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Mrs. Murphy 19: Mausetot

Mrs. Murphy 19: Mausetot

Titel: Mrs. Murphy 19: Mausetot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Die Freundinnen hatten verschiedene Colleges besucht, was ihre Bindung aber nicht geschwächt, sondern gestärkt hatte. Harry war begeistert von England und Irland, besonders von der Landschaft. Am meisten hatten die zwei darüber gestaunt, wie klein Europa war. Auf einer Fahrt durch Österreich Richtung Osten würde man in einer Stunde in Ungarn landen. Selbst Deutschland, ein relativ großes Land in Europa, wirkte winzig im Vergleich zu den Vereinigten Staaten. Aber die Kunst! Harry dachte oft daran, was sie in Galerien, Kathedralen und an den Menschen selbst gesehen hatte. Die Wiener waren modisch, die Pariser elegant, die Berliner und Hamburger lässig zusammengewürfelt; und dann London. Sie hatte irgendwie erwartet, alle würden aussehen wie die mittlerweile verstorbene, von allen geliebte Königinmutter. Den Ruf als schlampig Gekleidete hatten die Engländer nicht verdient. Wohin Harry und Susan auch kamen, waren sie geblendet von den Kunstwerken und den Menschen, die alle sehr nett zu den zwei jungen Mädchen aus Virginia waren.
    So viel sie gelernt und so sehr sie das alles auch begeistert hatte – wenn sie die Berge betrachtete, wenn sie die Pfirsichbäume in voller Blüte, die Wiesen in einem unglaublichen Smaragdgrün sah, dann wusste sie, sie würde für immer ein Kind vom Land bleiben. In Anbetracht des Knotens in ihrer Brust fragte sie sich, wie lange »für immer« sein würde. Sie verbannte dies und den bedrohlich näher kommenden Mittwoch – es war schon Sonntag – aus ihren Gedanken und kredenzte Cynthia Cooper einen Gin Rickey.
    Â»Wann hast du gelernt, diese Drinks zu mixen?« Coop lehnte sich auf dem Liegestuhl in Harrys Garten zurück und bewunderte das hohe schmale Glas. »Meine Mutter hat die auch gemacht, und Gin Tonic.«
    Â»Wenn das Wetter umschlug, nicht? Dann hat deine Mutter sie gemacht?«
    Â»Genau.«
    Â»Tja, damit begrüße ich offiziell den Frühling. Es ist schon ein Monat nach der Tagundnachtgleiche, aber der einundzwanzigste März war verdammt kalt, und es ist kalt geblieben. Heute fühlt es sich nach Frühling an, das Licht sieht nach Frühling aus.«
    Â»Ja.« Coop nahm dankbar einen Schluck von dem Drink, ihre Fingerabdrücke waren auf dem geeisten Glas zu sehen. »Hat deine Mutter dir beigebracht, Gin Rickey zu mixen?«
    Â»Ja. Neun Zentiliter guten Gin. Momma hat guten betont. Saft einer halben Zitrone und eiskaltes Club Soda. Eis ins Glas geben, Gin und Zitronensaft zufügen, mit Club Soda aufgießen. Aber weißt du, ich bin ein Faulpelz geworden. Ich mache nicht viel, was Vorbereitung erfordert, Essen eingeschlossen – außer wir haben Gäste, oder wenn Fair einen ganz schlimmen Tag hatte.«
    Â»Wir haben alle zu wenig Zeit, nicht wahr?«, grübelte Coop.
    Â»Meine Mutter hat immer frische Blumen arrangiert, und sie hat Dad einen Scotch mit Soda gereicht, sobald er durch die Tür trat. Die Mahlzeiten hat sie mit frischen Zutaten zubereitet. Wer kann heute noch so leben?« Harry zuckte die Achseln.
    Â»Ich weiß nicht. Ich bin froh, dass ich die Zeit habe, meinen Garten zu gießen. Das Sheriffrevier hat seit der Wirtschaftskrise keine neuen Leute eingestellt. Wir brauchen dringend Unterstützung. Ich arbeite mehr Stunden denn je«, erklärte Coop. Dann fügte sie hinzu: »Klingt wie eine faule Ausrede. Meine Mutter hat alles selber gemacht, dabei hat sie als Telefonistin gearbeitet, manchmal mit Überstunden. Ich weiß nicht, ob sie mehr Zeit hatte als ich.«
    Â»Meine auch. Sie hat in der Bücherei gearbeitet, zum einen, weil sie das Geld brauchten, zum anderen, weil sie diese Arbeit geliebt hat. Sie ist jetzt seit achtzehn Jahren tot. Dad auch. Sie konnten ohne einander nicht leben, und ich denke jeden Tag an sie. Sie fehlen mir, ich würde alles darum geben, um mit ihnen sprechen zu können. Du hast Glück, dass deine Eltern noch leben.«
    Â»Oh ja. Sag mal, wie ist es mit der Packerei von Paulas Sachen gelaufen?«
    Â»Großartig. Es sind so viele Leute aufgekreuzt, um den Bentons zu helfen, dass wir um halb vier mit allem fertig waren. Hey, Paulas Spitzname war Pudel. Hat ihre Mutter mir erzählt.«
    Â»Lustig.« Coop nahm einen tiefen Schluck, schloss dann die Augen und lehnte sich wieder zurück.
    Die beiden Frauen hatten Pullover an, denn die Temperatur hielt sich den ganzen Tag

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