Msssarrr!
zutiefst irritierend. Die Völker der Beglückten können zwar nicht als uns gleichwertig betrachtet werden, aber sie als Nahrungsmittel zu benutzen, verstößt nun wirklich gegen alle Prinzipien des Friedensimperiums. Und doch haben sich in letzter Zeit die Anzeichen dafür gehäuft, dass es tatsächlich eine Sekte gibt, die so etwas praktiziert.«
»Wenn diese Irren hoffen, durch das Verspeisen von Gehirnen die geistige Kraft der Opfer in sich aufzunehmen, ist die Tatsache, dass sie immer noch damit fortfahren, ja wohl der schlagende Beweis dafür, dass ihre Theorie falsch ist«, mischte sich nun Shrrr ein. Er drehte sich auf seinem Sitzmöbel, sodass er Rrrm die Augenfront zuwandte. »Was ist das Ziel dieser Gruppierung? Gibt es irgendwelche Erkenntnisse darüber?«
»Kaum. Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass es ratsam wäre, den Apparat der Inneren Sicherheit auszubauen, aber da bin ich auf wenig Gegenliebe in diesem Kreis gestoßen. Keiner der letzten drei Botschafter war bereit, in diesen Bereich zu investieren.«
»Weil wir keinen Spitzelstaat wollten«, verteidigte sich Nomrrran. »Das ist doch wohl nicht so schwer zu verstehen. Dass man die Beglückten überwacht, halte ich für legitim, aber ein Msssarrr sollte sich frei bewegen können, ohne dass irgendeine anonyme Instanz dauernd überprüft, ob er das Hirn seines Mitbürgers schlürft!«
Nomrrran schabte gleichzeitig mit den Beißzangen und zwei seiner Extremitäten gegeneinander, was einen ganz eigentümlichen Laut ergab, der unter Msssarrr als Ausdruck tiefsten Bedauerns galt. »Leider wissen wir deswegen kaum etwas über unseren Gegner. Wir kennen nur Gerüchte darüber, wonach diese Gruppe angeblich anstrebt, den Machtappararat des Imperiums zu unterwandern und irgendwann, in einem günstigen Augenblick, die Macht an sich zu reißen.«
»Jetzt haben wir den Beweis, dass sie es offenbar ernst meinen«, sagte Shrrr. »Ich denke also, dass wir um die Ausdehnung des Sicherheitsapparates nicht herumkommen.«
»Von Heute auf Morgen kann man kein Überwachungsnetz aufbauen, das diesen Namen verdient«, gab Rrrm zu bedenken.
»Aber wir werden damit beginnen müssen. Ich habe jedenfalls nicht die geringste Lust, in Zukunft als Zielscheibe durch die Gegend zu krabbeln und ständig befürchten zu müssen, dass mir irgendein irrer Hirnfresser seinen Saugstachel in den Rücken sticht.«
Es gab zahlreiche Rituale, bei denen der Botschafter zwangsläufig mit der Bevölkerung in Kontakt kam. Große Mengen von Msssarrr sammelten sich dann. Schließlich war es Shrrrs Aufgabe, den Kontakt zwischen der Königin und ihrem Volk herzustellen, auch wenn es in Wahrheit darum ging, die Politik des Inneren Kreises zu vermitteln.
»Ich verspreche dir, dass ich tun werde, was möglich ist«, sagte Rrrm. »Aber Wunder kann ich nicht bewirken. Und es sollte jedem hier klar sein, dass der Botschafter in nächster Zeit sehr gefährlich leben wird.«
»Du könntest zurücktreten, wenn dir die Aufgabe angesichts der neuen Umstände zu gefährlich ist«, schlug Nomrrran vor.
»Das ist undenkbar«, widersprach Rrrm. Er wandte sich an den Botschafter. »Wenn du dich dazu entschließen solltest, bedeutet das die stärkste Erschütterung der Monarchie seit vielen Zeitaltern. Ich hoffe nicht, dass du das wirklich riskieren willst.«
»Das ziehe ich nicht in Erwägung«, erwiderte Shrrr. »Ich bin mir meiner Verantwortung voll und ganz bewusst.«
Kapitel 7 – Krieg
Damals, in der finsteren Zeit des Pazifismus, war die aktivierende Wirkung des Verzehrs von Gehirnen noch vollkommen unbekannt. Aber nur durch die Einverleibung des Geistes unserer Feinde konnten wir ihren Angriff überleben.
Die Schule der Hirnesser
Die Macht des Friedens ist allgegenwärtig und der Grundpfeiler unserer Herrschaft.
Der Großen Königin zugeschrieben
Niemand kommt zum Frieden Gottes ohne den Zorn des Heiligen Krieges.
Das Buch des Ersten Raisa der Kridan
Es ist nicht so, dass christliche Herrscher dem Gebot der Nächstenliebe in der politischen Praxis gefolgt wären und keine Kriege mehr geführt hätten. Sie waren angesichts des Gebots der Feindesliebe im Neuen Testament lediglich gezwungen, ihre Kriege besser zu begründen. Von William the Conqueror bis zu George W. Bush jun. war dabei die häufigste Begründung des Krieges immer die Erhaltung des Friedens.
Aus: »Das Problem von Krieg und Frieden«
Eine vergleichende
Weitere Kostenlose Bücher