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Mucksmäuschentot

Mucksmäuschentot

Titel: Mucksmäuschentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Reece
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Barbarisches zu tun wie die Haare eines anderen Mädchens anzuzünden. Die drei erzählten eine Lüge nach der anderen und wiederholten das Alibi, das sie sich vorher sorgsam zurechtgelegt hatten. Unterdessen warteten ihre Rechtsanwälte wie Springteufel, die im rechten Augenblick aus der Kiste schießen und jede Frage abblocken würden, die sie für ihre sensiblen jungen Mandantinnen als unangemessen betrachteten. Sie verlangten absolute Fairness für Mädchen, die nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes kannten.
     
    Unterdessen lag ich auf der Lavender-Station im örtlichen Krankenhaus, zwölf Betten, die Frauen vorbehalten waren. Laut meinem behandelnden Arzt hatte ich großes Glück gehabt. Er hatte mir erklären wollen, was geschehen war, aber ich konnte ihm kaum folgen. Die Tatsache, dass die Flammen nach oben geschossen waren und mein Haar mit in die Höhe gerissen hatten, habe mich gerettet. Dies sei durch einen Luftzug verursacht worden, der durchs Toilettenfenster kam. Somit sammelte sich die größte Hitze über meinem Kopf statt in meinem Gesicht. Auch schien es, dass mein Haar nur kurz gebrannt hatte. Nur wegen des Schocks sei es mir so lange vorgekommen. Wenn man einen Schock erleide, vergehe die Zeit im Schneckentempo.
    Wie durch ein Wunder hätte ich nur Verbrennungen zweiten Grades am Hals, der Stirn, dem rechten Ohr und der linken Hand erlitten, mit der ich wohl die Flammen berührt hatte, ohne irgendeinen Schmerz zu empfinden. Augen und Gehör seien unbeeinträchtigt. Nicht einmal mein ganzes Haar sei verbrannt. Ein Besuch bei einem guten Friseur, ein schicker Kurzhaarschnitt, und bis auf einen wunden roten Fleck am Hinterkopf sei alles wie vorher. Natürlich würden Narben bleiben – ein hässliches, rot-weiß marmoriertes Muster auf Stirn und Hals –, doch er versicherte mir, dass diese relativ schnell verblassen würden.
    Ich erhielt Schmerzmittel und mehrere Spritzen. Die Verbrennungen wurden mit einer kalten, süß duftenden Creme bestrichen und leicht verbunden. Danach hätte ich nach Hause gehen können, doch der Arzt sagte, er wolle mich einige Tage zur Beobachtung dabehalten, da ich einen Schock erlitten hätte und ohnmächtig gewesen sei.
    An jenem ersten Abend dauerte es lange, bis ich einschlafen konnte. Da waren so viele unbekannte Geräusche um mich herum. In Wirklichkeit schläft ein Krankenhaus nie; es ruht sich nur ein bisschen aus. Die Nachtschwestern liefen auf der Station auf und ab und kümmerten sich um die Patientinnen, die geklingelt oder mit heiserem Flüstern nach ihnen gerufen hatten. Patientinnen schlurften in Pantoffeln auf die Toilette; um drei Uhr morgens wurde eine Kranke auf einer Trage hereingebracht; Sichtschirme wurden um das Bett einer älteren Frau ganz am Ende der Station aufgestellt, und mein Arzt tauchte kurz mit roten Augen und unrasiertem Kinn auf, um sie zu versorgen. Selbst wenn es auf der Station völlig still gewesen wäre, wäre mir das Einschlafen schwergefallen, da die ganze Nacht über helles Licht aus dem Gang ins Zimmer fiel.
    Seltsamerweise war ich trotz des Traumas, das ich erlitten hatte, und des unangenehm kalten Gefühls, das ich an Gesicht, Hals und Händen verspürte, glücklicher als seit vielen Monaten. Jetzt wussten alle Bescheid. Mum wusste Bescheid. Die Schule wusste Bescheid. Die Polizei wusste Bescheid. Das Krankenhaus wusste Bescheid. Es war, als hätten helfende Hände die schwere Last, die ich so lange allein getragen hatte, von mir genommen. Jetzt mussten sich andere darum kümmern – Erwachsene, Profis, Experten für solche Dinge. Ich war endlich frei.
     
    Die besondere Atmosphäre des Krankenhaus schenkte mir einen wunderbaren Frieden. Ich liebte den festen Tagesablauf
(eine Tasse Tee um drei, Besuchszeit um fünf, Abendessen um sieben)
; ich liebte die Krankenschwestern in ihren sauberen weißen Uniformen, die immer ein paar Worte mit mir sprachen, weil ich die jüngste Patientin auf der Station war. Ich liebte sogar den scharfen Kiefernduft des Desinfektionsmittels, der alles durchdrang, und die Fahrstuhlmusik, die sie nachmittags für die älteren Damen spielten. Es waren fade, schummrige Melodien aus einer anderen Zeit, die seltsam tröstlich klangen. Ich genoss die Gesellschaft der anderen Frauen, die viel Getue um mich machten und mich mit schmutzigen Witzen und Schimpfwörtern zum Lachen brachten. Sie verwöhnten mich ganz schrecklich und bestanden darauf, mir die Süßigkeiten und Pralinen zu schenken, die

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