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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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tragen sollten, aber Turnschuhe ließ sie gelten. Sogar ihre Schwester in Greenville, South Carolina, meinte, gegen Hosen sei nichts einzuwenden, Miranda aber erklärte, ihre gute Mutter habe ein Vermögen für Anstandsunterricht ausgegeben, ihre Würde als Dame zu bewahren sei das wenigste, womit sie dieses elterliche Opfer vergelten könne.
    Harry erreichte die Tür zum Postamt im selben Moment, als Rob Collier mit dem großen Postauto angetuckert kam. Ächzend lud er die Postsäcke ab, beklagte sich bitter, dass der Klatsch im Hauptpostamt in Charlottesville dünn gesät sei, sprang wieder in den Wagen und raste davon.
    Während Harry die Post sortierte, kam Boom Boom Craycroft hereingeschlendert. Ihrem Auftritt fehlte nur noch ein Fanfarenstoß. Im Gegensatz zu Mrs Hogendobber trug sie Hosen, vorwiegend hautenge Jeans, und sie hatte eine Vorliebe für T-Shirts oder sonstige Oberteile, die den Blick auf ihren Busen lenkten. Sie war früh entwickelt gewesen, schon im sechsten Schuljahr. Die Jungen sagten jedes Mal »Baboom, Baboom«, wenn sie vorübertänzelte. Mit den Jahren verkürzte sich das zu Boom Boom. Ob dieser Spitzname sie störte, war nicht zu erkennen. Es schien sie jedenfalls zu freuen, dass ihre Vorzüge schon Legende waren.
    Es schien sie nicht zu freuen, Harry zu sehen.
    »Guten Morgen, Boom Boom.«
    »Guten Morgen, Harry. Was für mich dabei?«
    »Hab ich schon ins Fach gelegt. Wie kommt’s, dass du schon so früh in der Stadt bist?«
    »Ich stehe jetzt immer zeitig auf, um so viel Licht wie möglich mitzukriegen. Ich leide nämlich an jahreszeitlich bedingter Erregungsstörung, und der Winter macht mich depressiv.«
    Harry, seit Langem vertraut mit Boom Booms endlosen Krankheitslisten, mit denen man mehrere medizinische Lehrbücher hätte füllen können, konnte sich nicht verkneifen zu sagen: »Aber Boom Boom, ich dachte, du hättest das überwunden, indem du Milchprodukte von deinem Speisezettel abgesetzt hast.«
    »Nein, das war wegen meiner Schleimbeschwerden.«
    »Ach so.« Harry dachte bei sich, wenn Boom Boom nur die Hälfte der lebhaft beschriebenen Gebrechen hätte, über die sie klagte, dann wäre sie tot. Harry hätte dagegen absolut nichts einzuwenden gehabt.
    »Wir« – und hiermit meinte Boom Boom sich und Harrys Ex-Ehemann Fair – »waren gestern Abend bei Mim. Little Marilyn und Fitz-Gilbert waren auch da, wir haben Pictionary gespielt. Du hättest sehen sollen, wie Mim sich ins Zeug gelegt hat. Sie muss immer gewinnen.«
    »Und? Hat sie gewonnen?«
    »Wir haben sie gewinnen lassen. Sonst würde sie uns dieses Jahr beim Erntefest nicht an ihren Tisch einladen. Du weißt ja, wie sie ist. Sag mal, Little Marilyn und Fitz-Gilbert haben erwähnt, sie hätten diesen Neuen getroffen – ›göttlich‹ soll er aussehen, hat Marilyn gesagt –, und der ist nun dein Nachbar. Und er hat in Yale studiert. Was hat ein Yale-Absolvent hier zu suchen? Der Süden schickt seine Söhne nach Princeton, also muss er ein Yankee sein. Ich war mal mit einem Yale-Mann zusammen, von der Verbindung ›Skull and Bones‹. Schädel und Knochen, haha, die reine Ironie, denn beim Tanzen mit ihm hab ich mir doch wahrhaftig den Fußknöchel gebrochen.«
    Harry fand es übertrieben, das als Ironie zu bezeichnen. In Wirklichkeit wollte Boom Boom sie ja nur wissen lassen, dass sie nicht nur einen Yale-Mann gekannt hatte, sondern einen »Skull and Bones«-Mann – nicht »Wolfs Head« oder eine der »geringeren« Geheimgesellschaften, sondern »Skull and Bones«. In Yale angenommen zu werden war nach Harrys Meinung Ehre genug; gehörte man dazu noch einer Geheimgesellschaft an, na großartig, doch tat man gut daran, darüber den Mund zu halten. Aber Boom Boom konnte ja nie den Mund halten.
    Tucker gähnte hinter dem Schalter. »Murph, spring in den Postkarren.«
    »Okay.« Mrs Murphy wackelte mit dem Hinterteil, nahm Anlauf und sprang von dem Schalter, von dem aus sie das verdeckte Gefecht zwischen den Menschen belauscht hatte. Sie landete genau in der Mitte des Postkarrens, der nun mit metallisch klappernden Rädern durchs Hinterzimmer rollte. Tucker rannte bellend nebenher.
    »He, ihr beiden.« Harry kicherte.
    »Ich muss los, sonst komme ich zu spät zu meiner Low-Impact-Aerobic-Stunde. Schönen Tag noch.« Mit diesem geheuchelten Wunsch ging Boom Boom hinaus.
    Boom Boom zog die Männer an. Das war für Harry ein neuer Beweis dafür, dass die zwei Geschlechter Frauen nicht auf dieselbe Weise sahen. Vielleicht

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