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Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins

Titel: Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elton Alexander Duszat
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Erfahrung machte ich vor ungefähr 20 Jahren bei uns im Alten Land. Mit ein paar Freunden hatten wir uns ein wenig abgeschossen. Da unser Freundeskreis über einige Dörfer verstreut wohnte, kam es vor, dass wir nach lustigen Party-Abenden manchmal noch kleine Wanderungen vom Party-Ort ins Heimatdorf vor uns hatten. So auch an diesem Abend. Wir hatten alle ziemlich die Lampe an und ich noch einen ordentlichen Weg vor mir. Ich verspürte aber einen unangenehmen Druck im Bauch und wollte diesen Marsch nicht antreten, ohne noch mal auf dem Topf gewesen zu sein. Deshalb überredete ich einen Kumpel, mich auf seine Schüssel zu lassen. Er lallte etwas von »Ziehdietürhinnerdirzuwennegehst« und verschwand in seinem Zimmer. Ich schlich ins Bad und ließ mich nieder.
    Das Nächste, woran ich mich erinnere, war, dass die Mutter meines Freundes plötzlich im Nachthemd vor mir stand und kurz, aber heftig aufschrie. Von ihrem Gequieke geweckt, eilten auch der Vater und die Schwester meines Freundes ins Bad. Ich saß da mit runtergelassener Hose, ein Sabberfaden lief von meinem Kinn über meine Schenkel und mündete in einer kleinen Pfütze vor dem Klo. Ich stammelte etwas von »Entschuldigung«, »eingepennt« und »schlechter Verdauung« und sah zu, dass ich da rauskam.
    Betrunken auf dem Klo einpennen ist ja ok, aber man sollte halt darauf achten, dass es möglichst das eigene ist.
    Ganz tief in mir bin ich schon ein sehr zurückhaltendes Kerlchen und schicke lieber andere vor. Gerade auch bei Kleinigkeiten des Alltags. Da muss dann gerne mal meine Frau herhalten, wenn ich mich etwas nicht traue. Aktuelles Beispiel i st etwa eine Geschichte mit unserem Untereschbacher Karnevalsverein. Da hatte ich letztes Jahr zu voreilig versprochen, im Dorf mal mit auf dem Karnevalswagen zu fahren. Prompt kam der Präsident des Karnevalsvereins schließlich auf mich zu und meinte: »Wir haben für dich und deinen Sohnemann einen Platz auf dem Wagen frei gehalten. Du kannst da jetzt mitfahren.« Ich hab getan, als wäre das eine tolle Sache für mich. Tatsächlich ist es aber leider so gar nicht meins. Wenn Heidi Klum es lustig findet, sich und ihren Gatten grün anzumalen und winkend durch Bergisch Gladbach zu fahren, bitte sehr. Das scheidet bei mir aus. Schon alleine, weil ich grün angemalt unweigerlich aussehen würde wie Shrek. Aber ich hatte Glück. Wir sollten an diesem Tag Besuch von unseren Freunden aus Wien und Hamburg bekommen. So ein Tag mit der Familie und Freunden ist mir wichtiger, als blöd auf einem Wagen herumzustehen. Ich musste die Aktion also absagen. Aber das traute ich mich nicht. Somit wurde es ein Fall für meine Frau. Weil ihr die Diskussionen mit mir zu blöd sind, griff die Gute zum Hörer und erklärte dem Präsidenten, dass ich leider nicht kann, weil ich arbeiten muss. Eine ganz einfache Sache. Eben eine kleine Notlüge. Für mich allerdings das Schlimmste auf der Welt. Unangenehme Dinge kann ich anderen einfach nicht übermitteln – auch wenn sie noch so banal sind. Wenn ich früher diese Geschichten gehört hab von Eltern, die ihren Kindern nicht erzählen wollten, dass der Hund gestorben ist, und stattdessen ernsthaft behauptet haben, der Hund wäre auf eine Farm gezogen, konnte ich nicht verstehen, wie man so was machen kann. Heute wohnt unser Kaninchen auch auf dieser Farm.
    Im Job ist das irgendwie anders. Da kann und darf ich nicht so schüchtern sein. Da muss ich zum Teil sogar Sachen machen, die Mut verlangen oder den Drang einer Rampensau erfordern. Vielleicht ist mein Job da eine Art Therapie für mich. Eine Top-Therapie, die mir zwar manchmal keinen Spaß macht, dafür aber top bezahlt wird. Außer Ruhm und Kohle bringt sie allerdings nicht wirklich was. Meine private Schüchternheit hat mir der Job noch nicht nehmen können. Und ich kann mich ja deswegen nicht ständig und überall filmen lassen.
    Ich überlege oft, warum ich privat eher zurückhaltend bin. Ich hau privat niemals auf die Kacke und versteh oft selbst nicht, wie ich dann vor Tausenden von Menschen stehen und einfach loslabern kann. Ich hab in meinem ganzen Leben auch noch nie Mädels angesprochen. Das war mir immer zu anstrengend, und ich habe mich nie getraut, den ersten Schritt zu machen. Meine erste Freundin Birgit, ja, die hat mich damals angesprochen. Das war in der zehnten Klasse. Also für die heutige Zeit relativ spät, und schließlich bin ich davor auch schon einmal sitzengeblieben, was das ganze ja noch später

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