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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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zu.
    Little Marilyn zog einen Flunsch. »Sie konnte mich schon als Kind nicht leiden.«
    Miranda, deren gesellschaftliche Position unantastbar war, sprach ein offenes Wort. »Marilyn, Sie machen es einem wirklich nicht leicht.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie tragen die Nase so hoch, dass Sie ertrinken, wenn es regnet. Hören Sie auf, Ihre Mutter zu imitieren. Seien Sie Sie selbst. Jawohl, seien Sie Sie selbst. Das ist das Einzige, was Sie besser können als alle anderen. Sie werden viel glücklicher sein, und die Leute um Sie herum auch.«
    Diese erfrischende Brise Aufrichtigkeit verblüffte die jüngere Frau dermaßen, dass sie blinzelte, sich aber nicht vom Fleck rührte.
    Mrs Murphy, die halb aus dem Postbehälter hing, betrachtete die verdatterte Marilyn.
    »Tucker, geh um den Schalter rum. Little Marilyn kriegt gleich entweder ’nen Ohnmachtsanfall oder ’nen Schreikrampf.«
    Tucker schlich gehorsam um die Tür herum. Ihre Pfoten klickten auf den Holzdielen.
    Little Marilyn schnaufte tief durch. »Mrs Hogendobber, Sie haben kein Recht, so mit mir zu sprechen.«
    »Ich nehme mir das Recht. Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die hinter Ihre Fassade schauen, und ich gehöre zu den wenigen, die Sie trotzdem mögen.«
    »Eine komische Vorstellung von Freundschaft haben Sie.« Little Marilyns schmales Gesicht bekam wieder Farbe.
    »Kind, gehen Sie nach Hause und denken Sie darüber nach. Wer sagt Ihnen die Wahrheit? Wen würden Sie um drei Uhr nachts anrufen, wenn Sie sich mies fühlen? Ihre Mutter? Wohl kaum. Tun Sie irgendwas in Ihrem Leben, das Sie richtig glücklich macht? Wie viele Armbänder, Ketten und Autos können Sie sich kaufen? Aber macht das alles Sie glücklich? Wissen Sie, Marilyn, das Leben ist wie ein Flugzeugträger. Wenn bei der Navigation ein Fehler passiert, braucht das Schiff anderthalb Kilometer, bloß um zu wenden.«
    »Ich bin kein Flugzeugträger.« Little Marilyn hatte sich genügend erholt, um kehrtzumachen und zu gehen.
    Miranda knallte Briefe auf den Schalter. »Der Tag fängt ja gut an«, sagte sie zu der Katze und dem Hund, merkte dann, mit wem sie sprach, und schüttelte den Kopf. »Was tu ich da?«
    »Du führst ein intelligentes Gespräch«, schnurrte Mrs Murphy.
    Harry öffnete verlegen die Hintertür. »Tut mir leid.«
    »Schon gut.« Miranda öffnete den nächsten Postsack.
    »Ich hasse Weihnachten.«
    »Kommen Sie, lassen Sie sich von der Arbeit nicht kleinkriegen.«
    »Es ist nicht nur das. Die Morde gehen mir nicht aus dem Kopf, und ich glaube, dass Blair mit Boom Boom auf diesen dämlichen Ball geht, das wurmt mich mehr, als ich gedacht hätte. Aber warum hätte er mich einladen sollen? Ich kann mir die Reise nach New York nicht leisten, und ich hab nichts anzuziehen. Mit mir am Arm kann kein Mann Eindruck schinden. Trotzdem …« Ihre Stimme verlor sich. »Und ich kann es nicht fassen, dass Fair diesem Weib verfallen sein soll.« Sie machte eine Pause. »Und Weihnachten vermisse ich Mom und Dad am allermeisten.«
    Tucker setzte sich neben Harrys Füße, und Mrs Murphy ging ebenfalls zu ihr.
    Miranda verstand. Auch sie musste mit Verlusten leben. »Verzeihen Sie, Harry. Weil Sie jung sind, denke ich manchmal, alles müsste wunderbar sein. Aber ich weiß, wie das ist, die Weihnachtslieder zu hören und zu wünschen, die alten vertrauten Stimmen würden mit uns singen. Nichts wird wieder so, wie es einst war.« Sie trat zu Harry und klopfte ihr auf den Rücken, denn Mrs Hogendobber lag es nicht, ihre Gefühle überschwänglich zu offenbaren. »Gott schließt keine Tür, ohne eine andere zu öffnen. Das sollten Sie nie vergessen.«

 
43
     
    Glänzende Schärpen spannten sich quer über manche Männerbrust, Orden baumelten über Herzen. Die in Uniform gekommen waren, ließen die Herzen der Damen höherschlagen. So stattliche Herren, so schöne Frauen, beladen mit Juwelen, deren Gesamtsumme das Bruttosozialprodukt von Bolivien überstieg.
    Boom Boom schwirrte der Kopf. Blair, im Frack, glitt mit ihr über die Tanzfläche, eine der elegantesten in ganz Amerika. Was war Crozet dagegen? Boom Boom hatte das Gefühl, angekommen zu sein. Wenn sie Blair nicht den Kopf verdrehen konnte – Blair war aufmerksam, aber sie spürte, dass sie ihn körperlich nicht reizte –, dann würde sie sich einen anderen angeln, bevor die Nacht der Dämmerung wich.
    Ein korallenrotes Kleid betonte ihren dunklen Teint, der tiefe Ausschnitt lenkte die Aufmerksamkeit auf ihre Prachtstücke. Als

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