Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
etwas fremder geworden sind. Ich will ja auch nicht jedes Wochenende weg aus Köln, dafür wiederum habe ich hier viel zu viele gute Kumpels. Ich glaube auch, dass das Wort »Freund« sehr wischiwaschi ist. Vielleicht ist ein guter Kumpel doch gleichzusetzen mit einem Freund. Ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen. Ich habe einen geilen Job, die schönsten Kinder der Welt und eine tolle Frau, die auch mein Kumpel und mein bester Freund zugleich ist. Was will ich mehr? Und ich lerne ständig neue Leute kennen, und da sind dann immer wieder › Best Buddies ‹ dabei. Wie Tim zum Beispiel, der mich seit meinen ersten Tagen in Köln begleitet. Ein Typ aus dem Sauerland, ehrlich und kerlig und immer gut drauf. Eine der wenigen Konstanten in meinem beruflichen Leben. Mit vielen arbeite ich zusammen, verstehe mich super, und auf einmal verschwinden sie wieder. Ich glaube, das ist in meinem Business an der Tagesordnung. Wahrscheinlich wäre es mit Tim nicht anders, wenn er die Stadt wechseln würde. Nach und nach würde der Kontakt zwangsläufig weniger werden, und man würde sich aus den Augen verlieren. Ich glaube, selbst wenn er nur nach Düsseldorf wechseln würde. Das ist wirklich schade. »Aus den Augen, aus dem Sinn«, ein an sich blöder Spruch, aber es ist leider oft so. Ich meine das auch gar nicht böse. Aber es ist wohl der Lauf der Dinge. Wir leben in einer vom Job geprägten Gesellschaft. Vielleicht haben wir gar keine Zeit mehr für echte Freundschaften? Aber mir fehlt nichts. Mein Problem ist nur, dass ich hier in Köln die Leute aus Hamburg und Jork vermisse. Und wenn ich dann in Hamburg bin, dann fehlen mir die Leute aus Köln. Man kann halt nicht alles haben. Und ich hab ja schon ne ganze Menge! Momentan würde ich aber gerne mal wieder in Hamburg leben. Mit den Jungs regelmäßig einmal die Woche Fußball spielen, auf der Reeperbahn abfeiern oder was-weiß-ich-was machen. Nach einem halben Jahr aber, da bin ich mir sicher, würde ich gerne schlechtes Kölsch trinken gehen und kölsche Karnevalslieder in der Zülpicher Straße singen. Ich muss also alle Kölner nach Hamburg holen, dann hätte ich annähernd, was ich möchte. Aber ob das auch zusammenpassen würde? Meine Jorker Jungs und die Kölner Medienfuzzis? Das sind ja ganz normale Jungs vom Lande, so wie ich einer bin. Denen ist egal, dass ich ein › Promi ‹ bin. Ich glaub, die haben mich noch nie gefragt, wie das eigentlich so ist mit dem Raab oder anderen bekannten Personen, die ich so getroffen habe. Das ist voll okay. Nein, eigentlich ist das großartig. Die nehmen mich so, wie ich bin, und ich kann sein, wer ich bin. Auch als ich mal Michelle Hunziker auf meinem Schoß sitzen hatte oder zum Rendezvous mit Jennifer Aniston verabredet war, hat keiner nachgefragt. Obwohl ich doch da so gern mal mit geprahlt hätte. Wahrscheinlich wissen sie das. Korrekt ist auch, dass sie sich nicht über mich lustig gemacht haben, als ich mich bei »Elton vs. Simon« in Kuhfladen wälzen musste. Nein, so was machen die nicht. Und das ist das Schönste an den Jungs in Jork. Überall muss ich immer erzählen, wie dies und jenes war. In Jork muss ich es nicht. Da fühl ich mich dann wieder richtig zu Hause. Da wird einfach nur gefragt, was machen wir heute, welche Getränke gehen wir kaufen, welchen Film leihen wir aus oder beim Fußball: Wann, wie, wo? Unsere Gespräche beschränken sich auf’s Wesentliche: »Wie geht’s dir? Wie läuft’s? Familie, alle gesund?« Schließlich sind wir Männer. Unvorstellbar, mit einem von denen oder irgendjemandem zwei Stunden am Telefon zu hängen. Also, ich muss tatsächlich überlegen, was die meisten überhaupt für einen Job machen. Der eine arbeitet bei Airbus, der andere ist bei Philips, Ingo ist immer in Hotels und verkauft Fahrräder, und einer ist Bowlingspieler in der zweiten Liga. Aber ob er davon leben kann? Ich glaube, er arbeitet auch noch auf einer Bowlingbahn. Fragen tut man nicht so viel in Jork. Es sei denn, man ist ganz besonders stolz auf mich – wie meine Mutter. »Haben Sie das gestern gesehen?«
Ich glaube, beim Turmspringen mache ich wirklich nicht noch einmal mit. Denn nur so kann ich meiner Mutter eine ganz bestimmte Antwort ersparen: »Ja, habe ich gesehen. Ihr Sohn ähnelt immer mehr einer fetten Sau.«
Germany’s Next Topmoppel
»Hey Elton, du schwule Sau.« Ich bin mir sicher, sie meinen es nett, wenn sie mir so oder ähnlich auf der Straße nachbrüllen. Aus allen
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