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Mucksmäuschentot

Mucksmäuschentot

Titel: Mucksmäuschentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Reece
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mich gegen die Toilettentür drückte. Ich schlug mit der Stirn gegen den Türrahmen, war wie betäubt, in meinem Kopf klingelte es, und ich sah Sterne vor meinen Augen explodieren. Ich glitt auf einem nassen Papiertuch aus und fand mich unvermittelt auf dem Boden wieder.
    Ich merkte, wie Emma und Teresa sich neben mich knieten und mich festhielten, fast als wollten sie mir helfen. Ein Klicken ertönte ganz nahe an meinem Gesicht, und Emma sagte:
So brät man ein Schwein.
Teresa und Jane brachen in kehliges Gelächter aus – dann waren sie verschwunden.
    Ich saß benommen auf dem Boden, sehr lange, wie es mir schien. Ich berührte meine Nase, die angefangen hatte zu bluten, und spürte ein seltsames Prickeln auf der Kopfhaut. Als ich mich gerade mühsam aufrappelte, kam ein kleines Mädchen herein. Sie stieß einen schrillen Schrei aus wie im Horrorfilm, drehte sich auf dem Absatz um und rannte weg.
    Endlich kam ich hoch und konnte mit unsicheren Schritten zum Spiegel gehen. Ich wollte mich vor der nächsten Stunde sauber machen. Doch als ich in den Spiegel sah,
war ich nicht da
. Da war ein Mädchen, das meine Figur und Größe hatte und die Bluse und den Rock trug, die ich am Morgen angezogen hatte – aber sie hatte kein Gesicht. Statt eines Gesichtes sah ich nur lodernde orange Flammen.
    Ich hatte das Grauen im Spiegel noch immer nicht erfasst, als Mr Morrison hereinstürmte. Er kam auf mich zu
(ich sah das alles wie in Zeitlupe)
, brüllte wie ein Soldat beim Angriff
(aber ich konnte nichts hören)
und riss seine Jacke herunter
(da begriff ich, dass ich das Mädchen im Spiegel war)
, hielt sie wie eine Decke hoch
(ich rief nach Mum)
und warf sie über meinen brennenden Kopf
(aber ich brachte keinen Laut heraus)
.
    Dann wurde alles schwarz.
     
    Während ich im Krankenhaus war, entdeckte Mum mein Tagebuch. Sie stieß zufällig darauf, als sie meinen hellblauen Lieblingspyjama suchte. Sie brach das Schloss auf und las alles. Zutiefst entsetzt fuhr sie zur Schule und zeigte es dem Direktor.
    Später erzählte sie mir, dass der Direktor die drei Mädchen in sein Büro bestellt und darauf bestanden hatte, dass Mum während des Gesprächs dabei war
(ich konnte mir genau vorstellen, wie sie sich wand, weil sie ihnen ebenso ungern begegnen wollte wie ich)
. Anscheinend waren Teresa, Emma und Jane nicht im Geringsten eingeschüchtert; der Direktor war für sie nur eine Witzfigur, ein übergewichtiger, geschwätziger Clown aus einer drittklassigen Sitcom. Auch beeindruckte es sie gar nicht, dass Mum dabei war. Sie sagte, sie hätten kichernd und grinsend auf ihren Stühlen gehangen und sie verächtlich angeschaut, als wäre alle Freundlichkeit, die sie ihnen früher gezeigt hatte, vergessen.
    Der Direktor las ihnen die schlimmsten Einträge aus meinen Tagebuch vor und fragte: »Und? Was habt ihr dazu zu sagen?«
    Laut Mum hatten sie eine ganze Menge zu sagen. Alle drei brüllten gleichzeitig los, stritten alles vehement ab und behaupteten, sie seien während des Vorfalls überhaupt nicht in der Nähe der Mädchentoilette gewesen. Ich konnte mir genau vorstellen, wie sich ihre Stimmen verflochten und zu einem Schrei steigerten:
Sie will uns nur Schwierigkeiten machen! Sie ist ein totaler Freak! Das ist alles erstunken und erlogen!
    Es war das einzige Mal, dass Mum etwas sagte. Es tat weh, daran zu denken, welche Überwindung es sie gekostet haben musste. Wie sie mit rotem Gesicht und bebenden Lippen hervorgestoßen hatte:
Shelley lügt nicht.
    Emma fauchte sofort: »Wenn das alles stimmt, warum hat sie Ihnen nichts davon erzählt?« Worauf Mum wieder verstummte.
    Teresa beugte sich vor und sagte mit einem unterdrückten Grinsen: »Vielleicht ist Shelley ins Mädchenklo gegangen, um zu rauchen, und hatte einen Unfall mit dem Feuerzeug. Vielleicht wollte sie ein bisschen
Dampf ablassen
, Mrs Rivers.« Emma und Jane drückten die Beine zusammen und bissen sich von innen auf die Wangen, um nicht laut herauszuplatzen.
    Später waren sie von der Polizei verhört worden. Diese Gespräche nahmen sie sehr viel ernster. Jedes Mädchen wurde einzeln in einen schalldichten Raum auf der örtlichen Polizeiwache geführt, wo ein Ermittler sie zu dem Angriff befragte.
    Ich sah es genau vor mir: Alle drei stritten unter Tränen die Vorwürfe ab, sprachen mit verängstigter Stimme, während ihre Eltern ihnen die Hand hielten und sie trösteten, zutiefst davon überzeugt, dass ihre kostbaren Töchter vollkommen unfähig waren, etwas so

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