Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
sie und Blair nach dem Tanz an ihren Tisch zurückkehrten, kam einer seiner Studienfreunde zu ihnen. Nachdem sie vorgestellt worden waren, zog sich Orlando Heguay einen Stuhl heran.
»Na, wie ist das Leben in der Provinz?«
»Interessant.«
Orlando lächelte Boom Boom an. »Wenn diese reizende Dame der Beweis ist, würde ich zustimmen.«
Boom Boom lächelte zurück. Ihre Zähne schimmerten; sie hatte sie einen Tag zuvor extra reinigen lassen. »Sie schmeicheln mir.«
»Ganz im Gegenteil. Mir fehlen die Worte.«
Blair lächelte großmütig. »Komm mich Silvester besuchen. Bis dahin habe ich vielleicht sogar Möbel.«
»Abgemacht.«
»Orlando, hilf meinem Gedächtnis auf die Sprünge. Warst du in Exeter oder Andover?«
»Andover. Carlos war in Exeter. Mutter und Dad meinten, wir sollten auf getrennte Colleges gehen, weil wir so starke Konkurrenten waren. Und jetzt haben wir eine gemeinsame Firma. Ich schätze, sie hatten recht.«
»Und was für eine Firma ist das, Mr Heguay?«
»Bitte nennen Sie mich Orlando.« Er lächelte wieder. Er war ein gut aussehender Mann. »Carlos und ich sind Eigentümer der Atlantic Company. Wir vermitteln Architekten und Innenarchitekten an diverse Kunden sowohl in Südamerika wie in Nordamerika. Ich war ursprünglich der Architekt und Carlos der Innenarchitekt, aber jetzt haben wir ein Team von fünfzehn Angestellten.«
»Hört sich an, als würde Ihnen das Spaß machen«, gurrte Boom Boom.
»Tut es auch.«
Blair, amüsiert über Boom Booms Interesse – das von Orlando erwidert wurde –, fragte: »Warst du nicht mit Fitz-Gilbert Hamilton auf der Schule?«
»War ein Jahr unter mir. Der arme Kerl.«
»Inwiefern?«
»Seine Eltern sind eines Sommers beim Absturz eines Kleinflugzeugs ums Leben gekommen. Dann hatte er mit einem Freund einen Autounfall. Es sah gar nicht gut aus. Er soll einen Nervenzusammenbruch gehabt haben. Alle waren erstaunt, dass er’s geschafft hat, im Herbst nach Princeton zu kommen; denn in seinem letzten Collegejahr ist viel über ihn gemunkelt worden. Die Leute dachten, er wäre endgültig abgedreht.«
»Er lebt auch in Crozet … scheint vollkommen normal zu sein.«
»Wer hätte das gedacht. Erinnerst du dich an Izzy Diamond?«
»Ich weiß noch, wie er unbedingt in die Pen-and-Scroll-Geheimgesellschaft aufgenommen werden wollte. Ich dachte schon, er würde sterben, wenn sie ihn nicht nähmen. Sie haben ihn tatsächlich nicht genommen.«
»Vor Kurzem haben sie ihn wegen Investmentbetrugs verhaftet.«
»Izzy Diamond?«
»Ja.« Orlandos Augenbrauen schnellten in die Höhe, dann sah er Boom Boom an. »Wie unhöflich von uns, in College-Erinnerungen zu schwelgen. Mademoiselle, darf ich Sie um diesen Tanz bitten?« Er wandte sich an Blair: »Du musst dir eine andere Partnerin suchen.«
Blair lächelte und winkte ab. Er war Boom Boom dankbar, dass sie ihm den Zugang zur Gesellschaft von Mittelvirginia ebnete. Er mochte sie ganz gern, obwohl ihr ständiges Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen, ihn zunehmend langweilte. Auf den Knickerbocker-Ball hatte er sie eigentlich nur eingeladen, um sich zu revanchieren. Es freute ihn riesig, dass Orlando sie so attraktiv fand. Viele der anwesenden Herren warfen Boom Boom bewundernde Blicke zu. Blair hatte für eine Weile genug von Frauen, obwohl er sich zu den seltsamsten Zeiten dabei ertappte, wie er an Harry dachte. Was sie wohl auf einem Ball machen würde? Nicht, dass sie unbeholfen wäre, aber er konnte sie sich nicht im Ballkleid vorstellen. Ihre natürliche Kluft waren Stiefel, Jeans und Hemd. Da Harry einen kleinen Hintern hatte, unterstrich diese Kluft ihre körperlichen Reize. Sie war so praktisch, so realistisch. Plötzlich wünschte Blair, sie wäre bei ihm. Ihr würden bestimmt ein paar witzige Bemerkungen über diese Leute einfallen.
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»Wer bietet fünfzehntausend? Höre ich fünfzehntausend? Neu kriegen Sie den nicht unter fünfunddreißig. Wer bietet fünfzehntausend?«
Während der Versteigerer sang, schimpfte, scherzte und sich aufregte, standen Harry und Blair am Rand des Auktionsgeländes. Ein leichter Regen dämpfte die Aufmerksamkeit; bei den sinkenden Temperaturen konnte der Regen leicht in Schnee übergehen. Die Leute stampften mit den Füßen und rieben sich die Hände. Obwohl Harry eine lange seidene Unterhose, ein T-Shirt, einen dicken Pullover und ihre Daunenjacke trug, spürten Nase, Hände und Füße die schneidende Kälte. Ihren Körper konnte sie immer warm halten,
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