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Mrs. Pollifax macht Urlaub

Mrs. Pollifax macht Urlaub

Titel: Mrs. Pollifax macht Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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einem Pferd und daß sie bereit sei, zu der Anhöhe zu reiten, die etwa
einen knappen Kilometer entfernt war.
Farrell und Josef stiegen geübt und sicher auf ihre Kamele.
Qasim schwang sich auf sein Pferd, und Hanan schrie fröhlich:
»Wayoh! Wayoh! Hei!Hei! Hei!« Dann galoppierte sie auf ihrem
weißen Kamel namens Hilweh los. Wie sie erklärt hatte,
bedeutete Hilweh »schön«. Nur einen Moment während ihres
Rittes regte sich Besorgnis. Von Osten war das typische
dröhnende Rattern eines Hubschraubers zu vernehmen, dessen
Rotorblätter durch die Luft schnitten. Zunächst war er nur wie
ein riesiger Vogel am Himmel erschienen, von keiner
Bedeutung für sie, doch als er näher kam, flog er erstaunlich
tief, der Fluglärm wurde lauter, und Qasims Pferd bäumte sich
in Panik auf.
Nachdem Qasim es beruhigt hatte, sagte Farrell
kopfschüttelnd. »Zivilisation! Fliegen sie oft und so tief
hierher?«
»Nein«, antwortete Qasim verärgert und starrte dem
verschwindenden Hubschrauber nach. »Sonst würde er mein Pferd nicht so erschreckt haben. - Wer war es, Juseff? Konntest
du es erkennen? Die Wüstenpatrouille war es nicht, oder?« Josef schüttelte den Kopf. »Auch nicht das Militär. Dazu war
er zu klein. Vielleicht irgendein anderer Hubschrauber der
Regierung, aber ich habe keine Hoheitsabzeichen gesehen.
Vielleicht suchen sie nach jemandem, der sich in der Wüste
verirrt hat.«
Qasim nickte. »Oder nach Schmugglern.«
»Schmugglern?« echote Mr. Pollifax überrascht. Josef nickte.
»Die Grenze zu Saudi Arabien liegt nur etwa eine Stunde von
hier entfernt.«
»So nahe!«
»Ja.« Sie schauten dem Helikopter nach, bis er am Horizont
verschwand, und setzten ihren Ritt fort. Nachdem sie die
Anhöhe hinter sich hatten, ritten sie noch etwa eineinhalb
Kilometer weiter, damit Mrs. Pollifax die Schafherden aus der
Nähe sehen konnte. Die Luft war klar und die Sonne heiß, aber
nicht unangenehm. Mrs. Pollifax genoß es; sie wünschte nur,
Cyrus könnte sie jetzt sehen. Sie war auch stolz auf ihre
Reitkünste, nach ihrer vorherigen Erfahrung mit Pferden. Aber
daran wollte sie lieber nicht denken, denn Pferde erinnerten sie
an Petra und den Angriff im Siq. Lieber stellte sie sich vor, daß
Lawrence von Arabien hier an dieser Stelle durch die Wüste
geritten war, denn in Jordanien - damals Transjordanien - hatte
er die Araber in die Schlacht geführt. Nachdem sie von ihrem
Ausflug zurückgekehrt waren, wurde Mrs. Pollifax sofort klar,
daß sie nicht zu dem Fort aufbrechen würden, außer vielleicht
bei Nacht, denn alle im Lager bereiteten das Mansef, das große
Festmahl, vor. Ein Schaf wurde auf einem Drehspieß gebraten;
Kopf und Augen waren unversehrt, und sie versuchte, nicht
dorthin zu blicken - wenn es wenigstens nicht wie ein Schaf
aussähe, dachte sie. Kaum hatten sie und Farrell es sich im Zelt
des Scheichs auf Kissen bequem gemacht, brachte ein junger Mann den unvermeidlichen Kaffee und erkundigte sich höflich in kaum verständlichem Englisch, ob sie »einen köstlichen jamal Ritt « gehabt hätten. Farrell versiche rte ihm gemessen, daß sie ihn sehr genossen hätten, und der junge Mann entfernte sich sichtlich zufrieden. Das Zelt stand nun nach Westen offen, und sie erfreuten sich an dem unvergleichlichen Blick auf die
rotgolden leuchtende Sonne.
Als der feurige Ball den Horizont erreichte, tippte Mrs.
Pollifax auf Farrells Arm. »Schauen Sie!«
Scheich Ibn Jidoor war eingetreten und hatte, nach einem
Blick auf den Sonnenuntergang, die Sandalen von den Füßen
gestreift und sich zum Gebet hingekniet. Einen Augenblick
später beugte er sich vor und berührte mit der Stirn den Boden;
das wiederholte er zweimal, ehe er sich aufrichtete. Das letzte
Licht der Sonne zeichnete sein Profil in Gold. Es war ein
bewegender Anblick für Mrs. Pollifax; sie vermutete, daß alle
im Lager Allah auf diese Weise ihre Ehrerbietung erwiesen,
aber sie drehte sich nicht um, um nachzusehen. Sie blieb nur
reglos sitzen. Nie würde sie diese Stille der Wüste und den
Anblick der Sonne und des Betenden vergessen. Und dann war
es vorbei, und der Scheich verschwand aus ihrem Blickfeld.
Nächtliche Kühle stahl sich in das Zelt, woraufhin die geöffnete
Seite heruntergelassen und so die Wärme des Feuers von den
Zeltwänden eingeschlossen wurde. Es roch nach bratendem
Fleisch, frisch gebrühtem Kaffee und geheimnisvollen Kräutern
und Gewürzen. Allmählich kamen die Männer herein, ließen
sich mit untergeschlagenen Beinen rund um das Feuer

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