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Mrs. Pollifax macht Urlaub

Mrs. Pollifax macht Urlaub

Titel: Mrs. Pollifax macht Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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verließ. »Aus dem Nordosten«, antwortete
sie, nachdem er die Frage wiederholt hatte. »Es heißt
Connecticut.«
»Ah, Kenitkat.« Er nickte und lächelte wohlwollend. »Und
jetzt sind Sie hier.«
»Ja, mit Hanan, und sie ist ein echter Beduine?« Er nickte
heftig und lachte, daß seine kräftigen weißen Zähne blitzten. Sie
aber wartete immer ungeduldiger auf Farrells Rückkehr,
außerdem war es sehr warm im Zelt, und so fragte sie sich, wie
sie sich wohl halbwegs anmutig erheben könnte, nachdem sie so
lange fast reglos im Schneidersitz gesessen hatte und ziemlich
aus der Übung war. Behutsam und so unauffällig wie möglich
griff sie nach einem Bein, streckte es aus, bis die Steifheit
nachließ, und stand ganz langsam auf. »Entschuldigen Sie mich
bitte, ich würde gern nachsehen, ob Mr. Farrell Sternschnuppen
entdeckt hat.« Tatsächlich gelang ihr ein würdevoller Abgang. Im Freien war es sehr still und der samtene dunkelblaue
Himmel übersät mit unzähligen Sternen, doch Farrell war nicht
zu sehen. Sie spazierte auf der Suche nach ihm zwischen den
Zelten herum und rief schließlich seinen Namen. Keine
Antwort.
Zurück im Zelt des Scheichs blieb sie am Eingang stehen und
sagte mit lauter Stimme, die ihre Panik kaum verhehlte: »Ich kann Farrell nicht finden!« Die Gesichter im Feuerschein wandten sich ihr verständnislos zu, bis sich Josef erhob und ihre Worte ins Arabische übersetzte. Sofort stand auch Awad auf,
gefolgt von mehreren anderen.
»Was kann passiert sein?« fragte sie Josef.
»Er wird nur ein Stück zu weit spaziert sein«, versuchte Josef
sie zu beruhigen. »Wir werden ihn finden. - Bushaq, hol die
Laternen!«
Laternen wurden verteilt, und die Männer trennten sich, um
jeder eine andere Richtung einzuschlagen. Mrs. Pollifax blieb
bei Awad, der, statt Farrells Namen zu rufen, den Boden
studierte und sich mit tief gehaltener Laterne langsam auf das
nördliche Ende des Lagers zubewegte. »Bismallah!« rief er
plötzlich. »Seht her!« Zwei andere Laternen näherten sich
seiner, und Mrs. Pollifax trat noch näher. Das zusätzliche Licht
erhellte einen Streifen aufgewühlte Erde, der sich über den
Lichtschein hinaus erstreckte und in der Dunkelheit verschwand.
Arabische Worte drangen von allen Seiten auf Mrs. Pollifax ein,
doch sie brauchte keine Übersetzung. Das war die Spur von
etwas, das auf dem Boden davonge zerrt worden war. Awad wandte sich ihr zu. »Sehen Sie es? Verstehen Sie?« Sie nickte. »Aber warum hat er nicht geschrien?«
Ihr wurde bewußt, daß sie nahe daran war, selbst zu schreien.
Awad antwortete nicht. Er sagte zu den anderen etwas auf
arabisch, und der matte Schein der Laternen folgte der Spur
hinaus in die Dunkelheit. Mrs. Pollifax stapfte automatisch,
ohne viel nachzudenken, mit. Die tief gehaltenen Laternen
zogen der Spur nach, am Lager vorbei, eine leichte Erhebung
hinauf und hinunter, durch eine große Schar Schafe hindurch,
und endete erst, nachdem die flackernden Feuer des Lagers sich
weit hinter ihnen befanden und kaum noch zu sehen waren. Da
aber endete sie abrupt. Awad kniete sich nieder und sagte:
»Pferde!«
    * Dieses umgearbeitete Lied stammt ursprünglich von Mohammeds Fürs lyrische Volk und beruht auf der 90.-95. Sure des Korans. Es ist von Max Henning und Eric Portmann übertragen.
    »Pferde!« wiederholte Mrs. Pollifax bestürzt. Im Laternenschein wirkten die Gesichter der Männer wild und doch mitfühlend; ihre Augen waren nachdenklich zusammengekniffen.
    Awads Laterne suchte den Boden ab. »Zwei«, stellte er fest. Seine Laterne bewegte sich weiter, und er hob einen Pferdeapfel auf. »Sehen Sie? Pferde.« Er ließ ihn fallen und beugte sich tiefer über den Boden. Seine scharfen Augen nahmen Einzelheiten wahr, die Mrs. Pollifax völlig entgingen. »Zwei Pferde kamen aus dem Osten«, erklärte er. »Jedes mit einem Reiter, das Gewicht ist ungefähr das gleiche.« Wieder leuchtete er mit seiner Laterne herum, während die anderen zusahen und warteten. »Hier ritten sie ostwärts zurück, aber sehen Sie? Die Abdrücke eines Pferdes sind viel tiefer, es trägt eine zusätzliche Last.«
    »Es trägt Farrell!« flüsterte sie und nickte. Dann sagte sie laut, verzweifelt: »Aber warum Farrell?«
    »Wartet!« sagte Awad scharf. »Leuchtet alle hierher. Hier ist ein Flecken Sand!« Dann wandte er sich Mrs. Pollifax zu: »Sehen Sie her. Kennen Sie diesen Fußabdruck halben Abdruck
-, der entstand, als der Mann aufsaß?« Sie betrachtete ihn verständnislos, dann

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