Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
aussah. »Kriegen wir das auf?«
»Hab ich versucht. Erfordert Menschenhände«, bemerkte Paddy betont lässig, obwohl er völlig hingerissen war, weil seine Entdeckung die erhoffte Erregung in Mrs Murphy erzeugt hatte.
»Was gibt es da oben?«, jaulte Tucker.
Mrs Murphy steckte den Kopf aus der Öffnung. »Eine Art Versteck, Tucker. Bücher vielleicht oder Schmuckschatullen. Wir können es nicht aufkriegen.«
»Glaubst du, die Menschen werden es finden?«
»Vielleicht ja, vielleicht nein.« Paddys hübsche Züge erschienen jetzt neben Mrs Murphy. »Wenn die Arbeiter den Kamin neu verfugen, steht es fünfzig zu fünfzig, ob sie hier reingucken oder bloß Steine reinstecken und mit Mörtel verkleistern«, überlegte Mrs Murphy laut. »Der Fund ist zu gut, um wieder verloren zu gehen.«
»Vielleicht ist es ein Schatz.« Tucker grinste. »Der verlorene Schatz von Claudius Crozet!«
»Der ist im Tunnel, in einem von den Tunnels«, sagte Paddy, der wusste, dass der Ingenieur Crozet vier Tunnels durch die Blue Ridge Mountains getrieben hatte, eine der Großtaten der Ingenieurkunst des 19. Jahrhunderts – oder aller Jahrhunderte. Er hatte sein Meisterwerk ohne Hilfe von Dynamit vollbracht, das damals noch nicht erfunden war.
»Was glaubst du, wie lange das schon hier drin ist?«, fragte Paddy.
Mrs Murphy drehte sich um und beklopfte die Ölhaut. »Hm, wenn jemand das, sagen wir, in den letzten zehn oder zwanzig Jahren versteckt hätte, hätte er vermutlich Plastik genommen. Ölhaut ist teuer und schwer zu bekommen. Mom wollte mal so einen australischen Regenmantel zum Reiten haben, aber das Ding sollte über 225 Dollar kosten, glaube ich.«
»Zu schade, dass die Menschen kein Fell haben. Denk nur, was sie dann an Geld sparen würden«, sagte Paddy.
»Ja, und sie müssten sich keine Gedanken mehr darüber machen, welche Farben man trägt, denn Fell ersetzt alle Farben. Seht mich an«, bemerkte Tucker. »Oder Mrs Murphy. Könnt ihr euch gestreifte Menschen vorstellen?«
»Sie würden erheblich besser aussehen!«, schnurrte Paddy.
Mrs Murphy, deren Gedanken schon weiterrasten, während die Felldiskussion noch in vollem Gange war, sagte: »Wir müssen Larry hierherkriegen.«
»Keine Chance.« Paddy setzte geringe Hoffnungen auf menschliche Intelligenz.
»Du bleibst hier und steckst den Kopf aus dem Loch. Tucker und ich holen ihn. Wenn wir ihn nicht herlotsen können, kommen wir allein wieder, aber du rührst dich nicht von der Stelle, okay?«
»Befehlen konntest du schon immer gut.« Er lächelte diabolisch.
Mrs Murphy landete in der Feuerstelle und flitzte zur Tür hinaus, Tucker dicht hinterher. Sie überquerten den Rasen und blieben unter dem Küchenfenster stehen, wo ein Licht schimmerte. Larry machte sich gerade seine Tasse Morgenkaffee.
»Du bellst, ich spring auf das Fenstersims.«
»Das Fenstersims ist viel zu schmal«, sagte Tucker.
»Ich kann mich wenigstens davon abstoßen.« Und dies tat Mrs Murphy, während Tucker kläffte wie verrückt. Der Anblick des gestreiften Tieres, das vier Pfoten an eine Fensterscheibe stemmte und sich dann abstieß, machte Larry ruckartig hellwach. Der zweite Stoß von Mrs Murphy brachte ihn vollends auf Touren. Er öffnete die Hintertür, und als er die zwei Racker sah, dachte er, sie wollten ihm Gesellschaft leisten.
»Mrs Murphy, Tucker, kommt rein.«
»Komm du raus«, bellte Tucker.
»Ich lauf rein und gleich wieder raus.« Mrs Murphy sauste an Larry vorbei, wobei sie flüchtig seine Beine streifte, machte eine Kehrtwendung und flitzte zwischen seinen Beinen hindurch wieder hinaus.
»Was habt ihr zwei bloß?« So perplex er war, der alte Herr fand das Schauspiel äußerst amüsant.
Noch einmal sauste Mrs Murphy hinein und gleich wieder hinaus, während Tucker nach vorn rannte, bellte und ein paar Schritte fortlief. »Komm mit, Doc. Wir brauchen dich!«
Larry, ein intelligenter Mann, soweit sich das von einem Menschen sagen ließ, folgerte aus dem Verhalten der zwei Tiere, die er kannte und schätzte, dass sie äußerst erregt waren. Er schnappte sich seine alte Jacke, klatschte sich seinen Filzdeckel auf den Kopf und folgte ihnen. Er fürchtete, dass ein anderes Tier oder gar ein Mensch verletzt war. Er hatte davon gehört, dass Tiere Menschen zu einem verletzten geliebten Wesen geführt hatten, und plötzlich durchfuhr ihn eine Angst. Wenn nun Harry auf dem Weg zur Arbeit etwas zugestoßen war?
Er folgte ihnen in den Anbau. Als er durch die Tür getreten
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