Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs. Pollifax macht Urlaub

Mrs. Pollifax macht Urlaub

Titel: Mrs. Pollifax macht Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
erinnern zu können. »Den Reisebus, die schwarze Limousine und Josefs Taxi.«
»Und?«
Er öffnete die Augen. »Das genügt Ihnen nicht? Also: Berge, Kies, Sand, ein paar verkrüppelte Bäume, die kurvenreiche Straße, eine von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidete Frau, die mit einem Jungen von der Festung wegging.«
»Richtig. Aber wo sind die zwei hergekommen?«
Er sah sie verständnislos an. »Die Frau und der Junge? Keine Ahnung. Von einem Haus?«
»Ich habe in dieser Richtung nirgendwo Häuser gesehen. Wenn sie aus der Stadt gekommen wären, hätten wir sie unterwegs überholen müssen. Ein Wagen brachte sie nicht. Josef hat mir sehr oberflächlich erklärt, wie ich in der Festung nach oben kommen würde. Während ich nach einer weiteren Treppe suchte, hätte jeder die Burg verlassen können, auch diese Frau und der Junge.« Verblüfft sagte er: »Herzogin, Sie wollen doch nicht andeuten...?«
»Nur so ein Gedanke.« Sie lächelte. »Schließlich ist es noch gar nicht so lange her, daß ich eine Stadtstreicherin war. Interessant, was man mit einer Verkleidung alles erreichen kann, finden Sie nicht auch?« Er wirkte sehr nachdenklich, als sie ihn verließ, um in ihr Zimmer zurückzukehren. Sie schlüpfte rasch in ihren Pyjama, stieg ins Bett und schaltete das Licht aus. Der Tag war sehr ereignisreich gewesen. Sie schlief sofort ein.

10
    Am nächsten Tag wollte Farrell den Vormittag mit seinem Zeichenblock auf der Burg verbringen, während Josef Mrs. Pollifax zum Toten Meer fahren sollte und sie beide danach Farrell abholen würden. »Doch zuerst«, bestimmte Mrs. Pollifax mit einem vielsagenden Blick zu Farrell, »werden Josef und ich einen Spaziergang die Straße entlang machen.«
    »Spaziergang?« fragte Josef erstaunt. »Nicht mit dem Taxi?« »Nicht mit dem Taxi.«
»Falls sich etwas ergeben sollte, das ich wissen müßte, geben
    Sie mir bitte gleich Bescheid«, bat Farrell. »Ansonsten sehen wir uns mittags.«

    Bei ihren Spaziergang entlang der ungepflasterten Straße fragte Josef: »Mr. Farrell hat immer noch Hoffnung?«
    »Er hat große Ausdauer, aber ich fürchte, daß er allmählich verzweifelt wird, wo er doch den weiten Weg hierher nur gekommen ist, um diesen Mann zu treffen.«
    »Ja«, Josef nickte ernst, »er hat einen sehr weiten Weg gemacht! Wenn ich bedenke, daß er ein Freund von Dib Assen war! Und was für ein Freund. In meinem Land gibt es ein Sprichwort: ›Ein Freund ist ein zweites Selbst und ein drittes Auge.‹ Ich habe große Hochachtung vor Mr. Farrell... Darf ich fragen, wonach wir bei diesem Spaziergang suchen, Mrs. Pollifax?«
    »Einem Haus - einer Hütte - einem Ort, wo ein Mann sich verstecken könnte - ich meine den Mann, der an uns vorbeigerannt ist und der dann plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war, nachdem er die Burg verlassen hatte.«
    »Aber es hat niemand die Burg verlassen!« wandte Josef ein. »Es war überhaupt niemand zu sehen.«
»Das stimmt nicht«, widersprach sie. »Eine Frau ganz in Schwarz und ein kleiner Junge gingen diese Straße entlang. Farrell hat sie ebenfa lls gesehen.« Josef schenkte ihr einen bewundernden Blick. »Und Sie glauben - Sie glauben, daß dieser Mann, den wir suchten, irgendwo ein schwarzes Gewand und einen Burqa bereit hatte?«
    »Nur eine Vermutung. Jedenfalls waren sie die einzigen auf der Straße. Und wir hatten sie bei der Hinfahrt nicht gesehen.«
    Josef grinste. »Sie denken wie ein Detektiv, Mrs. Pollifax. Hanan hat zwei sehr sehr alte, sehr sehr abgegriffene Bücher über ein Mädchen namens Nancy Drew. Vielleicht sind Sie auch eine Nancy Drew?«
    »Eine etwas ältere«, entgegnete sie trocken.

    Sie hatten sich ein gutes Stück von der Festung entfernt, als
    Josef stehenblieb und zu einer niedrigen Erhebung rechts der Straße spähte. »Jemand war dort!« Mrs. Pollifax sah nichts, folgte ihm jedoch über den kahlen, kiesigen Grund und fragte sich, was seine Aufmerksamkeit wohl erregt haben mochte. »Sehen Sie!« Er blieb stehen und deutete auf den Boden.
    »Ein Aschehaufen... Ein Feuer?« fragte sie stirnrunzelnd.
    Er steckte die Hand in die Asche. »Sogar noch ein bißchen warm. Und sehen Sie, da wallah! ein Loch von einer Zeltstange! Da müßte es eigentlich noch mehrere geben.« Leicht gebeugt ging er herum, betrachtete den Boden und zeigte ihr weitere drei Löcher im Kies. Der Aschehaufen befand sich in der Mitte. »Jemand hat hier ein Zelt aufgeschlagen«, erklärte er, »und ist weitergezogen, irgendwann in der Nacht.

Weitere Kostenlose Bücher