Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
sagte Tucker winselnd zu Harry.
»Hunde sind doof. Doof, doof, doof«, verkündete die Katze, den Schwanz hochgereckt, dann rannte sie vor Tucker her, die natürlich die Verfolgung aufnahm.
Mrs Murphy sprang in die Luft und setzte hinter Tucker auf. Harry musste so lachen, dass sie nicht weitergehen konnte. »Ihr seid verrückt, ihr zwei.«
»Sie ist verrückt. Ich bin vollkommen normal.« Tucker setzte sich beleidigt hin.
»Ha.« Mrs Murphy machte einen weiteren Luftsprung. Sie hatte Frühlingsgefühle und war erfüllt von der Hoffnung, die diese Jahreszeit stets begleitet.
Harry putzte sich am Haupteingang des Postamts die Füße ab, nahm den Messingschlüssel aus ihrer Tasche und schloss auf, während Mrs Hogendobber gleichzeitig dasselbe Ritual am Hintereingang vollzog.
»Schönen guten Morgen«, riefen sie sich gegenseitig zu, als sie auf der jeweils anderen Seite des kleinen Fachwerkhauses die Tür zugehen hörten.
»Punkt halb acht«, rief Miranda, erfreut über ihre Pünktlichkeit. Mirandas Ehemann war jahrzehntelang Posthalter von Crozet gewesen. Nach seinem Tod hatte Harry die Stelle bekommen.
Obwohl keine Staatsangestellte, war ihm Miranda George seit dem 7. August 1952, dem Tag, als er seine Stellung angetreten hatte, zur Hand gegangen. Als er starb, trauerte sie zunächst um ihn, was natürlich war. Dann erklärte sie, der Ruhestand gefalle ihr. Am Ende gab sie zu, sich zu Tode zu langweilen, weswegen Harry sie aus Höflichkeit einlud, ab und zu vorbeizukommen. Harry hatte nicht geahnt, dass Miranda hartnäckig jeden Morgen um halb acht vorbeikommen würde. Mit der Zeit und nach einigem Murren entdeckten die zwei, dass es ganz angenehm war, Gesellschaft zu haben.
Draußen hupte das Postauto. Rob Collier tippte an seine Orioles-Baseballkappe und warf die Säcke durch den Vordereingang. Er brachte die Post vom Hauptpostamt am Seminole Trail in Charlottesville. »Spät dran«, sagte er nur.
»Rob verspätet sich selten«, bemerkte Miranda. »Schön, packen wir’s an.« Sie öffnete einen Leinensack und begann, die Post in die Fächer zu sortieren.
Auch Harry sichtete den Morast aus Gedrucktem, eine Flut von Versuchungen zum Geldausgeben, denn die Hälfte von dem, was sie aus ihrem Sack zog, waren Versandhauskataloge.
»Iiih!«, kreischte Miranda und zog die Hand aus einem Postfach.
Mrs Murphy eilte sofort herbei, um das anstößige Fach zu inspizieren. Sie angelte mit der Pfote darin herum.
»Was gefunden?«, fragte Tucker.
»Oh ja!« Mrs Murphy warf eine dicke Spinne auf den Boden. Tucker sprang zurück, die zwei Menschen ebenso, dann bellte sie, was die Menschen tunlichst unterließen.
»Gummi«, sagte Mrs Murphy und lachte.
»Wessen Fach war das?«, wollte Harry wissen.
»Das von Ned Tucker.« Mrs Hogendobber runzelte die Stirn. »Das war bestimmt Danny Tucker. Ich sage Ihnen, die jungen Leute heutzutage haben keinen Respekt. Meine Güte, ich hätte einen Schlaganfall bekommen oder zumindest mit meiner Atmung aus dem Takt geraten können. Wenn ich den Jungen zu fassen kriege!«
»Jungen sind eben Jungen.« Harry hob die Spinne auf und wedelte damit vor Tucker herum, die Gleichgültigkeit vortäuschte. »Huch, der erste Kunde, und wir sind noch nicht halb fertig.«
Mim Sanburne stürmte durch die Tür. Ein blassgelber Kaschmirschal vervollständigte ihr Bergdorf-Goodman-Ensemble.
»Mim, wir sind noch nicht so weit«, informierte Miranda sie.
»Oh, ich weiß«, sagte Mim affektiert. »Ich habe Rob auf dem Weg in die Stadt überholt. Ich wollte nur hören, wie ihr die Feier in Monticello fandet. Ja, ja, ihr habt mir gesagt, dass sie euch gefallen hat, aber mal ganz unter uns, wie fandet ihr sie wirklich?«
Harry und Miranda mussten sich nicht durch Blicke verständigen. Sie wussten, dass Mim beides brauchte, Lob und Klatsch. Miranda beherrschte Letzteres besser als Ersteres, was sie auch jetzt bewies. »Du hast eine gute Rede gehalten. Ich glaube, Oliver Zeve und Kimball Haynes waren schlankweg begeistert, jawohl, begeistert. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass Lucinda Coles eingeschnappt war, wenn ich mir auch absolut nicht denken kann, warum.«
Mim schnappte nach dem Köder wie ein Klippenbarsch und senkte die Stimme. »Sie hat sich so hochnäsig benommen. Es ist ja nicht so, dass ich sie nicht in mein Komitee eingeladen hätte, Miranda. Sie war die Zweite, die ich gefragt habe. Zuerst habe ich Wesley Randolph gefragt. Aber er ist einfach zu alt, der Ärmste. Als ich dann
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