Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
sich den teuersten Bleistift leisten können, aber sie zog Holzstifte vor, Eagle Mirado Nr. 1. Sie trug immer ein Dutzend davon bei sich, in dem Pappetui, in dem sie verkauft wurden, und dazu einen Anspitzer.
Die kleine Gruppe blickte ins Feuer.
Herb riss sich von der hypnotischen Kraft der Flammen los. »Kann ich jemandem noch was zu trinken holen? Kaffee?«
»Nein danke«, antworteten alle.
»Herb, Sie kennen doch die Geheimnisse der Menschen. Sie und Larry Johnson.« Ansley faltete die Hände. »Haben Sie irgendeine Idee, eine Ahnung, und wenn sie noch so abwegig ist?«
Herb hob den Blick zur Decke, dann schaute er wieder in die Gruppe. »Nein. Ich bin die Fakten, also die, die wir kennen, im Geiste so oft durchgegangen, bis mir schwindlig wurde. Ich bin auf nichts gestoßen. Aber selbst wenn Kimball oder der Sheriff das Geheimnis der Leiche in Monticello aufgedeckt hätte – ich weiß nicht, ob das etwas mit Kimballs Ermordung zu tun hat. Es wäre naheliegend, da einen Zusammenhang zu suchen, aber ich kann kein Verbindungsglied finden.«
Mim stand auf. »Ich muss jetzt gehen. Wir haben in kürzester Zeit eine Menge auf die Beine gestellt. Ich danke Ihnen allen.« Sie zögerte. »Ich bedaure die Umstände, so gern ich mit Ihnen zusammenarbeite.«
Warren und Ansley gingen etwa zehn Minuten später. Auf der Fahrt durch die Dunkelheit hielten die kurvigen Straßen Warren wach.
»Schatz …« Ansley achtete auf Rehe am Straßenrand – das Scheinwerferlicht würde sie blenden. »Hast du jemandem erzählt, dass Kimball die Randolph-Papiere gelesen hat?«
»Nein, du?«
»Natürlich nicht – es würde den Verdacht auf dich lenken.«
»Auf mich, wieso?«
»Weil Frauen selten morden.« Sie blinzelte in die pechschwarze Nacht. »Fahr langsamer.«
»Glaubst du, ich habe Kimball umgebracht?«
»Hm, ich weiß, dass du Mim den Brief mit den ausgeschnittenen Buchstaben geschickt hast.«
Er nahm vor einer tückischen Kurve den Fuß vom Gas. »Wie kommst du darauf, Ansley?«
»Ich hab den New Yorker in der Bibliothek im Papierkorb gesehen. Ich hatte ihn noch nicht gelesen, deshalb habe ich ihn herausgefischt, und da habe ich entdeckt, was du mit deiner Schere angerichtet hast.«
Den Rest des Heimwegs, es waren nur noch drei Kilometer, blickte er finster vor sich hin. Als sie in der Garage waren, stellte er den Motor ab, dann packte er Ansley am Handgelenk. »Du bist nicht so schlau, wie du denkst. Misch dich da nicht ein.«
»Ich will wissen, ob ich mit einem Mörder zusammenlebe.« Sie triezte ihn: »Und wenn ich dir mal im Weg bin?«
Er hob die Stimme. »Verdammt noch mal, ich habe Mim Sanburne einen Streich gespielt. Zugegeben, es war nicht besonders geistreich, aber es hat Spaß gemacht; denk doch nur mal daran, wie sie mich und alle anderen seit jeher nach ihrer Pfeife tanzen lässt. Halt du bloß deinen Mund.«
»Ist doch klar.« Sie presste die Lippen zusammen, so dass sie noch schmaler wurden, als sie sowieso schon waren.
Ohne ihr Handgelenk loszulassen, fragte er: »Hast du die Papiere gelesen? Das blaue Tagebuch?«
»Ja.«
Jetzt ließ er ihr Handgelenk los. »Ansley, jede alteingesessene Familie in Virginia hat ihr Quantum an Pferdedieben, Schwachsinnigen und schlichtweg miesen Kerlen. Wo ist der Unterschied, ob sie 1776 schlecht oder verrückt waren oder heute? Man wäscht seine schmutzige Wäsche nicht in der Öffentlichkeit.«
»Da hast du recht.« Sie öffnete die Wagentür, um auszusteigen, und er tat dasselbe.
»Ansley?«
»Ja?« Sie drehte sich auf dem Weg zur Tür um.
»Hast du wirklich auch nur eine Minute gedacht, dass ich Kimball Haynes getötet habe?«
»Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.« Verdrossen erreichte sie die Tür, öffnete sie und ließ sie zuknallen, ohne sich umzusehen. Dabei zerquetschte sie Warren fast die Nase.
42
Harry, Mrs Hogendobber und auch Deputy Cooper waren vom vielen Lesen erschöpft. Mim war über die Wayles/Coolidge-Linie mit Thomas Jefferson verwandt. Ellen Wayles Randolph, seine Enkeltochter, hatte am 27. Mai 1825 Joseph Coolidge junior geheiratet. Sie hatten sechs Kinder, und Mims Mutter war mit einer Cousine dieser Nachkommenschaft verwandt.
Es war eine Verbindung mit Thomas Jefferson, wenn auch eine entfernte. Ellen unterhielt eine lebhafte Korrespondenz mit der Familie ihres Mannes. Ellen, das Energiebündel unter Marias – alias Pollys – Kindern, hatte von ihrem Großvater die Sprachgewandtheit geerbt, während ihr älterer
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