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Mucksmäuschentot

Mucksmäuschentot

Titel: Mucksmäuschentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Reece
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wir waren in Sicherheit …
    In diesem Augenblick überkam mich eine seltsame Ruhe, wie man sie verspürt, wenn man angesichts der letzten Krise resigniert. Ich hatte so viel durchgemacht, dass mir keine anderen Emotionen geblieben waren, und die Resignation legte sich wie eine Schneedecke über mich, betäubte und beschützte mich vor dem Schock, der gleich folgen würde. Ich fragte mich, ob Menschen vor ihrer Hinrichtung so empfanden, ob sie die gleiche süße Resignation verspürten, die sie vielleicht in ihren letzten qualvollen Augenblicken, wenn sich die Schlinge um ihren Hals legte oder die Hände hinter dem Pfahl gefesselt wurden, schützen würde und ihnen einen friedlichen Tod ermöglichte …
    Endlich hatte der Polizist die richtige Seite gefunden und schaute Mum scharf an.
    »Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass der Mann, der heute hier erkrankte – Mr «, er warf einen Blick auf seine Notizen, »Mr Martin Craddock, gestorben ist, bevor er das Krankenhaus erreichte.«
    »Wie schrecklich«, sagte Mum mit perfektem Timing und perfekter Betonung – aufrichtig bedrückt, aber mit einem winzigen Hauch stoischer Selbstbeherrschung. »Das ist furchtbar. Das ist
ganz furchtbar

    Freude und Erleichterung überwältigten mich beinahe. Am liebsten wäre ich in die Luft gesprungen und durchs Esszimmer getanzt, hätte den Polizisten umarmt und sein Engelsgesicht mit Küssen bedeckt.
    Er war tot! Der fette Mann war tot!
    Der Polizist verzog das Gesicht, um sein Mitgefühl angesichts des plötzlichen Todes von Mr Craddock auszudrücken, was ihm nicht ganz gelang. Ich sah, wie er verstohlen auf die Uhr blickte. Er wollte es kurz machen; er hatte noch anderes zu tun.
    Er ging mit Mum noch einmal ihre Version der Ereignisse durch, wohl eher aus Höflichkeit als aus echtem Interesse. Er nickte zustimmend, schrieb aber nichts auf, und hatte den Miniaturstift schon wieder weggesteckt. Er sah sich im Wohnzimmer um, als hoffte er, dass plötzlich ein Hündchen hereinspringen und einen willkommenen Themenwechsel liefern würde.
    Als Mum fertig erzählt hatte, herrschte langes, unbehagliches Schweigen. Der Polizist suchte nach den passenden Worten.
    »Wie ich hörte, hatte er schon lange Herzprobleme. Er war gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden.«
    »Tatsächlich? Wie traurig«, sagte Mum.
    Nach einer weiteren unangenehmen Pause versuchte er es mit Vulgärphilosophie. »So ist das Leben. Jede Minute wird jemand geboren und jemand anders stirbt. So läuft es eben, nicht wahr?«
    Es folgte ein unglaublich peinliches Schweigen, während seine Worte noch in der Luft hingen, doch Mum bereitete der Sache ein Ende, bevor wir beide in Gelächter ausbrechen konnten. Sie stand auf und sagte: »Nun, Sie haben sicher viel zu tun. Wir wissen es zu schätzen, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. Das war sehr freundlich von Ihnen.«
    Ich stand ebenfalls auf, und der Polizist sprang mit ziemlich unangemessenem Eifer von seinem Stuhl. Wir drei versuchten die Erleichterung über das Ende des Gesprächs zu verbergen.
    »Oh, bevor ich es vergesse.« Mum nahm die Brille des fetten Mannes vom Klavier. »Die haben die Sanitäterinnen vergessen.«
    Der Polizist hielt das große Gestell in der Hand und wollte offenbar schon einen Witz darüber machen, als ihm die traurigen Umstände einfielen. Er steckte die Brille wortlos in die Brusttasche.
    Dann brachten wir ihn zur Tür.
    »Ist das sein Wagen?« Er deutete mit der Mütze darauf.
    »J-ja«, erwiderte Mum mit leicht nervöser Stimme.
    Er ging zur Fahrerseite des verbeulten türkisfarbenen Autos und beugte sich hinein. Dort verharrte er mehrere Minuten. Ich sah Mum fragend an, doch sie zuckte nur mit den Schultern. Die Falten auf ihrer Stirn waren zurückgekehrt.
    Schließlich schloss der Polizist die Fahrertür, ging um den Wagen herum, stützte eine Hand auf die Hüfte und kratzte sich mit der anderen an der Schläfe.
    »Eins ist komisch.«
    »Was denn?« Mum wirkte plötzlich gar nicht mehr so überzeugend und ihr Gesichtsausdruck seltsam angestrengt.
    »Na ja, er hat so
ordentlich
geparkt.« Endlich fand er etwas Interessantes an seiner lästigen kleinen Aufgabe. »Ich meine, er hatte gerade einen Herzinfarkt erlitten, konnte den Wagen aber perfekt hinter Ihrem abstellen. Mehr noch, er hat sogar in den Leerlauf geschaltet, die Handbremse angezogen, den Motor ausgeschaltet und die Schlüssel eingesteckt – während er unerträgliche Schmerzen gehabt haben muss.

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