Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs. Murphy 19: Mausetot

Mrs. Murphy 19: Mausetot

Titel: Mrs. Murphy 19: Mausetot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
Cory Schaeffer stand im Mittelpunkt dieser Mordserie.

32
    D ie Obstbäume warfen ihre Blüten ab. Winzige Pfirsich-, Birnen- und Apfelknubbel ließen auf eine gute Ernte hoffen. Auch der Hartriegel verlor seine schönen weißen oder rosa Blüten. Das Laub der Bäume wurde dichter, das helle Frühjahrsgrün färbte sich bereits eine Schattierung dunkler.
    Narzissen und Tulpen waren schon verblüht, während die Schwertlilien sich weit öffneten. Es gab intensiv blaue Iris, lavendelblaue Ritterschwertlilien, bräunliche, innen pfirsichfarbene Schwertlilien. Man sah alle vorstellbaren Abstufungen von Purpur. Zusammen mit den frühen Schwertlilien schufen die Azaleen bunte Blumenmeere. Es gibt kaum einen virginischen Wohnsitz ohne Azaleen oder Schwertlilien. Die Leute karren Sand herbei, um den Azaleensträuchern den richtigen Boden zu bieten.
    Azaleen und Schwertlilien blühten in manchen Jahren nicht gleichzeitig wie in diesem Jahr, und Harry bewunderte die Farbenpracht rings um ihr Haus und in den großen Holzkübeln vor dem Stall. Später würden diese Kübel den widerstandsfähigen Geranien und Petunien weichen.
    Kniend entfernte sie Unkraut aus ihrem Blumenbeet am Hintereingang. Sie musste Ende der Woche wieder zur Bestrahlung, darum war es besser, diese Arbeit jetzt zu erledigen. Sie wusste, dass sie noch erschöpfter sein würde als nach dem letzten Mal.
    In ihrer Selbsthilfegruppe erfuhr sie nicht nur, was Krebs dem Körper antut, sondern auch, was die Behandlungen mit ihm anstellen. Eine Kombination von Chemo und Bestrahlung scheint dazu bestimmt zu sein, Krebszellen zu töten und die Patienten fast noch obendrein. Froh, dass sie nur die Bestrahlungen über sich ergehen lassen musste, scherzte sie mit ihren Leidensgenossinnen über den Verlust von Haaren, Appetit und Energie. Gottlob hatte keine ihren Sinn für Humor verloren.
    Eine witzelte: »Gott hat die Haare erschaffen, um unvollkommene Köpfe zu kaschieren.«
    Manche Frauen investierten in gute Perücken, und denen, die die Mittel dafür fehlten, half eine Organisation, die Perücken für bedürftige Krebspatientinnen anfertigte. Andere setzten sich Baseballkappen auf und sagten: »Verdammt, was soll’s.«
    Harry wusste nicht recht, wie sie damit umgehen sollte. Sie war nicht annähernd so schlimm dran wie viele andere. Dennoch spürte sie, wie ihre Energie abnahm, sie reizbar wurde – was sie mühsam verheimlichte – und sie manchmal wegen ihres Zustands bekümmert war. Sicher, sie machte es fabelhaft, sie war toll in Form, doch der Gedanke, dass ihr Körper sie hintergangen hatte, wurmte sie.
    Sie wiederholte sich immerzu das Mantra ihrer Selbsthilfegruppe: Ich habe Krebs; der Krebs hat nicht mich.
    Die langen Strahlen der Spätnachmittagssonne streiften den Stall, die Felder, die alten mundgeblasenen Fensterscheiben. Harry empfand dieses Licht als weich, nahezu fließend. Wie die meisten Landmenschen sah sie die Magie des Lichts als Ausgleich für den strengen Winter, egal zu welcher Tageszeit. Doch jetzt, mitten im Frühling, wartete man auf den Spätnachmittag.
    Â»Coop« , bellte Tucker, denn sie hörte weit entfernt Coops Wagen von der Straße in die kiesbestreute Zufahrt zur Farm einbiegen.
    Coop hielt vor dem Stall.
    Harry stand auf und warf eine Handvoll hartnäckiges Unkraut in den blauen Abfalleimer. Sie staubte sich die Knie ab und ging zu der großen Blondine, die aus ihrem Wagen stieg.
    Â»Hey, Nachbarin.«
    Coop lächelte. »Sieht ja toll aus hier.«
    Â»Danke. Ich konnte den Anblick von dem Unkraut keine Minute mehr ertragen.«
    Â»Du bist im Jäten viel besser als ich.« Coop seufzte. »Hast du eine Minute Zeit?«
    Â»Sicher. Komm mit rein, ich wasch mich bloß schnell.« Harry zog ihre Gartenhandschuhe aus und legte sie in der umzäunten Veranda auf ein hohes Regalbrett, denn wenn Tucker drankäme, würde sie damit türmen.
    In der Küche, die so sauber war wie möglich, wenn man bedachte, dass Harry im Garten gearbeitet hatte, fragte sie: »Was kann ich dir anbieten?«
    Â»Eistee, wenn du welchen hast.«
    Â»Genau das Richtige.«
    Harry griff in den großen zweitürigen Kühlschrank und holte einen vollen Krug mit ungesüßtem Tee heraus. Er war schwerer, als sie dachte, weil sie schwächer war, als ihr klar war, und so musste sie ihn mit beiden

Weitere Kostenlose Bücher