Msssarrr!
jeweiligen Botschafter und den Inneren Kreis übergegangen war.
Die Zeremonie wurde damit fortgesetzt, dass Vertreter wichtiger Gen-Gemeinschaften ihre Grußadressen dem neuen Botschafter übermittelten.
Der Reihe nach traten diese Honoratioren des Imperiums ins Rampenlicht, ließen sich vom Holoscanner erfassen und trugen schwülstige Lobhudeleien über die bisherigen Verdienste des neuen Botschafters vor.
Natürlich vergaß keiner, die unendliche Gnade der Großen Königin hervorzuheben. Dass Ihre Majestät gar nicht in der Lage war, diese Huldigungen entgegenzunehmen oder überhaupt zu verstehen, wusste niemand. Allein die Mitglieder des Inneren Kreises teilten das Wissen um die geistige Umnachtung der Königinnen.
Shrrr nahm diese Wortmeldungen gelassen hin. Er verzog kein Beißwerkzeug, während er den Vorträgen lauschte. Er achtete darauf, stets nicht mehr als drei Augen zur gleichen Zeit geschlossen zu halten. Mehr galt als Ausdruck der Unaufmerksamkeit.
Die Huldigungen des neuen Botschafters zogen sich hin. Es wurde für Shrrr immer schwieriger, sein ganzes Dutzend Augen die ganze Zeit über offen zu halten.
Erste Ermüdungserscheinungen machten sich bemerkbar, zumal seine acht Beine eine spezielle, von der Tradition vorgeschriebene Stellung einnehmen mussten, die auf die Dauer zu Krämpfen führte.
Shrrr bemerkte einen Aufruhr unter den Anwesenden. Ein Msssarrr drängte sich zwischen den anderen hindurch, überkletterte sie und schnellte auf das Podest, von dem aus der neue Botschafter zu den Bürgern des Friedensimperiums gesprochen hatte.
Shrrr bemerkte sofort, dass der auf ihn zustürmende Msssarrr seinen Saugstachel ausgefahren hatte. Damit machte er eindeutig seine Angriffsabsicht deutlich.
Für den Bruchteil eines Beißscherenknackens stand Shrrr wie erstarrt da, rührte sich nicht, sondern stierte den Angreifer mit zwei Dritteln seiner Augen an.
Der Angreifer machte einen Satz und warf sich auf Shrrr. Sein Ziel war, ihm den Saugstachel ins Gehirn zu stoßen.
Im letzten Moment wich Shrrr zur Seite. Der Stachel glitt an den Verhärtungen rund um Augen und Fressöffnung zur Seite. Shrrr nutzte die Gelegenheit und stieß seinen Gegner mit vier seiner acht Extremitäten von sich.
Der Angreifer wurde mehrere Körperlängen weit bis an den Rand des Podestes geschleudert, wo sich bereits getreue Sicherheitskräfte auf ihn stürzten. Die Stiche mehrerer Saugstacheln töteten den Attentäter auf der Stelle.
»Begleite mich, Botschafter!«, wurde Shrrr vom Chef des Sicherheitsdienstes angewiesen. Sein Name war Rrrm. In seinen Zuständigkeitsbereich fiel insbesondere die Bewachung des Botschafters.
Hauptsächlich kümmerte er sich jedoch darum, dass der Ablauf der Zeremonie keine Sicherheitsbedenken aufkommen ließ und niemand beim Betreten oder Verlassen der Halle zerquetscht wurde.
Die Angehörigen des Sicherheitsdienstes waren nicht mit Strahlern bewaffnet. In einer Bewaffnung sah man sogar eher eine Gefahr, weil immer die Möglichkeit bestand, dass ein zu allem entschlossener Attentäter sich der Waffe eines Sicherheitsdienstlers bemächtigte und diese dann zur Mordwaffe umfunktionierte.
Rrrm riss Shrrr mit sich. Sie stiegen vom Podest herunter. Die Massen schauten fassungslos zu, wie der Botschafter Ihrer Majestät durch einen speziellen Nebeneingang die Halle verließ.
Anschließend ging es einen Korridor entlang. Rrrm beorderte schwer bewaffnete Sicherheitskräfte herbei und führte Shrrr schließlich in einen Raum, den er für sicher genug hielt. »Es wird gleich jemand bei dir sein, um dich zu eskortieren, erhabener Botschafter.«
Das unruhige Zucken von Rrrms Beißzähnen verriet seine Nervosität. Auf diesen Fall hatte man ihn zwar während seiner Ausbildung vorbereitet, aber er hatte sich nicht vorstellen können, dass so etwas tatsächlich einmal geschah.
Shrrr brauchte eine ganze Weile, um sich zu beruhigen. Was geht da vor sich? Wie kommt ein gewöhnlicher Msssarrr dazu, den Botschafter seiner Königin anzugreifen?
Wenn es sich um einen Attentäter aus den Reihen der Beglückten gehandelt hätte, wäre ihm das eher verständlich gewesen.
Es gab rätselhafte psychische Phänomene unter ihnen. Geisteskrankheiten, die sie Dinge tun ließen, die jedweder Logik widersprachen. Die Macht des Friedensimperiums hatte diese Spezies zwar auf ein höheres zivilisatorisches Niveau katapultiert, aber das bedeutete noch nicht, dass sie sich in jeder Hinsicht als würdige Bürger des
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