Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
schlechtesten Bewerbung, die ich je gesehen habe, verbirgt.«
Na, das nenn ich mal ne Antwort. Die hat gesessen. Neugierig war sie also auch und cool. Ich sollte am Montag darauf probeweise meinen Dienst bei einem mir zugeteilten Redakteur antreten. Toll. Kann man ja mal machen. Am Sonntag war allerdings das Aufstiegsspiel meines Lieblingsvereins St. Pauli. Wir haben gewonnen, wir haben gefeiert, wir haben gesoffen. Ich weiß nicht, wie ich da hingekommen war, aber ich lag Montagmorgen in meinen versifften Feierklamotten im Bett, und der Wecker war tatsächlich so gnadenlos, mich an meinen ersten Tag bei Cleopatra zu erinnern. Ein bisschen kaltes Wasser ins Gesicht, angezogen war ich ja noch, und so schaffte ich es pünktlich zu meinem ersten Tag beim Fernsehen. Ich machte die Türe langsam auf, war völlig verpeilt, verkatert und roch unglaublich unangenehm. Ja, daran erinnere ich mich noch genau. Zugegeben, mir ging da schon ein wenig die Flatter bei der Vorstellung, in diesem Zustand meinem Redakteur gegenüberzutreten. Mit Sonnenbrille saß er in einem Sessel. Naja, hing in einem Sessel, trifft es wohl besser. Was für ein Typ, dachte ich, bis ich endlich kapierte, dass er genau wie ich ein verdrecktes Pauli-T-Shirt trug. In mir jubelte es. »Eh, haste gestern auch gefeiert?!«, rief er mir zu, und ich wusste sofort: Das wird eine wunderbare Zeit bei Cleopatra. Nie werde ich diesen ersten Tag vergessen. Gleich darauf musste ich dringend auf Toilette und weihte erst mal das Firmenklo mit einem zünftigen Astra-Schiss ein, wobei ich auf einen Schlag etwa drei Kilo abnahm. Leider war das Klo anschließend verstopft. Ich sag es, wie es ist: Ich habe nichts dagegen unternommen und war froh, dass mich keiner hat auf’s Klo gehen sehen. Somit wäre das jetzt auch mal raus. Auch das.
Und die Firma Cleopatra war es auch, die mich nach und nach im Hamburger Lokalfernsehen meine Fresse in die Kamera halten ließ. Eines Tages hieß es jedoch: »Elton, du bringst keine Quote, und das hat zwei Gründe: Erstens bist du nicht lustig, und zweitens hast du keine Titten.« Frechheit. Ich und keine Titten. Sehr schöne sogar. Und ob ich lustig bin, würden wir ja sehen. Ich schickte daraufhin ein Tape mit drei Folgen »Elton Street« zu »TV total« und wollte eigentlich nur Tipps haben, wie ich lustiger werden kann. Es geschah, was ich nie erwartet hätte: Ich wurde eingeladen, fuhr nach Köln zu Raab und wurde Deutschlands erster Showpraktikant.
So im Nachhinein hat Mutter also alles richtig gemacht. Denn »irgendwas mit Medien« ist genau mein Ding. Ich muss nicht wirklich arbeiten, ich hab nur coole Leute um mich rum, und ich kann einfach sein, wie ich bin. Dafür mögen mich die Leute, und ich rede ja wirklich gern mit meinen Fans. »Mensch, du bist ja gar nicht so dick. Im Fernsehen bist ja viel dicker«, bekomm ich dann oft zu hören. Also, was bitte soll ich darauf antworten? Vielleicht: »Mensch, du bist ja gar nicht mal so hübsch – ich stell mir meine Fans immer schöner vor!«?
Aber Schönheit ist ja nicht alles. Ich weiß, wovon ich rede. Und doch tun Frauen heute ja echt alles für ihr Aussehen. Sie legen sich unters Messer, lassen sich Fett absaugen, die Falten glätten, die Titten machen … Und wenn die Kohle dafür nicht reicht, wird wenigstens das Gesicht schön dick mit Schminke zugespachtelt. Ich bin ja eher ein Freund des natürlichen Looks – solang die High Heels gut sitzen, braucht sich für mich keine Frau zu schminken. Aber der Schönheitswahn ist jetzt auch schon in der Männerwelt angekommen. Auch zu mir. Ja, ich mag meinen Körper. Jeden Morgen, wenn ich vor dem Spiegel stehe und mich so anschaue, denke ich: Was für ein Glück, dass ich keine Frau geworden bin. Ich kann nur erahnen, wie ich dann ausgesehen hätte.
Im Fernsehen geht es doch nur ums Aussehen, und da wird mit allen Tricks gearbeitet. Warum habe ich wohl die Alm oder die Burg auf ProSieben moderieren dürfen? Nicht weil ich es kann oder so beliebt bin. Ich war einfach das billigste technische Mittel, Sonya Kraus gut aussehen zu lassen.
Lang davor bekam ich allerdings bei »TV total« meine Chance. Ich erhielt nicht nur wie erhofft Tipps, wie ich lustiger werden konnte, nein, man gab mir sogar die Möglichkeit, ein bisschen Blödsinn zu machen und vieles auszuprobieren, was es so zuvor im deutschen Fernsehen nicht gegeben hatte. Ich war glücklich, der lustige Dicke neben Stefan Raab sein zu können.
Und dafür habe ich dann
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