geld.«
    Blair lachte. »Sie finden, man kann zu viel Geld haben?«
    »Ja, das finde ich allerdings.«
    Blair Bainbridge verbrachte den Rest des Tages und die halbe Nacht damit, darüber nachzudenken.

 
4
     
    Die Tür zur Allied National Bank schwang auf, und der Landstreicher fegte vorbei an Marion Molnar, vorbei an den Kassierern. Marion stand auf und folgte der Erscheinung, die in Benjamin Seiferts Büro schlenderte und die Tür schloss.
    Ben, ein aufgehender Stern in der Allied-National-Hierarchie, ein Schützling von Direktor Cabell Hall, öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als Marion hinter dem Besucher hereinstürmte.
    »Ich will Cabell Hall sprechen«, verlangte der.
    »Er ist in der Hauptstelle«, sagte Marion.
    Ben erhob sich und stellte sich schützend zwischen den ungewaschenen Typ und Marion. »Ich mach das schon.«
    Marion zögerte, dann kehrte sie an ihren Schreibtisch zurück, und Ben schloss die Tür. Marion konnte nicht hören, was gesprochen wurde; keiner von beiden hob die Stimme.
    Nach wenigen Minuten kam Ben mit dem Mann in der Baseballjacke heraus.
    »Ich begleite den Herrn hinaus.« Er blinzelte Marion zu und ging.

 
5
     
    Tau netzte das Gras, als Harry, Mrs Murphy und Tucker an den Bahngleisen entlanggingen. Die Nacht war wieder ungewöhnlich warm gewesen, und der Tag versprach genauso zu werden. Die schrägen Sonnenstrahlen tränkten Crozet in heitere Hoffnung – so zumindest pflegte Harry über den Morgen zu denken.
    Auf der Höhe des Bahnhofs kam ihr Mrs Hogendobber mit kleinen Hanteln in den Fäusten entgegen.
    »Morgen, Harry.«
    »Morgen, Mrs H.« Harry winkte, als die strebsame Gestalt vorüberkeuchte, bekleidet mit einem alten Pullover und einem Rock, der übers Knie reichte. Mrs Hogendobber war der unumstößlichen Ansicht, dass Frauen keine Hosen

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