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Mueller und die Tote in der Limmat

Mueller und die Tote in der Limmat

Titel: Mueller und die Tote in der Limmat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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Andererseits von kriminellen Blondinen verabreicht, um zärtlichkeitsbedürftigen Mann niederzustrecken und in aller Ruhe Bargeld, Kredit- und Kontokarten, Goldkette, Autoschlüssel, elektronische Geräte, Markenkleider mitgehen zu lassen. Da hat sich schon manch einer füdliblutt auf dem Boden der ausgeräumten Wohnung wiedergefunden. Aber Erinnerungsvermögen hinterher ausgelöscht. Lücke. Also Achtung: Die Polizei Zürich weist darauf hin und warnt.
    Sandra war also wohl wehrlos, als der oder die Täter sie ins Wasser geworfen hat/haben. Schon brutal. Und der Müller ist jetzt so richtig wütend: Blühendes Leben so einfach vernichtet. Musik abgestellt. Mikrofon und Gitarre stehen leer.
    Sagt: «Hinterbliebene?»
    Manfred: «Sandra hatte keine Verwandten, sie war Einzelkind, die Eltern sind tot, die Grosseltern, Urgrosseltern und Ururgrosseltern auch.»
    Und der Müller: «Schon deprimierend, so viel tot.»
    Und Manfred beisst in eine leuchtend orange Karotte und bietet dem Müller eine an, und beide beissen hinein, es knackt, die Kiefer mahlen. Die Gedanken kreisen, weil das ist schon deprimierend: überall tot, tot, tot. Das macht dich fertig, auch wenn du schon mächtig viele Jahre bei der Polizei bist und einiges gesehen hast, auch wenig Appetitliches, aber daran jetzt nicht denken, weil gerade Mahlzeit.
    Und vielleicht ist der Vitaminschub wegen der poppigen Karotte schuld, dass der Müller etwas infantil denkt: «Mahlzeit, Zahlmeit.» Also wohlverstanden: Die Karotte ist nicht schuld, dass Müller denkt. Sondern vielleicht der Karottenvitaminschub schuld, dass Metabolismus durcheinandergestört und der Müller denkt diese komisch-sinnlosen Wörter: «Mahlzeit, Zahlmeit.» Ich meine, ehrlich, so ein Quatsch. Heisst nichts. Und indessen urplötzlich schaut aber Polizist Bucher Manfred dennoch gleich vom Rüebli weg und dem Müller scharf ins Gesicht und sogar in die Augen, wo bekanntlich die Fenster der Seele sind, so Augustinus. Und der Müller desgleichen zu Bucher Manfred, und Augen verengen sich zu entschlossenen Schlitzen und Beweis: Gedanken lesen möglich.
    Das ist kein esoterischer Schnickschnack, sondern real: Manfred hat dem Müller sein Denken gehört: «Mahlzeit, Zahlmeit.» Rätsel. Und wenn man ergänzt, dann heisst es: «Zahlen, Meitli», also Deutsch «bezahlen, Mädchen». Und hat die Intuition den Be- oder mindestens Hinweis geliefert, dass Motiv = schnöder Mammon, also Geld.
    Sie werden sagen: «Das ist doch kein Beweis, nur weil der Müller blöd von der Hitze mit Buchstaben jongliert. Und er hat es ja nicht einmal ausgesprochen, sondern Bucher Manfred hat diese Gedanken nur gelesen.» Ja gut, sicher, vielleicht kein «Beweis» im naturwissenschaftlichen Sinne, da wäscht dir schon jeder Bezirksrichter die Kappe. Aber die Welt ist nun mal nicht nur Naturwissenschaft, sondern hat auch etwas Metaphysisches in sich drin, Irrationales, Intuition, Gefühl. Auch Männer haben ein Gefühl. Nicht immer gerade circa Voodoo oder Katholisch oder so, aber so Sachen, die irgendwie nicht mit Pythagoras und Episthenes’ Substanzerhaltungsaxiom zu erklären sind.
    Nach der Fahndung fragt Müller Beni jetzt Bucher Manfred, wegen der zwei Schüsse, die in die Wand von Johnnys Küche eindrangen heute Morgen. Doch Manfred sagt, die Suche hat noch nichts ergeben. Keiner mehr da, als die Streifenwagen kamen. Aber er verspricht, dass die Polizei da dranbleibt, natürlich. Und Mark Huber, den mutmasslichen Schützen (Aussage Johnny Maurer), hat er auf seinem Radar ganz rot angestrichen.
    Sie essen zusammen eine weitere Karotte, einen Selleriestängel, der Müller spürt die Müdigkeit nach so vielen Worten und Befragungen. Obwohl es unter den Bäumen auf der Bank beim Kanzleischulhaus verhältnismässig kühler ist als in der Sahara zur Mittagszeit.
    Doch plötzlich fragt Manfred schon wieder: «Wann nimmst du den Dienst wieder auf? Du bist ja wieder voll am Rotieren.»
    Und der Müller weicht etwas aus, druckst herum, sagt schliesslich: «Früher oder später überlege ich’s mir.»
    Das heisst wenig, aber immerhin: Der Müller denkt also noch immer an seine Polizeizugehörigkeit und will sie nicht ungeschehen machen.
    Und sie trennen sich nach einigen weiteren Gemüsestängeln. Manfred zurück in die Polizeiwache, der Müller nach Hause, Badetuch holen. Dann Tram 14 bis Bahnhof, dann der Limmat entlang runter ins Flussbad Oberer Letten.
    Obsession, könnte man fast denken. Für Müller ist es Freizeit. Im

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