Mrs. Murphy 19: Mausetot
Schwanenhals. »Ich glaube nicht, dass das alles zusammenhängt.«
»Es scheint weit hergeholt, und Izzy kennt die näheren Einzelheiten nicht, doch die Polizei stuft Corys Tod als Mord ein.«
»Was?«
»Izzy sagt, das Auto wurde, ich weià den Fachausdruck nicht, so was wie kurzgeschlossen.«
Nach langem Schweigen sagte Annalise: »Das kann nicht sein. Rachel kennt sich mit Autos nicht aus.« Rachel war Corys Frau.
»Ist sie ihm auf die Schliche gekommen?«
»Nein. Er hat zumindest nicht geglaubt, dass sie was gemerkt hat.« Sie atmete tief durch. »Schau, falls sie dahintergekommen ist, ich war nicht die Erste. Ich bezweifle ernsthaft, dass seine Frau ihn umgebracht hat. Mit der Pfanne eins übergebraten, das ja, aber ihn umgebracht, nein.«
»Hast du ihn geliebt? Die ganze Zeit, wo wir darüber geredet haben, wie du deine Spuren verwischst, hab ich dich das nie gefragt.«
Annalise sah Toni in die Augen. »Ich war in ihn verknallt, aber geliebt habe ich ihn nicht. Wir hatten eine gemeinsame Leidenschaft, mehr für die Medizin als füreinander, aber das war schön. Wir haben uns gegenseitig angetrieben, um noch mehr zu lernen, noch tiefere Einblicke zu gewinnen. Und wir haben immer ergründet, wie wir das Gelernte anwenden, wie wir unsere Kenntnisse am besten nutzen können. Das hört sich nicht romantisch an, aber es hat uns einander nähergebracht. Alle Leute denken, dass Ãrzte reich sind. Sicher, ich habe viel mehr verdient als jemand in einem Rechenzentrum, aber die Ausgaben sind beträchtlich, und die Ausbildungsdarlehen müssen zurückgezahlt werden. Wir haben über alles gesprochen. Er wird mir fehlen.«
Toni sah durch die groÃe Glasscheibe in der Tür. »Dein Assistent macht gerade sauber. Man weià nicht, was für Emotionen hochkommen werden, drum streng dich an: Halt dich zurück.« Sie drückte Annalises Schulter. »Reià dich zusammen. So schrecklich es ist, es wäre noch viel schlimmer, wenn du ihn geliebt hättest.«
Annalise stand auf und ging mit Toni zum Ausgang. »Vielleicht. Er war mein Freund, bevor er mein Liebhaber wurde. Liebhaber kommen und gehen, Toni. Einen Freund hat man für immer.«
»Da könntest du recht haben.« Toni umarmte sie, dann ging sie hinaus.
Izzy Wineberg erledigte dringende Anrufe, beruhigte etliche Mitarbeiter und war froh, als er in seinem privaten Bad hinter dem groÃen Sprechzimmer ein paar Augenblicke für sich hatte. Er wusch sich das Gesicht, dann drückte er einen ausgewrungenen Waschlappen darauf.
Der in der medizinischen Welt wie ein Komet aufsteigende Central-Virginia-Klinikkomplex würde durch anscheinend zusammenhängende Todesfälle nicht untergehen. Vor zehn Jahren hatte es in dem alten Krankenhaus Morde gegeben, die, wie die meisten, mit Geld zusammenhingen. Es ging immer um Liebe oder Geld. Er tupfte sich mit einem flauschigen Handtuch, das er seiner Frau zu verdanken hatte, mit der er seit sechsundvierzig Jahren verheiratet war, das Gesicht trocken. Sie füllte sein Leben mit allen möglichen sorgfältig ausgewählten Gegenständen und Begebenheiten.
Zum Thema Frauen wusste er, dass Cory eine breite Schneise durch den Schwesternbestand innerhalb und vermutlich auch auÃerhalb des Krankenhauses geschnitten hatte. Er war halt so ein Typ.
Izzy sah sich vor zwei Probleme gestellt. Das erste war: Wenn er Sheriff Shaw von Corys Eroberungen erzählte, würde der Sheriff das Thema dann bei Rachel, Corys Frau, zur Sprache bringen? Was für ein unglücklicher Zeitpunkt für eine Frau, zu erfahren, dass ihr Mann an chronischer Untreue litt. Aber vielleicht hatte sie es ja gewusst. Doch das bezweifelte Izzy. Er hatte sie oftmals zusammen gesehen, als er Gast in ihrem Haus gewesen war. Dann aber sagte er sich, dass Menschen groÃartige Schauspieler sein können.
Das zweite Problem â kniffliger â erforderte geschicktes Lavieren. Paula hatte mit Cory zusammengearbeitet. Thadia nicht, aber es konnte einem schwerlich entgangen sein, dass die Frau in den Chirurgen verknallt gewesen war. Ãrzte kommen Geheimnissen auf die Spur. Man kann keine Patienten heilen, ohne zu wissen, was ihnen fehlt. Unter Einsatz allen Geschicks, das ihm in seinem Beruf zugutegekommen war, schob Izzy sämtliche unwesentlichen Informationen beiseite und konzentrierte sich nur auf Symptome. Und kam zu dem Schluss:
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