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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Zeitbombe.
    Ich blickte wieder hoch in die Baumkrone. Diesmal betrachtete ich sie eingehender. Ich konzentrierte mich auf die Form der Blätter. Ich blinzelte und erkannte, dass Trauben kleiner runder Früchte den Baum bedeckten. Ich sah zu, wie Eleanor Roosevelt eine weitere pflückte und fallen ließ. Diesmal landete sie auf meinem Kopf, prallte ab und landete zu meiner Rechten.
    »Verflucht, Richmond Baker. Das ist ja mal wieder typisch für dich. Ich bitte dich um eine Sache, und du verbockst sie. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, passiert das auch noch, wenn ich zu weggetreten bin, um dich deshalb anzufauchen. Jeder Viertklässler könnte eine Platane von einem Zeitbombenbaum unterscheiden! Und jetzt sitz ich hier, und mir fallen Walnüsse auf den Kopf, während ich versuche, so zu sterben, wie ich es mir gewünscht habe.«
    Ich hob die Walnuss auf und warf sie nach ihm.
    Zu meiner Überraschung duckte sich Richmond. Dann wich er mehrere Schritte zurück.
    Er fing an, sich zu entschuldigen. »Tut mir leid, Odette. Baum ist für mich Baum. Die sehen alle gleich aus.«
    Noch eine Überraschung. Denn das, von dem ich gedacht hatte, Richmond hätte es unmöglich gehört, hatte ich ihm offenbar direkt entgegengebrüllt. Oder zumindest hatte er so viel davon mitbekommen, dass er wusste, dass ich stocksauer war. Richmond hielt sich noch immer auf Distanz, aus Angst, ich könne die Kraft aufbringen, noch mehr Walnüsse nach ihm zu werfen.
    Doch ich hatte nicht vor, Richmond weiter zu befeuern. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mich zu fragen, warum ich noch lebte, wo doch alle Hinweise dafür sprachen, dass ich am Ende angekommen war. Ich legte die Hand an die Stirn. Mir war heiß. Aber diesmal war es die Sonnenwärme und nicht das Feuer, das seit Sharons Hochzeit in meinem Blut wütete.
    »Ist das ein Wunder?«, rief ich Mama zu.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht«, wehte ihre Stimme zu mir herunter. »Oder vielleicht einfach nur das, was vorgesehen ist.«
    Richmond nahm an, ich spräche mit Gott, also beugte er, der Pfarrerssohn, den Kopf. Jetzt tat es mir leid, dass ich ihn angeschrien hatte. Er hatte mir einen großen Gefallen getan, einen, um den ich niemanden sonst hätte bitten können. Und es war schließlich nicht seine Schuld, dass er es verbockt hatte. Das war ganz einfach seine Art.
    »Es tut mir leid, Richmond. Ich hätte dich nicht anschreien sollen oder diese Walnuss nach dir werfen. Du bist ein guter Freund, und dafür danke ich dir.«
    Da er spürte, dass die Gefahr vorüber war, kam er wieder näher. Dann setzte er sich zu mir in den Schatten des Walnussbaums. Die Hitze des Sommernachmittags machte ihm zu schaffen, und er wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab, das er aus der Hosentasche gezogen hatte. »Äh, willst du, dass ich dich woanders hintrage? Wenn du mir die Platane zeigst, dann kann ich dich hinbringen.«
    Ich überlegte, was ich tun sollte, aber mir fiel keine vernünftige Antwort ein. »Richmond, ich weiß nicht wirklich, was ich jetzt tun soll. Ich hatte die Sache nur bis hierhin geplant. Ich dachte, ich wüsste aus verlässlicher Quelle, dass ich jetzt eigentlich schon tot sein müsste.«
    Ich blickte wieder hinauf in die Baumkrone und warf Mrs Roosevelt einen schneidenden Blick zu. Ich war zwar froh, mich noch immer zur Welt der Lebenden zählen zu dürfen, aber ich hatte einiges auf mich genommen, um zu meiner Platane – und nicht zu einem Walnussbaum, danke auch, Richmond – zu kommen, um dort in Frieden zu sterben. Aber jetzt sah es so aus, als sei alles umsonst gewesen.
    Ich sah mich um und entdeckte meine Platane in knapp fünfzig Meter Entfernung, so knorrig und schön wie eh und je.
    Richmond bemerkte, wohin ich starrte, und fragte: »Da rüber willst du?«
    »Ich denke nicht. Es sieht so aus, als würde ich doch noch nicht sterben. Lass uns zurück ins Krankenhaus fahren. Wenn wir Glück haben, schaffen wir es, bevor James wieder da ist. Denn wenn er von dieser Sache Wind bekommt, dann sterbe ich vielleicht doch noch nach Plan.«
    Richmond kicherte.
    »An deiner Stelle würde ich nicht lachen, denn wenn James erst mal mit mir fertig ist, dann knöpft er sich wahrscheinlich auch noch dich vor.«
    »Tja, dann wollen wir mal lieber.« Richmond stützte sich mit einem Knie ab, beugte sich vor und hob mich vom Boden hoch.
    »Wirklich, Richmond, ich glaube nicht, dass du mich tragen musst. Wahrscheinlich kann ich selbst laufen, wenn du mich

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